Immer wieder sind „Deutsche in der Schweiz“ zumindest in den Medien ein Thema, das polemisch diskutiert wird. Weshalb eigentlich; sollten sich Deutsche in der Schweiz nicht willkommen fühlen dürfen? Vier Überlegungen:
- Ungefähr 280‘000 Deutsche, das heisst, 0,34 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung (knapp 82 Mio.) leben und arbeiten in der Schweiz (Stand April 2012). Umgekehrt leben ca. 80‘000 Schweizer (1 Prozent der Schweizer Gesamtbevölkerung) in Deutschland. Jeden hundertsten Schweizer zieht es also ins nördliche Nachbarland, zu polemischen Diskussionen führt dies in Deutschland aber nicht.
- Nicht die deutsche, sondern die italienische Ausländergruppe ist die grösste in der Schweiz. Als vor über 150 Jahren italienische Gastarbeiter in die Schweiz kamen, mussten auch sie sich gegenüber Vorurteilen behaupten. Heute sind Italiener bei den Schweizern die beliebtesten Ausländer.
- Es ist erwiesen, dass die Schweizer Wirtschaft ein grosses Arbeitskräftepotenzial besitzt und von ausländischen Arbeitskräften profitiert, wenn nicht abhängig ist. Zwei Drittel der deutschen Einwanderer sind hochqualifiziert, arbeiten als Ärzte, Spitalpersonal, Ingenieure, Manager oder Uni-Professoren. Solange die Schweiz nicht genügend ähnlich qualifizierte Fachkräfte aus den eigenen Reihen liefert, sind Deutsche willkommene Fachkräfte. Besonders bei den technisch-mathematischen Berufen besteht in der Schweiz Rekrutierungsbedarf.
- Deutsche und Schweizer haben einen ähnlichen kulturellen Hintergrund. Vielleicht werden gerade deswegen Unterschiede stärker wahrgenommen. Wer kennt sie nicht, die Klischees: Deutsche gelten aus Schweizer Sicht als unhöflich, arrogant und Hierarchie gläubig. Schweizer dafür als spiessig, humorlos und reserviert. Wie auch eine Umfrage des SonntagsBlicks im letzten April bestätigt, bewahrheiten sich solche Vorurteile aber selten, lernt man eine Person tatsächlich kennen.