Deutsch-türkische Beziehungen & Freundschaft

Deutsch-türkische Beziehungen & Freundschaft

Mit der Gründung des Deutschen Reiches von 1871 bestimmten nicht mehr partikulare Bestrebungen der einzelnen deutschen Teilstaaten, sondern nationalstaatliche Interessen nun die Außenpolitik. Der Reichskanzler Otto von Bismarck (1815- 1898) gab seine anfängliche Zurückhaltung gegenüber dem Osmanischen Reich auf, als eine außenpolitische Öffnung für dieses Land angesichts gestiegener Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Russland ratsam schien. Für Bismarck schien das Osmanische Reich ein geeigneter Partner zur Eindämmung russischer Expansionswünsche. In drei Bereichen zeichnete sich das zunehmende deutsche Interesse an Kontakten zur Hohen Pforte ab:

Bündnispolitik: Das geheime Militärbündnis des Deutschen Reiches mit Österreich Ungarn von 1879 stellte aufgrund des großen Interesses der k. u. k. Monarchie für Balkan und Orientbelange erstmals eine indirekte Verbindung zum Osmanischen Reich her.

Militärische Zusammenarbeit: Bismarck genehmigte 1880 eine Militärmission ins Osmanische Reich, von der er sich Berichterstattung, Einfluss und militärstrategische Einsichten erhoffte. Ebenso unterstützte er Waffenlieferungen der Firmen Krupp (schon 1863 beginnend) und Loewe & Mauser (seit 1887), sowie Lieferungen der Schichau-Werft (Torpedoboote, seit 1886).

Wirtschaftliche Zusammenarbeit: Im September 1888 billigte Bismarck das Engagement der Deutschen Bank bei der Finanzierung der anatolischen Eisenbahn.

Einen befördernden Einfluss auf die Beziehungen der beiden Länder hatten das große Interesse für den Nahen Osten und die „freundschaftlichen Gefühle“ für das Osmanische Reich von Seiten Kaiser Wilhelms II (1851-1941).  Geblieben ist von Wilhelms Begeisterung für das Osmanische Reich vor allem eine verstärkte Dynamik in den Beziehungen beider Länder.

Mit dem Bereich des Militärbildungs- und Erziehungswesen betraut, baute Freiherr Colmar von der Goltz (1843-1916) intensive Kontakte zum jüngeren osmanischen Offizierskorps auf – ein nicht unwesentlicher Baustein für die spätere ‚Waffenbrüderschaft’ beider Länder im Ersten Weltkrieg.

Die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft endete mit der Übergabe des Kommandos von Liman von Sanders an Mustafa Kemal Pascha (1881-1938), den späteren Begründer der modernen Türkei Kemal Atatürk, am 31. Oktober 1918. Für die außenpolitischen Beziehungen beider Länder begann mit der Begründung der modernen Türkei (1920/23) und der Entstehung der ersten deutschen Republik 1918 ein neues Kapitel.

Der Reichsminister des Auswärtigen, Gustav Stresemann (1878-1929) signalisierte schon im Dezember 1923 die Bereitschaft für einen deutschtürkischen Freundschaftsvertrag, der dann am 3. März 1924 unterzeichnet wurde. Eine Aufstellung des Auswärtigen Amtes über die Ziele der deutschen Türkeipolitik vom Oktober 1927 bekräftigte das politische Interesse der Weimarer Republik an einer unabhängigen und Deutschland freundlich gesinnten Türkei, ebenso wie die wirtschaftlichen Interessen von deutscher Seite.

Eine Besonderheit der deutsch-türkischen Beziehungen der Zeit zwischen 1933 und 1945 lag in der Aufnahme deutscher Wissenschaftler in der Türkei, die vor dem nationalsozialistischen Regime hatten flüchten müssen. Die deutschen Emigranten, deren bekanntester Vertreter der spätere Regierende Bürgermeister von Berlin Ernst Reuter (1889-1953) war, trugen zur Entwicklung der modernen Türkei bei und wurden zugleich zu Multiplikatoren deutsch-türkischer Kontakte auf der persönlichen und auf der wissenschaftlichen Ebene.

Eine intensive politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Partnerschaft entwickelte sich unter

Konrad Adenauers (1876-1967) Kanzlerschaft (1949-1963). Die Adenauersche Türkeipolitik wurde im Großen und Ganzen von allen Bundesregierungen bis 1982 weitergeführt.

Ein neues Segment der deutsch-türkischen Beziehungen öffnete sich mit dem ‚Abkommen zur Anwerbung türkischer Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt’ vom 31. Oktober 1961, das eine Zuwanderung nach Deutschland eröffnete, die historisch ohne Präzedenz ist und damals in ihrem Ausmaß nicht absehbar war.

Die Türkei wurde für Deutschland nach dem Wegfall der sowjetischen Bedrohung von einem wichtigen Bündnispartner zu einem nützlichen Freund.

  • Verfasserin: Dr. Birgit Ströbel , Deutscher Bundestag , WD

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