Titel: Detroit
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Mark Boal
Produktionsland: USA
Dauer: 144 Minuten
Erscheinungsdatum: 2017
Altersfreigabe: FSK 12
Log-Line:
Drama über die Aufstände von Detroit im Jahr 1967. Auslöser der Detroiter Unruhen war eine am 23. Juli 1967 durchgeführte Polizeirazzia in einer Bar ohne Ausschankgenehmigung. Mit 43 Todesopfern, 1189 Verletzten und über 7000 Verhaftungen gingen die fünftägigen Detroiter Unruhen in die US-Geschichte ein.
Als zwei Tage nach Beginn der Rebellionen auf der Anlage eines Motels Pistolenschüsse gemeldet werden, rückt die Polizei mit einem Großaufgebot an. Statt sachlich zu ermitteln, kommt es zu einer von Vorurteilen und Gewalt geprägten Razzia. Die anwesenden Motelgäste müssen sich einem gefährlichen Verhör unterziehen – in Isolation sollen sie durch Einschüchterung zum Geständnis gedrängt werden. Das lebensbedrohliche Machtspiel eskaliert und bringt schwerwiegende Folgen mit sich… ©ConstantinFilm
Meine Meinung:
Irgendwann im Sommer durchforste ich die Kinostarts für den Herbst und da fiel mir „Detroit“ ins Auge. Klang interessant, erst einmal Bernhard gefragt, ob er schon von dem Film gehört hat – hatte er nicht. Okay, normalerweise kennt er nahezu alle Filme, aber kann schon mal einer durchrutschen. Also fiel der Entschluss, dass wir ihn anschauen werden.
Filmstart 24.11.2017 – läuft in keinem Kino, naja, warten wir halt ein bisschen.
Zweite Dezemberwoche – läuft in einem einzigen Kino in Kärnten, um circa 22:40 Uhr – Film dauert 144 Minuten, sprich, man wäre so um halb zwei mit dem Film fertig. Ähmmmm … nein. Nennt mich alt, aber um halb zwei liege ich lieber im Bett.
Nachfrage in der großen Kinokette: „Komm Detroit bei euch?“
Antwort: „Keine Ahnung, kann sein.“
Im Zeitalter des Internets gibt es Mittel und Wege um einen Film zu sehen …
Und so waren nach den Film, folgende Fragen in meinem Kopf:
Wo ist die Werbung dazu? Wieso läuft er in keinem Kino, zu humanen Zeiten? Warum läuft er oftmals gar nicht? Und zum Teufel, warum gibt es dafür keine einzige Golden Globe Nominierung?!
Rassismus ist eines der aktuellsten Themen überhaupt, „Detroit“ schlägt in diese Kerbe, möchte vor Augen führen, was es bedeutet, Rassismus ausgesetzt zu sein und was tut die Filmwelt in Kärnten, bringt „Bad Moms 2“, „Daddy’s Home 2“, „Paddington 2“ und „Pitch Perfect 3“ – knuffelige oder witzige Unterhaltung, „Star Wars“ für die Aktion, aber kritische Themen? Nö, warum damit sich auseinandersetzen, wenn man es auch ignorieren kann. Und es ist nicht nur Kärnten, wenn man nicht gerade in Wien wohnt, wird es in Österreich schwer, den Film zu sehen.
1967. War sicherlich schlimm, was damals in Detroit passierte, aber es war 1967, könnte man sagen, heute ist die Welt nicht mehr so – Polizeigewalt, klar gibt es, aber doch 2017 nicht mehr aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit. Möchte man meinen, es gibt eine interessante Internetseite: https://mappingpoliceviolence.org/ die andere Werte zeigt:
Aber aber …. Schwarze sind halt einfach kriminaler ….. nope.
Zahlen, Zahlen …. diese Zahlen haben Gesicht, Geschichten und oft eines gemeinsam:
No officers have been charged with a crime for killing …. . (Kein Polizist wurde wegen Mordes an …. angeklagt).
Und damit wäre bis jetzt noch nicht wirklich was zum Film gesagt – die ersten 20 Minuten dachte ich, einen Reinfall gelandet zu haben, weil es absolut nichtssagend war, was gezeigt wurde – eine viel zu lange Einleitung, die man sicherlich hätte kurzen können, aber man wird fürs Durchhalten belohnt.
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, wurde durch Zeugenberichte aufgearbeitet, aber natürlich auch mit Eigeninterpretationen ausgeführt – es ist schwer als Außenstehender zu sagen, ob manche Szenen überspitzt dargestellt wurden, dass wird vermutlich nur ein Augenzeuge von damals entscheiden können, aber die Gewalt ist markerschütternd. Ich glaube, als hellhäutiger Mensch kann man es sich nicht mal annähernd vorstellen, wie es sein muss, aufgrund der Hautfarbe verurteilt zu werden. So surreal wirkte die Gewalt auf mich, so unsinnig.
In diesem Hotel waren auch zwei weiße Mädchen, sie haben mit den anderen Jugendlichen gefeiert – doch als die Polizei auftaucht, werden auch sie nicht von der Gewalt verschont, was einen noch deutlicher macht, wie die Spaltung funktioniert.
Hellhäutigen Menschen wird eingebläut, sich gar nicht erst mit dunkelhäutigen Personen abzugeben, weil daraufhin auch für sie „Konsequenzen“ anfallen.
Und ja, Detroit spielt im Jahr 1967, aber die Statistiken von oben zeigen, dass es genauso gut 2017 sein könnte, weil Rassismus heute noch besteht. Die Welt lernt, sicherlich, aber sie lernt wie eine Schnecke, unendlich langsam.
Anmerkung von Bernhard:
Yvonne hatte das große Bedürfnis, selbst eine Kritik zu dem Film zu schreiben, mit einem Thema, das ihr sehr am Herzen liegt. Und ja, die ersten (20) Minuten kann man getrost in die Tonne werfen – was auch der einhellige Tenor der Kritiker war. Und über die Präsenz in den Kinos bin ich ganz ihrer Meinung, vor allem, da mit Kathryn Bigelow sogar eine Regie-Oscar-Preisträgerin (für Hurt Locker) mit am Start ist!
Nachdem der Film (endlich) an Fahrt gewonnen hat, wurden die Charaktere gut in Szene gesetzt – sowohl die Opfer als auch die Täter. Die Spannung, wie auch die Grausamkeit steigt immer weiter, immer stärker. Innerlich kann man nur den Kopf schütteln, doch man kann die Augen davor auch nicht (mehr) verschließen.
Bigelow hat sicherlich Talent für sowas, auch wenn sie sich viel Kritik hat einstecken müssen – bereits vor dem Dreh – auch von Seiten der Afroamerikaner. Warum ausgerechnet eine „weiße Frau“ einen solch ernsten, „schwarzen Film“ realisiert. Aber Bigelow ist hart im Nehmen (hat sogar eine Ehe mit James Cameron überstanden) und
gibt zu, selbst unsicher gewesen zu sein:
In einem Interview mit der New York Times meinte die Regisseurin, sie wäre zuerst selbst nicht ganz sicher gewesen, ob sie als Weiße die richtige Person sei, diese Geschichte zu erzählen. Aber das ständige Wiederkehren ähnlicher Ereignisse und die Hoffnung, dadurch zur Diskussion beizutragen, hätten sie bestärkt, diesen Film zu machen: „To do nothing was not an answer.” Quelle