Als Ausgangsbasis für unsere Fahrt mit dem Glacier Express von St. Moritz nach Zermatt suchten wir uns eine angemessene Unterkunft. Da uns die St. Moritzer Grande Hotellerie weniger zusagt, wichen wir nach Madulain in das Designerhotel Chesa Stüva Colani aus. Der Name verspricht ja einiges, wie die Designkenner unter uns wissen…
Aussenansicht des Hotels beim Eindunkeln
Hotel Chesa Stüva Colani
Das kleine Designhotel liegt in Madulain, in einem idyllischen Engadiner Dorf ca. 12km von St. Moritz entfernt. Für den Transfer liessen wir uns vom Taxi-Limousinen Anbieter Blacklane.com überzeugen, ihren Service zu testen. Und siehe da, wer mit einer ganz grossen, schwarzen Limousine einfährt, bezahlt nicht mal besonders viel mehr als mit einem regulären Taxi! Dieses Erlebnis haben wir hier in Wort und Video beschrieben. Schon mal nicht schlecht für den Anfang!
Beim Eingang in die Lobby wird man als erstes von italienischen Designmöbeln in Empfang genommen. Ausser natürlich, der Hoteldirektor öffnet einem die Tür. Wie in unserem Fall ;-)
Ein riesiger Kronleuchter schwebt über einem langen Glastisch und eleganten, weissen Polsterstühlen. Nach diesem ersten Blickfang entdeckt das Auge viele weitere Details wie in der Luft hängende Bilderrahmen oder Kerzen in allen Variationen.
Begrüsst wurden wir vom italienischen “Direttore” Jean Georges Comin und Receptionistin Claudia. Wie sein Name suggeriert, ist er natürlich Franzose, aber sonst in Sizilien für die Exclusive Hotel Collection Gruppe tätig. Überhaupt scheint das ganze Personal (auch im Restaurant) italienische Wurzeln zu haben. Im Hotel wird mit einer Natürlichkeit italienisch parliert, als sei man in Bella Italia. Wobei in St. Moritz spricht auch (fast) alles Italienisch… Wir waren es also schon gewohnt.
Die Chesa Stüva Colani ist mit einem kleinen Spa (das ein türkisches Bad und Sauna beeinhaltet) und einem kleinen Gym ausgestattet. Etwas gewöhnungsbedürftig daran ist allenfalls, dass diese Bereiche gleich anschliessend an die Lobby liegen und man den Fitness-Anwärtern durch die Glasscheibe direkt zuschauen kann. Bei unserem Besuch war niemand fit, es war also schön geruhsam.
Die Zimmer und Suiten
Das Hotel verfügt nur gerade über 13 Zimmer; je drei Suiten und Junior Suiten wie auch Classic Superior und Classic Standard Zimmer stehen den Gästen zur Auswahl.
Die Zimmer sind einfach aber sehr praktisch und komfortabel eingerichtet mit jeder Menge Schränken und auch das Bad ist grosszügig konzipiert. Jedes Zimmer verfügt über eine Bodenheizung, die nach persönlichen Wünschen in verschiedenen Zonen unterschiedlich eingestellt werden kann.
Im ganzen Haus nimmt man einen behaglichen Duft vom Zirbelholz wahr. Er unterstützt merklich eine entspannende Atmosphäre, so dass wir uns bald nach Ankunft einen kleinen Power-Nap gönnten ;-)
Das Restaurant
Das Hotelrestaurant bietet für maximal 20 Gäste Platz und befindet sich im ältesten Teil der Chesa (Rätoromanisch für “Haus”). Es ist eher puristisch und einfach, aber dennoch stilvoll eingerichtet.
Auf der Vorspeisenkarte stehen neben Pasta weitere italienische Spezialitäten wie Broccoli Flan mit Parmesan Fondue oder Culatello di Zibello “Salumificio Peveri” mit eingelegtem Gemüse. Ich liess mir einen Räucherlachs an cremiger Blumenkohlsauce reichen. Als Hauptspeise versuchte ich mich an einem in Milch gekochten Stockfisch mit Buchweizen Polenta. Dieses Gericht kam nicht ganz an das Niveau des portugiesischen Stockfisches heran. Aber vielleicht idealisiere ich auch nur im Hinterher, was wir dort am Meer so alles Feines gegessen hatten…
Walter jedenfalls war mit seiner Kalbsbacke auf Kartoffelpüree und fritiertem Gemüse sehr zufrieden. Optisch brachte er sie zwar nicht zufriedenstellend auf ein schönes Foto, aber der Gaumen ist ja schliesslich wichtiger, Mann! Zum Dessert gönnte er sich dafür Karottenmuffins in einer Haselnuss-Suppe. In einem attraktiv bombierten Teller. Den hat er dann doch noch auf Celluloid bannen können. Bravo!
Erwähnenswert ist auch der beachtliche Weinkeller. Von Sassicaia über Ornellaia findet man hier – nebst den “normalen” Bündner Weinen – auch die edelsten Tropfen Italiens. Wer etwas unschlüssig ist, lässt sich vom Sommelier direkt im eleganten Weinkeller beraten, praktischerweise gleich anschliessend ans Restaurant.
Beleuchtung im Hotelrestaurant
Fazit:
Das Hotel eignet sich für Paare, die Design und Ruhe mögen und gerne in einer schönen Ambiance fein essen. Wegen des Spa-Bereichs braucht man nicht extra nach Madulain zu fahren. Da ist man in Wellness-Hotels sicher besser aufgehoben.
Für die Rückfahrt nach St. Moritz haben wir übrigens den Zug gewählt, da nicht klar war, wieviele Meter es in der Nacht schneien würde. Der Bahnhof liegt ca. 100 Meter vom Hotel entfernt und ist zu Fuss bequem erreichbar. Man sollte einfach nicht vergessen, auf den Halteknopf zu drücken (Halt auf Verlangen), sonst prescht der Zug an einem vorbei… Aber nicht zu früh sollte man drücken, sonst hält der Zug in der Gegenrichtung. Einmal drücken ist 15 Minuten gültig, das kann in der Schweiz natürlich manchen Zug betreffen. Aber es ist weniger kompliziert, als es jetzt hier klingt!
Und wer auch auf den Glacier Express will, braucht dann nicht mehr unbedingt bis nach St. Moritz zu fahren, denn der Gelati Express (wie der Kondukteur sagte) hält auch in Samedan. Oder Chur.
Grazie mille…
… an den “Direttore” für die Gastfreundschaft und Receptionistin Claudia für die ganze Organisation unseres Aufenthaltes!
Der Reisebericht Designhotel Chesa Stüva Colani – Gastfreundschaft all’ Italiana von Katja Birrer ist erschienen bei reisememo.ch - Schweizer Reiseblog über Design- und Boutique-Hotels.