Netzfund:
Zur Legitimation des Radikalen
Das Top-Thema seit drei Tagen ist der Drohnenangriff auf Soleimani. An der Berichterstattung durch deutsche Leitmedien, wird erneut, diesmal aber in erschreckender Dimension klar, in welch reaktionärem Aggregatszustand sich die deutsche Politik der Gegenwart befindet.
Zum Geschehen. Da wird per minimalinvasiver Operation durch einen NATO-Verbündeten ein Mann getötet, dessen Rolle als Massenmörder und Terroristenführer in den vergangenen Jahren unumstritten ist und der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für die jüngsten Angriffe auf die amerikanische Botschaft in Baghdad verantwortlich war. Da wird seitens der USA offiziell erklärt, dass es hier nicht um Kriegslust sondern um die Liquidierung eines äußerst gefährlichen Verbrechers ging. Einem Typen also, der nicht sonderlich weit von Osama bin Laden zu verorten war. Die altbekannten Reflexe flimmern über die Bildschirme. Das pathetische Tremolo, mit dem Vergeltung, Rache und Anschläge gegen die Erzfeinde USA und Israel angekündigt werden. Die brennenden Fahnen. Die von Tausenden in die Luft gereckten Fäuste. Schließlich wüste Raketenangriffe auf israelische Ziele. Ein Land wohlgemerkt, das es trotz mannigfaltiger Gelegenheiten in den letzten Jahren wohlweislich vermieden hatte, diesen heiklen Job an Stelle der USA zu übernehmen.
Wie reagieren deutsche Medien? Eindeutig. Die journalistischen Betroffenheitsliebhaber teilen mit unverhohlener Sympathie die Perspektive eines vom kriegslüsternen Imperialisten Trump gebeutelten Volks. In allen Einzelheiten werden die Abläufe der Trauerfeierlichkeiten und des Märtyrerbegräbnisses geschildert. So als ob da soeben ein verdienter Staatsmann und Botschafter des Friedens von heimtückischen Invasoren aus dem Leben gerissen worden wäre. Man sieht wohlkalkulierte Zusammenschnitte aus weinenden Iranerinnen, tausendköpfigen Massenprotesten und dem großporigen Imperator des neoliberalen Schattenreichs jenseits des Atlantik, der natürlich nichts anderes im Sinn hat, als im Alleingang den Weltfrieden zu gefährden und für den nun wir, die europäischen Friedensverkünder, die vergiftete Suppe durch Deeskalationsaufrufe, Truppenabzüge und diplomatischen Nachhilfeunterricht auslöffeln müssen. Kaum ein Wort zur verheerenden Blutspur, die der so verehrte Warlord im Nahen Osten hinterlassen hat.
Man erinnere sich. Noch vor kurzer Zeit galt eine ganz ähnliche Kommandoaktion unter Führung Obamas mitten in Pakistan als Heldentat, als Ausweis technologischer Überlegenheit des Westens, die der Gerechtigkeit letztlich zum Sieg verhalf. Bilder machten die Runde, die entschlossene Regierungsmitglieder bei der Liveübertragung der Intervention zeigten und die einhellig als Sieg über den weltweiten Terrorismus gefeiert wurde. Nein, einen solchen Triumph kann man einem Trump nicht überlassen. Hier gilt es, sich nolens volens auf die Seite der Mullahs zu schlagen, denen schon ein Herr Steinmeier als Vorreiter der politischen NeuORIENTierung immer wieder gern zu religiösen Festtagen Grußbotschaften zukommen ließ.
Der blinde Hass auf den erfolgreichen, aber eben gefährlich weit außerhalb der etablierten Selbstbereicherungssysteme agierenden Chef im Weißen Haus lässt offenbar in Sekundenschnelle vergessen, wem man da tröstend beispringt. Islamistischen Eiferern mit steinzeitlichen Frauenbildern und Sexualvorstellungen. Den, von der unsäglichen, angeblich syrischen Ein-Mann-Beobachtungsstelle für Menschenrechte so bezeichneten "gemäßigten" Rebellen - den Hisbollah-, Al-Nusra und Al Quds-Brigaden. Palästinensischen "Freiheitskämpfern". Gotteskriegern allesamt, die Israel lieber heute als morgen von der Landkarte tilgen würden und die weltweit den Islam samt Scharia als einzig legitimes Lebensmodell durchsetzen wollen. Übelste Antisemiten, deren Ideologie zwar hierzulande beinahe jeden Tag als abstraktes Phänomen verurteilt, so gut wie nie aber auf ihre eigentlichen Vertreter zurückgeführt wird.
Die bisher geltenden Fronten und Zugehörigkeiten scheinen für deutsche Journalisten inzwischen aufgelöst. Wer genau hinhört und hinsieht, dem dürfte es angesichts dieser neuen Parteinahmen schwarz vor Augen werden. Wir erleben ein unverhohlenes Kokettieren weiter Teile der Politik und ihrer schreibenden und sendenden Herolde mit dem Terror. Und zwar dem außerhalb und dem innerhalb Deutschlands. Nicht zuletzt die unheilige Allianz von Staatsjournalisten mit großstädtischen Prügelhorden, die sich inzwischen sogar vor den Sendezentralen aufbauen, um empörten Bürgern ihre geistlosen Nazistigmata aufzubrennen, sind Beleg genug, für eine katastrophale Radikalisierung des elitären Apparates.Ganz egal wie fortschrittlich sie sich auch geben, es ist nun mal kein Zufall, dass die Bundesregierung beispielweise mit der Muslimbruderschaft an einem Tisch sitzt und mit den reaktionären Islamverbänden mehr als kuschelt. Es ist kein Zufall, dass die Zusammenarbeit mit kritischen Ex-Muslimen beendet wurde. Es ist kein Zufall, dass der islamische Terror (Dschihad) hierzulande regelrecht unterstützt wird (durch illegale Einreisen, durch nicht erfolgte Abschiebungen, durch gerichtliche Milde, etc.). Die erneute Union aus Kirche, Islam und Sozialisten - wir kennen diesen Bund bereits aus den Zeiten des WKI und WKII - verfolgt ein und das selbe Ziel: Die Zerstörung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.