Deutsche Meisterschaft Mitteldistanz 2018

Von Wonseong

Puuh, ich hatte ganz vergessen, wie anstrengend so eine Mitteldistanz sein kann. Insbesondere, wenn man im Grunde nicht ausreichend vorbereitet ist. Das soll nun weder als Jammerei, noch als Rechtfertigung rüberkommen…einfach nur die nackten Fakten. Und das ist ja auch das Schöne am Sport im Allgemeinen und am Ausdauersport im Speziellen: Du kannst da (fast) nichts faken und Leistung ist vor allem eine Frage der ehrlichen, harten Arbeit und des Fleisses. Mit sage und schreibe 348,4 Laufkilometern in diesem Jahr, einem immer noch schmerzhaften Sprunggelenk und davon ausgehenden weiteren Zipperlein (Wade, Hüfte, ach, lassen wir das…) kann man einfach keinen Blumenstrauß gewinnen. Aber ich mache auch keinen Hehl daraus, dass es ein wenig traurig stimmt, wenn einem die Vergleichsgruppe ausgerechnet auf der Paradedisziplin Laufen mehr als 6 Minuten abnimmt. Aber dazu später mehr…

So viel vorab: Das Orga-Team des Triathlon Ingolstadt hat sich wirklich viel Mühe gegeben, äußerst modern und aktuell die Social-Media-Kanäle bespielt, spannende Infos (s.o.) und v.a. die Wassertemperatur ständig weitergegeben. Das hat nicht verhindern können, dass die Regeln nun mal so sind, wie sie sind und entsprechend auch bei Badewasser-Temperatur von über 24°C MIT Neo geschwommen wurde. Naja, so durften wir schon nach dem Schwimmen leicht durchgekocht an Land gehen…

Am Samstag-Mittag angereist (easy), Radstrecke angeschaut (easy) und dann die Startunterlagen abgeholt. Dabei fällt sofort einer der großen Schwachpunkte dieses Wettkampfs auf: Es ist ein Rennen DER LANGEN WEGE. Quasi das Gegenteil von Saalfelden vor zwei Wochen, wo alles (ja, auch der Parkplatz!!) innerhalb einer Gehzeit von maximal 2 Minuten erreichbar war, sind wir hier gefühlte Stunden gegangen. Absolut nichts ist zentral, Wechselzone, Schwimm-Ein- und Ausstieg, Startunterlagen und Parkplätze (meilenweit weg), Duschen und After-Race-Beutel. Man fragt sich, ob irgendjemand dort schon mal etwas von Prozessoptimierung gehört oder sich überhaupt Gedanken gemacht hat.

Danach Rad einchecken. Positiv fällt auf, dass die Wechselzone üppig dimensioniert ist – massig Platz für die über 2600 Athleten über die verschiedenen Distanzen (allein 900 über die Mitteldistanz – Limit!). In der Unterkunft chillen wir noch ein wenig, bevor wir zu einem guten Italiener gehen, hausgemachte Pasta genießen und früh ins Bett gehen.

Am Morgen dann früh aufstehen, Auto parken und die gefühlt 300 km zum wirklich perfekten See latschen. Alles ist noch ruhig und es liegt diese leichte Anspannung vor einem großen Rennen in der Luft. Natürlich hat es ausgerechnet am Abend zuvor (trotz massiver Gewitterwolken) weder gewittert noch geregnet. Und natürlich ist der Himmel wolkenlos und es soll RICHTIG heiß werden. Bestes Onkel Jörgi-Wetter also…NICHT!

Immer wieder renne ich in die TSV Frickenhausen-Fraktion (Ralf, Rainer & Ingo sind auch am Start) sowie Familie Moroff, wo Papa Martin in der M45 startet und Tochter Luisa in der Elite. Jetzt nochmal alles in der Wechselzone herrichten. Unbedingt die Socken in die Laufschuhe stopfen – es wird 100% auf staubigen Schotterwegen gelaufen und da will ich nichts riskieren. Dann nochmal eine gepflegte Darmentleerung, allen viel Glück, Spaß und Erfolg wünschen und ein bisschen chillen.

Natürlich wurde ich mal wieder in die letzte Startgruppe gesetzt – war ja irgendwie klar. Aber dass die Organisatoren wieder einmal jegliches Fingerspitzengefühl für Startgruppen-Einteilungen vermissen lassen…ja, das ist einerseits schon gewissermaßen Standard und gerade bei Meisterschaften Gesetz. Ich frage mich wirklich, ob die Leute würfeln oder sich einfach null-komma-null Gedanken machen und jegliche Erfahrung  fehlt. Später nimmt das Desaster dann wie zu erwarten seinen Lauf. Wir müssen durch hunderte anderer Athleten slalom durchschwimmen (was sowohl uns, als auch die langsameren Schwimmer nervt). Und selbstredend geht das beim Radfahren so weiter. Nicht witzig, einfach nicht witzig. Und gefährlich obendrein! Und natürlich wird auf diese Art der latenten Windschatten-Problematik auf so einem relativ flachen Radkurs noch Vorschub geleistet.

