Mittlerweile hat es der dümmste Kandidat und die geistig unbefleckteste Teilnehmerin geschnallt: ohne eine bewegende Biografie und große Emotionen ist der Konsument von Casting Shows wie " Deutschland sucht den Superstar" und "Germany's next Topmodel" nicht zwecks Voting ans Handy zu bewegen. Und wenn die Mädels und Jungs in den Shows ausnahmsweise nicht heulen - vor Glück, oder vor Selbstmitleid- dann wässern die Augen der Juroren nach: die etwas naiv rüberkommende Sängerin Mieze Katz bei DSDS und die abwechselnd vor kindlicher Freude überströmende, dann sich in Ergriffenheit verströmende Lena bei "The Voice Kids" lassen den Tränen gerne freien Lauf. Den Rekord an hysterischen, nur mehr abstoßenden Heul-Einlagen hält aber die am Donnerstagabend mit einem sehr flauen Finale zu Ende gewürgte Heidi-Klum-Show: wenn die Mädels in ihren von den Kameras gnadenlos protokollierten Selbstbewertungen schon keinen vernünftigen Satz rausbekommen und ihre ungeschulten Stimmen genauso nerven wie die von Heidi Klum, Weinen hilft allemal, zum Beispiel wenn es ums Haareschneiden geht oder ganz einfach um Mobbing. Diese Heulsusen wollen uns auf internationalen Laufstegen beglücken? Zurück in den Kindergarten bitte!
Wenn nicht alles täuscht werden wir morgen, Samstag, beim Eurovisions Contest den nächsten spektakulären Heulkrampf erleben: dann nämlich, wenn sich die österreichische One Man-One Woman-Show mit dem lyrischen Namen Choncita Wurst über den heute noch von vielen für möglich gehaltenen Sieg so freuen wird, dass sich der Damenbart kräuseln und die Kunstwimpern im Salzwasser ertrinken werden. Das Heulen und Zähneknirschen hat dann aber nur vorübergehend ein Ende: schon werden KandidatInnen für die nächsten Staffeln gesucht.