Bekannter als Catharina von Greiffenberg war bis ins neunzehnte Jahrhundert eine junge Dichterin aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, dem Frühbarock, die heute* kaum noch Beachtung findet: Sibylla Schwarz, eine Patriziertochter. Sie ist die erste Dichterin, die neben religiösen auch weltliche Themen in der Tradition der barocken Kunstdichtung gestaltet hat. Sibylla Schwarz starb bereits 1638 als Siebzehnjährige; um so erstaunlicher sind die mythologischen und literarischen Kenntnisse, die sich an ihren Dichtungen ablesen lassen. Der Poesie galt ihre ganze Neigung:
“Ich lasse wer da will mit seinen Haaren prangen
und diesen mit der Stirn und jene mit der Wangen
der eine rühme sich der falschen Freundschaft Brunst
und jener lobe Gelt, ich rühme mich der Kunst.”(Werke, 1650, II, Auff Herrn Bencken Nahmens-Tag)
Das Werk von Sibylla Schwarz umfaßt zum großen Teil Gelegenheitsdichtung zu Geburtstagen, Hochzeiten und Begräbnissen. Für den Barockdichter bestand kaum ein Unterschied zwischen dieser Gebrauchslyrik und der freithematischen Dichtung. In der literaturwissenschaftlichen Forschung wurde der Gelegenheitsdichtung bisher kaum Beachtung geschenkt. Damit blieb auch ein großer Teil des literarischen Schaffens von Frauen unberücksichtigt.
Aus:
Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Gedichte und Lebensläufe
Herausgegeben und eingeleitet von Gisela Brinker-Gabler
(Die Frau in der Gesellschaft)
FISCHER TASCHENBUCH VERLAG 1978 (Originalausg.)
43. – 44. Tausend: Juli 1991
ISBN 3-596-23701-7
Darin vier Gedichte von Sibylla Schwarz:
- Auff Ihren Abscheid auß Greiffswald, Gesang 84
- Ist Lieb ein Feur 85
- Lied 86
- Ein Gesang wieder den Neidt 87
*) also 1978!