Destroyer: Nimmermüde

Destroyer: NimmermüdeDestroyer
„Poison Season“
(Merge)
“I’m now supposed to be attracting the ears of people who have more in common with my daughter than have in common with me” (SPIN), ein Satz, in den sich viel Wehmut packen läßt, wenn man das Leben nicht gerade so aufgeräumt reflektiert wie Daniel Bejar. Der Mann also, dem es unter dem Moniker Destroyer seit gut fünfundzwanzig Jahren gelingt, seine Anhänger (welchen Alters auch immer) mit unermüdlicher Neugier und dem damit verbundenen Facettenreichtum seiner Musik zu begeistern. Kaum eines seiner mittlerweile zehn Studioalben gleicht dem anderen, die stilistische Vielfalt verblüfft immer wieder – hatte er noch vor vier Jahren mit seinem bisherigen Meisterstück „Kaputt“ dem Synthpop der 90er auf bemerkenswert zarte Weise zu erneuter Blüte verholfen, tauscht er nun für „Poison Season“ die soften Beats und klassischen Songstrukturen gegen konzertante Scores und fulminanten Bigbandsound.
Die Dichtheit und Komplexität der aktuellen Stücke hat mit der Anzahl der verwendeten Instrumente und Tonspuren deutlich zugelegt, viele von ihnen erinnern deshalb nicht selten an die Kompositionen von Rufus Wainwright oder Ben Folds. Geklammert wird die Platte vom dreigeteilten „Times Square“, einer schwelgerischen Liebererklärung, mal Kammermusik, dann in der Vollversion als opulentes Orchesterwerk mit sattem Blech plus anschmiegsamem Saxophon und süffigen Streichern zum finalen Fadeout. Bejars Songs sind auf anspruchsvolle Art vollgepackt – schwungvolle Nummern wie das wild flackernde „Dream Lover“, jazzy hier („Forces From Above“), als Moritatenbegleitung dort („Hell“), bei „Archer On The Beach“ liefern sich Gitarre und Sax einen ausgeglichenen Wettstreit, „Midnight Meet The Rain“ wiederum kommt mit 70er-Reminiszenzen und Psychrockanleihen daher.
Um keine Idee verlegen, läßt der gebürtige Kanadier den Zuhörer erst im letzten Drittel etwas Zeit zum Atemholen – „Solace’s Bride“, „Bangkok“ und „Sun In The Sky“ klingen vergleichsweise zurückhaltend und laid back. Trotzdem: Ganz offensichtlich bereitet es Bejar und seiner kleinen Band viel Vergnügen, die neuen Stücke zu gleichen Teilen mit wunderbaren Melodien und künstlerischer Extravaganz zu füllen, dass dies nicht danebengeht, ist wohl zu gleichen Teilen seiner jahrelangen Erfahrung und der Qualität seines Songwritings und der Mitmusiker geschuldet. Für die nachfolgende Tour haben Destroyer vor allem kleinere Clubs und Theaterbühnen gewählt, man darf gespannt sein, mit welchem Aufwand und Personal Bejar das aktuelle Album zu präsentieren gedenkt. http://www.mergerecords.com/destroyer
09.11.  Luzern, Südpol
10.11.  Lausanne, Le Romandie
11.11.  St. Gallen, Palace
12.11.  Wien, Szene
13.11.  München, Kammerspiele
14.11.  Köln, Luxor
15.11.  Berlin, Lido

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