DESIGNLITERATUR: Typojournal

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Typojournal

Ausgabe 4: Das Schriftschaffen im deutschsprachigen Raum

Von Christian Finkbeiner

Von außen betrachtet haftet der Typografie ja etwas leicht Schrulliges an. Was für Eigenbrötler und Spezialisten. Doch bei genauerem Hinsehen lässt sich in den letzten Jahren ein Trend erkennen, der vom Gegenteil kündet: Die Beschäftigung mit Schriften wird zum Mainstream. Zahlreiche Veranstaltungen zum Thema finden regelmäßig statt. Ein bunter Mix aus jungen Gestalterinnen und Gestalter nutzt diese Angebote und kommuniziert über die neuen Trends. Da verwundert es wenig, dass immer mehr Typografie-Magazine auf den Markt drängen.

Eines davon ist das „TypoJournal“ der Seite7Designagentur aus Jena, die seit einigen Jahren mit der Webplattform Typografie.info das Fundament für das Magazin gelegt haben. Die Herausgeber Ralf Herrmann und Jörg Roßbach haben die aktuelle Ausgabe ambitioniert mit „Das Schriftschaffen im deutschsprachigen Raum“ betitelt. Klingt wie ein Zitat aus einer untergegangen akademischen Welt oder der spröden Hölle bürokratischer Handlungsanweisungen. Kommt der Idee eines historischen Ansatzes also durchaus humorig entgegen. Das Heft liegt mit seinen leicht kartonierten Seiten erst einmal angenehm sperrig in der Hand. Bis auf die wenigen Anzeigen, ist die grafische Gestaltung farblich dezent und sachlich aufgeräumt. Auf grelle Akzente wird weitestgehend verzichtet. Gleiches gilt für die zwei eingesetzten Schriften, die den weltanschaulichen Kleinkrieg der letzten Jahrhunderte aufnehmen: Frakturschrift versus Antiqua. Und damit eine gelungene Kombination erschaffen.

Die Texte stammen von Autoren, die sich professionell mit Typografie beschäftigen – sei es gestalterisch oder aus wissenschaftlicher Sicht. Im Mittelpunkt stehen geschichtliche Themen und Entwicklungen. Vom Ton her setzen die meisten Verfasser auf eine nüchterne Sprache ohne besondere Schnörkel. Ein Hauch von Sach- und Lehrbuch weht daher manchmal zwischen den Zeilen. Es geht u. a. um traditionsreiches wie Unternehmen („Linotype“), Gestalter („Justus Erich Walbaum“), Aufbewahrungsorte („Museum für Druckkunst Leipzig“) und Handwerk („Janz aus Blei jesetzt?“).

Sehr gelungenen sind die Abhandlung über die Gestaltung von Umlauten von Florian Hardwig („Ungewöhnliche Umlaute“) und Julia Kerschbaums kulturpolitische Betrachtung der Kurrent-Schrift („Als die Schrift laufen lernte“). Den einzelnen Artikeln kommt es zugute, dass sie sich über viele Seiten ausdehnen können. Was den Inhalten angemessen erscheint. Allerdings fasern sie gelegentlich auch mal aus und verlassen ihr Sujet, lappen ins Listenhafte. Und klar: es gibt inhaltliche und grafische Ausreißer („Schriftanbieter“, „Aus der Hochschule“). Zum Ausgleich gibt es dann so einen rührenden Text, wie den über das Buchstabenmuseum in Berlin von Sonja Knecht („Große Liebe“).

Insgesamt jedoch überzeugt das TypoJournal. Der Leser wird optisch verwöhnt und inhaltlich wohl versorgt. Ein Plus, von dem andere Magazine sich eine Scheibe abschneiden können. Zumal sich auch der Preis sympathisch von den gängigen Publikationen im Designbereich unterscheidet.

DESIGNLITERATUR: Typojournal

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TypoJournal: Das Schriftschaffen im deutschsprachigen Raum.
Ausgabe 4.
Seite7Designagentur.
113 Seiten. 9,90 €.
Zu beziehen über: http://www.typografie.info/


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