Deutsche Pioniere II - Rüdiger von Nitzsch (EFi)

Erstellt am 1. April 2010 von Pseudoeconomist

Heute im Fokus: Börsenpsychologe Prof. Dr. Rüdiger von Nitzsch, bekennender Kritiker der neoklassischen Theorie und des Homo Oeconomicus sowie Leiter des Lehrstuhls für Entscheidungsforschung und Finanzdienstleistungen (EFi) an der RWTH Aachen.

Das EFi forscht hinsichtlich des menschlichen Entscheidungsverhaltens bei finanziellen Entscheidungen, wobei neben den Marktteilnehmern an der Börse auch Privatkunden, Manager und professionelle Investoren im Blickfeld der Beobachtungen und Analysen stehen. Veröffentlicht werden viele diese Erkenntnisse unter anderem im "Insider-Barometer" im Handelsblatt, welches den generellen Trend im Kauf- und Verkaufverhalten von Managern ("Unternehmensinsider") im Rahmen der Regelung zur Publizitätspflicht für "Directors' Dealings" auswertet - denn niemand kennt ein Unternehmen so gut wie dessen Spitzenmanager. Zwar liegen diese Insider garantiert nicht immer richtig (Overconfidence!), erkennen Chancen und Risiken jedoch häufig vor der breiten Masse, so dass unter dem Strich ein Blick auf deren Verhalten lohnt.


Bekannt ist von Nitzsch zudem als Autor des Standardwerkes "Behavioral Finance. Gewinnen mit Kompetenz", welches aus der Kooperation mit Joachim Goldberg entstanden ist, über den ich bereits berichtet habe. Die Publikationsliste findet man auf der Seite vom EFi, einen "etwas" älteren Aufsatz (vermutlich aus dem Jahr 1999) mit dem Titel "Behavioral Finance: Erkenntnisse einer verhaltenswissenschaftlichen Kapitalmarktforschung" gibt es hier als PDF im Volltext. Wer mehr oder aktuelleres von Professor von Nitzsch lesen möchte, muss leider auf die wenigen Interviews oder kostenpflichtigen Beiträge zurückgreifen, Open Access ist noch nicht angekommen.
Eines dieser Interviews mit Rüdiger von Nitzsch, nämlich in der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahre 2008, wurde unter dem Titel "Männer spekulieren wilder als Frauen" veröffentlicht, was kürzlich - insbesondere im Hinblick auf die Ursachen dieses Verhaltens - auch ein großes Thema im New York Magazine war.
"Zwischen männlichen und weiblichen Privatanlegern gibt es tatsächlich Unterschiede. Neben einer erhöhten Risikoneigung der Männer ist insbesondere zu beobachten, dass Männer – und hier insbesondere jüngere Männer – stärker zur Selbstüberschätzung neigen als Frauen. Aber dieses Ergebnis überrascht uns nicht, oder?"

Dieses Zitat von Professor von Nitzsch stammt aus einem Sonderbeitrag im Lyxor Exchange Traded Funds Magazin zum Thema Behavioral Finance (Ausgabe 06, März 2008).