Deutsch-tschechische Sicherheitsallianz

Von Urzeit


Sicherheitsallianz: Im „Gemeinsamen Zentrum der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit“ im ostbayerischen Schwandorf überwachen Polizeibeamte beider Länder gemeinsam den Grenzraum. Foto: ce-press
Polizeibeamte beider Länder überwachen vom ostbayerischen Schwandorf aus gemeinsam das Grenzgebiet.
Schwandorf/Petrovice (ce-press - internet-zeitung) – Ein tschechischer Autofahrer gerät in München in eine Polizei-Kontrolle und kann seinen Führerschein nicht vorzeigen – jetzt könnte eine Überprüfung des Mannes schwierig werden. Doch dank einer Einrichtung im ostbayerischen Schwandorf sind solche Kontrollen heute kein Problem mehr. Ein Anruf im „Gemeinsamen Zentrum der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit“ genügt: Dort können tschechische Polizisten in den nationalen Datenbanken alle Angaben des Mannes in München überprüfen – in Sekundenschnelle. 1730 solcher Führerscheinüberprüfungen hat das Gemeinsame Zentrum allein im vergangenen Jahr bearbeitet. Seit dem Wegfall der Zoll- und Personenkontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze vor gut drei Jahren sorgt das länderübergreifende „Polizei-Joint-Venture“ in Schwandorf erfolgreich für die Sicherheit im Grenzgebiet.
Eine der Hauptaufgaben des Gemeinsamen Zentrums ist die Erstellung von grenzüberschreitenden Lagebildern. Dazu werten die Beamten täglich die Informationen der Polizeidienststellen im Grenzgebiet aus: Gibt es Diebstahlserien von grenzüberschreitend agierenden Banden? Hinweise zu solchen Fragen können sich aus der Verknüpfung der Fälle im Grenzgebiet ergeben. Der Informationsaustausch machte dann auch mit über 3000 Fällen den größten Teil der insgesamt mehr als 13.000 Anfragen an das Gemeinsame Zentrum im vergangenen Jahr aus.
Insgesamt 91 deutsche und tschechische Beamte sorgen in dem länderübergreifenden Polizeizentrum rund um die Uhr für eine reibungslose Bearbeitung der Informationsflut, darunter auch 36 in der Außenstelle im tschechischen Petrovice an der Landesgrenze zu Sachsen. Von den 66 deutschen Beamten des Bundes und der Länder Bayern und Sachsen sprechen 10 perfekt Tschechisch. Aber auch die tschechischen Kollegen verfügen über exzellente Sprachkenntnisse.
Mit dem Überwinden der Sprachbarriere unterstützen die Beamten des Gemeinsamen Zentrums auch konkrete Fahndungen. Derzeit beschäftigt die Polizei in Hessen eine Autodiebstahlserie im Frankfurter Raum. Die Vermutung: Die gestohlenen Fahrzeuge werden nach Tschechien verschoben. „Wir laden dann die deutschen Polizisten gemeinsam mit den zuständigen Kollegen aus Tschechien zu uns ein, stellen Kaffee und einen Dolmetscher“, sagt Matthias Messer, der deutsche Koordinator des Gemeinsamen Zentrums. Das sei einfach und sehr hilfreich. Weitere Aufgaben des Zentrums sind die Hilfe bei der Suche nach Vermissten oder der Dienst als „nationaler Meldekopf“ im Falle von Katastrophen.
Der Erfolg der deutsch-tschechischen Sicherheitsallianz spiegelt sich auch in der Statistik wider. Denn entgegen vieler Befürchtungen ist die Kriminalität auch nach dem Wegfall der Grenzkontrollen Ende 2007 sowohl bayernweit, als auch in der grenznahen Oberpfalz weiter rückläufig. In der Oberpfalz wurden 2009 knapp 50.000 Straftaten registriert, das sind etwa 2000 weniger als noch 2006. Die Aufklärungsquote liegt dank neuer Fahndungseinheiten in den grenznahen Kreisen und der Oberpfalz sogar über dem bayerweiten Wert.