Das Rennen selbst

Es wird in 5 Minuten-Abständen gestartet. Die Elite ohne Neo um Punkt 8 Uhr, wir als letzte Startwelle um 8:25 Uhr. Dazwischen so groteske Kombinationen wie M40 & M55, sowie alle Frauen und Staffeln. Nein, man muss es nicht verstehen…

Ich komme im Grunde ganz gut weg und finde gute Füße. Als es mir zu langsam geht, schwimme ich mal 100 m nebenher, nur um zu sehen, dass ich auch nicht schneller könnte und das viel mehr Kraft kostet. Also wieder zurück ins Glied und mitpaddeln. So richtig schnell sind wir dann nicht, aber die Abstände zu den bekannten Schwimmern gehen halbwegs in Ordnung. Nach einem ordentlichen Wechsel geht’s hinauf in die absolut schattenfreie, leicht wellige Radstrecke mit gefühlt allen 2.600 Athleten. Wir müssen auch hier tatsächlich hunderte Kollegen überholen. Alles läuft normal. Ich bin aber schon froh, als im kleinen Dörfchen Unterstall die Verpflegungsstelle auftaucht. Und ich werde auch gleich wieder daran erinnert, was ich am meisten an meinem Compressport-Zweiteiler schätze – er hält die Feuchtigkeit extrem gut und mich damit angenehm lange kühl. Langsam aber sicher nimmt die Athletendichte etwas ab und man kann auch endlich mal den Kopf runter nehmen. Die Temperaturen steigen unaufhörlich und ich spüre deutlich, wie mir das schon wieder viel zu heiß ist zum aktiven Sporttreiben. In einer ganz akzeptablen Zeit schiebe ich mein Rad in die T2, zieh mir meine Söckchen an und trabe hinaus auf die bärenheiße Laufstrecke (4 x um den See), die glücklicherweise im hinteren Teil deutlich mehr Schatten anbietet. Mehr als langsames Joggen ist zuerst einmal nicht drin und meine Hüfte macht sich bereits nach wenigen Minuten bemerkbar. Dafür hält aber die Wade, allerdings habe ich dafür auch extra die  „Wadenwärmer“ von Compressport angezogen. Dazu nähere ich mich wie üblich der „Kernschmelze“. Netterweise haben die Organisatoren eine weiter bei diesen Wetterbedingungen eine zusätzliche reine Wasserstelle am hinteren Ende des Sees eingerichtet, was für große Freude bei den Athleten sorgt. Ich schleppe mich dann irgendwie von Wasserloch zu Wasserloch, habe das Gefühl, dass ich hintenraus nochmal eher besser ins Laufen reinfinde und finishe das Rennen achtbar in 4:23:50 auf Platz 7 der M50. Naja, nicht toll, aber den Umständen entsprechend ganz zufriedenstellend. Mehr kann man mit so vielen „Problemzonen“ und so wenig Training einfach nicht erwarten. Überdies ist das Podium in der AK brutal gut besetzt und die Top-Zeiten wären auch an einem normalen Tag kaum erreichbar – dafür bräuchte ich einen richtig guten Tag.

Im Ziel dann die erste Priorität für mich: Schatten (viel zu wenig verfügbar) und kaltes Wasser. Super Idee an so einem Tag: Ein Typ mit Schlauch duscht einen auf Wunsch mit schönem, kalten Wasser ab und es gibt große Bottiche mit Bechern zur Selbstbedienung. Dann treffe ich auf Michael Kimmann, der mich gewohnt locker und schnell beim Laufen überholt hat und alles für eine Podiumsplatzierung getan hat. Leider geht auch er mit Platz 4 leer aus. Vorne sind ganz klar und deutlich und mit brachial guten Zeiten Udo van Stevendal, mein ehemaliger Team-Kollege und Urgestein Matze Klumpp, sowie Local Hero Harald Funk.

Derweil siegt sein Sohn Frederick Funk in der Elite überlegen. Dahinter erläuft sich der für den TV Mengen startende Patrick Reger mit Laufbestzeit noch Platz 2 vor dem Spitzenschwimmer Lukasz Wojt. Erstaunlicherweise geht auch Dominik Sowieja medaillentechnisch leer aus (er verliert einfach zu viel Zeit beim Radeln). Und bei den Mädels freut es mich besonders, dass „unsere“ Luisa Moroff den Titel holt. Einziger Wermutstropfen ist, dass – wie ich das nun schon bei mehreren DMs erleben durfte – gleich mehrere AK-Athletinnen schneller unterwegs sind und das Elite-Podium nicht mal voll wird. Da die Einen mit und die Anderen ohne Neo schwimmen mussten, sind die Zeiten aber natürlich auch nicht voll vergleichbar.

Fazit

Ein schönes Renn-Wochenende mit einem wirklich gut organisierten und würdigen DM-Rennen geht zu Ende. Der Wettkampf war sicherlich sowohl organisatorisch (ein paar konstruktiv gemeinte Ratschläge s.o.), als auch für mich nicht optimal. Aber es hat Spaß gemacht und mir mal wieder aufgezeigt, wie hart so eine Mitteldistanz sein kann. Es tut schon etwas weh, wenn die Kollegen, denen man normalerweise ein paar Minuten beim Laufen abnimmt, nun den Spieß umdrehen und man sich auf der Laufstrecke so langsam fühlt, als wenn das ein regeneratives Jöggerchen wäre.

Race Stats

  • Wetter: Sonne satt, heiß und schwül bei 28°C im Schatten (von dem es nur wenig gab), Wasser offiziell (in 1 m Wassertiefe) gemessene 24,1°C
  • Platzierung: 79. Platz overall (7. M50)
  • Zeiten: 30:06 (5. Swim) – 1:56 (T1) – 2:19:06 (15. Bike) – 1:10 (T2) – 1:31:35 (7. Run) = 4:23:50 gesamt
  • Equipment: Zone3 Vanquish Neo + Goggles, Copmpressport-Zweiteiler, Fuji Norcom Straight TT-Bike, Casco Speetime-Helm und Scott Tri-Radschuhe, Asics DS Racer Laufschuhe
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