Deutsche Möbelindustrie wuchs 2011 um 6 %

„Nichts ist spannender als die Wirtschaft“ – dieser Slogan gilt momentan mehr denn je. Auf ein wenig Spannung könnten wir zugunsten verlässlicherer Zukunftsaussichten aber derzeit sicher gerne verzichten. Doch die Zeiten sind nicht so – und werden es absehbar auch nicht werden. Und ganz so schlecht lebt es sich zumindest in Deutschland trotz Euro- und Schuldenkrise nun auch wieder nicht. Drei Prozent Wirtschaftswachstum im gerade zu Ende gegangenen Jahr 2011, niedrige Inflation, niedrige Zinsen, historisch niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Realeinkommen und steigende Konsumausgaben. Da waren wir schon einmal schlimmer dran. Und auch 2012 droht trotz einer zu erwartenden Delle im Winter keine Rezession, sondern ein weiteres, wenn auch verlangsamtes Wachstum von gut einem halben Prozent.

Die deutsche Möbelindustrie blickt deshalb verhalten zuversichtlich auf das gerade begonnene Jahr 2012 und erwartet ein nominales Umsatzwachstum von gut zwei Prozent. Wir setzen hierbei auf einen soliden Inlandsabsatz, der getragen wird von weiterhin dynamischen Wohnungsbauinvestitionen und einem insgesamt ansteigenden privaten Konsum aufgrund von niedriger Arbeitslosigkeit, steigenden Realeinkommen und mangelnden Anlagealternativen.

Auch das Auslandsgeschäft bleibt aufwärtsgerichtet, wenngleich die Wachstumsraten des Jahres 2011 wegen der abflauenden Konjunktur in Europa nicht erreicht werden können. Mit dem zu erwartenden Wachstum von bis zu drei Prozent wird die deutsche Möbelindustrie Ende des Jahres 2012 wieder ihr Umsatzniveau vor der letzten Krise Ende 2008 in Höhe von 17,2 Milliarden Euro erreicht haben.

Das vergangene Jahr 2011 werden unsere Möbelhersteller mit einem Gesamtumsatz von rund 16,7 Mrd. Euro abschließen, was einem nominalen Plus von rund sechs Prozent entspricht. Hierbei verlief das erste Halbjahr deutlich dynamischer als das zweite Halbjahr. Insbesondere die umsatzstarken Herbstmonate waren gekennzeichnet von einer zunehmenden Kaufzurückhaltung im Möbelhandel. Offensichtlich hat die europäische Schuldenkrise die Verbraucher – hoffentlich nur vorübergehend - verunsichert. Statistisch abgerechnet bis Ende Oktober 2011 lagen die Hersteller-Umsätze um 7,1 Prozent im Plus. Wegen der nachlassenden Dynamik wird sich dieser Wert für das Gesamtjahr 2011 noch leicht reduzieren.

Nicht übersehen werden darf, dass die drastisch gestiegenen Holzpreise sowie die erhöhten Lohn- und Materialkosten die Erträge der Unternehmen im vergangenen Jahr deutlich unter Druck gesetzt haben.

Mit Blick auf die Segmente stechen insbesondere die von den Investitionen getriebenen Büromöbel mit einem Wachstum von 18 Prozent hervor. Wohn- und Küchenmöbel liegen um 6,2 bzw. 6,0 Prozent im Plus. Matratzen können ihre Umsätze um 3,3 Prozent steigern, während Polstermöbel statistisch um 3,1 Prozent im Minus, realistisch jedoch eher auf Vorjahresniveau liegen.

Derzeit beschäftigt die Möbelindustrie rund 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 524 Betrieben (ab 50 Mitarbeitern). Damit stieg im vergangenen Jahr die Beschäftigung in unserer Branche um ein Prozent (900 Mitarbeiter) an.

Positive Impulse kamen im Jahr 2011 besonders aus dem Exportgeschäft, das im Jahresverlauf um 11,1 Prozent zulegen konnte. (Inland: +5,7 %).

Obwohl das größte Absatzgebiet der deutschen Hersteller mit gut 70 Prozent nach wie vor die Europäische Union ist, konnte sich dieser Wirtschaftraum bezogen auf die Exporte mit +8,8 Prozent nur leicht unterdurchschnittlich entwickeln, während insbesondere Asien mit einem Plus von 26,4 Prozent deutlich überdurchschnittlich gewachsen ist. Außerhalb der EU, jedoch innerhalb Europas konnte besonders die Schweiz zulegen, die als zweitwichtigster Markt 16,4 Prozent mehr deutsche Möbel geordert hat als im Jahr zuvor.

Im Absatzmarkt Nr. 1 der heimischen Hersteller, in Frankreich, wurde ein Wachstum von 13,3 Prozent erzielt. Erfreulich sind auch die Zuwächse im Möbelland Italien, wo deutsche Einrichtung immer beliebter wird und in 2011 um 14,4 Prozent zulegen konnte. Italien schiebt sich damit auf Platz 7 der deutschen Zielländer – und das trotz der dortigen Staatsschuldenkrise und der damit verbundenen Verunsicherung der Verbraucher. Nach Polen (Nr. 9) legte der Export um stolze 20,1 Prozent zu, wobei hier eine relativ hohe Veredelungs-Quote enthalten ist. Beeindruckend ist auch der Zuwachs in China, der mit 57,5 Prozent zu Buche schlägt und mittlerweile ein Niveau wie die USA erreicht hat.

Trotz der Erfolge im Ausland konkurriert die deutsche Möbelindustrie nach wie vor mit den Importen auf den deutschen Markt. Die Einfuhren legten hier im Jahresverlauf um gut 6 Prozent (6,2 %) zu. Da die deutschen Hersteller im Inlandsgeschäft ein ähnlich hohes Wachstum aufweisen (+5,7 %), gehen aktuell nicht mehr so viele Marktanteile verloren wie in der Vergangenheit.

Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Einfuhren aus China, die im Jahresverlauf sogar leicht (-0,7 %) rückläufig waren. Zulegen konnten die Importe hingegen insbesondere aus Polen (+8,7 %), aus Ungarn (+12,5 %) und aus der Türkei (34,2 %). Die Türkei ist mit diesem Anstieg und einem Gesamtimportvolumen von 280 Mio. Euro mittlerweile zum siebtwichtigsten Importland avanciert.


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