Nach schmerzhaften Rückgängen im Gesamtjahr 2009 von 11,4 Prozent kann die deutsche Möbelindustrie jetzt eine ausgeglichene Halbjahresbilanz 2010 vorlegen. Die Umsätze der Herstellerbetriebe liegen mit einem kleinen Minus von 0,4 Prozent auf 7,6 Mrd. € nahezu auf Vorjahresniveau. Damit ist die Krise auch für die heimische Möbelindustrie überstanden.
Zum ausgeglichenen Halbjahresergebnis tragen vor allem die Kastenmöbelhersteller mit einem erfreulich deutlichen Umsatzplus in Höhe von 7 Prozent auf 3,1 Mrd. € bei. Auch die Küchenmöbelhersteller erzielten ein Plus und konnten ihren Umsatz um 0,4 Prozent auf 1,9 Mrd. € steigern.
Eine rückläufige Geschäftsentwicklung mussten dagegen die Hersteller von Büromöbeln verkraften, deren Umsätze sich von Januar bis Juni 2010 statistisch um 9 Prozent auf rund 800 Mio. € reduzierten. Eine Erhebung des Verbandes der Büromöbelindustrie (BSO) sieht allerdings schon für das 2. Quartal eine deutliche Trendumkehr und spricht für diesen Zeitraum von einem Umsatzanstieg von 5,8 Prozent. Auch der Auftragseingang habe sich bei den Unternehmen deutlich verbessert.
Die Ladenmöbelhersteller lagen knapp 1 Prozent (-0,8 Prozent) unter dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von knapp 600 Mio. €.
Damit zeigt sich, dass die Investitionsgüter innerhalb der Möbelindustrie deutlich schlechter laufen als die Konsumgüter: während sich Unternehmer und öffentliche Auftraggeber nach wie vor noch eher zurückhalten, investieren die privaten Haushalte wieder verstärkt in den Bereich Wohnen und Einrichten.
Unter dem Strich sehen wir eine eindeutige Umkehr des negativen Trends des vergangenen Jahres und die berechtigte Hoffnung auf ein stabiles 2. Halbjahr mit einem erfreulichen Herbstgeschäft. Genährt wird diese Hoffnung aus einem schon positiven 2. Quartal 2010, dass einen Umsatzanstieg von 1,1 Prozent brachte, während das 1. Quartal mit 2 Prozent Rückgang noch negativ war. Alleine der Juni dieses Jahres brachte der Möbelindustrie einen Anstieg der Umsätze in Höhe von 4,5 Prozent.
Der ifo-Index der Erwartungen für die nächsten sechs Monate ist im Juli 2010 gegenüber dem Vormonat um 19 Saldenpunkte und gegenüber dem Vorjahresmonat um 35 Saldenpunkte gestiegen. Erstmals seit über zwei Jahren liegen die Geschäftserwartungen in der Möbelindustrie somit wieder deutlich im positiven Bereich.
Das Exportgeschäft der deutschen Möbelindustrie zieht seit einigen Monaten wieder spürbar an. Nach einem Rückgang des Auslandsgeschäftes von 15 Prozent im vergangenen Jahr sind die Erlöse im Ausland von Januar bis Juni 2010 wieder um 8,4 Prozent auf 3,9 Mrd. € gestiegen. Hierbei sehen wir nahezu von Monat zu Monat eine aufsteigende Tendenz: Januar -3,4 Prozent, Februar +3,2 Prozent, März +14,1 Prozent, April -2,6 Prozent, Mai +26,5 Prozent, Juni +13,3%.
Besonders erfreulich ist, dass für die deutsche Möbelindustrie wichtige Exportmärkte wie Frankreich oder die Schweiz mit 16,3 Prozent bzw. 9,1 Prozent wieder deutlich zulegen.
Insbesondere die asiatischen Länder wie China (+71,4 Prozent), Südkorea (+134 Prozent) und die Vereinigten Arabischen Emirate (+31,3 Prozent) weisen - wenn auch noch auf recht niedrigem Niveau - die höchsten Zuwachsraten aus und zeigen unser hohes Zuwachspotential in wichtiger werdenden Märkten.
Schwierig für die deutsche Möbelindustrie ist die Entwicklung im drittwichtigsten Exportland, den Niederlanden (-10,1 Prozent) und in den USA (-3,7 Prozent). Der britische Markt hat sich dagegen stabilisiert und weist ein Wachstum von 3,7 Prozent aus.