BaFin-Aufseher knöpft sich Derivatemärkte vor
21.01.2012, 16:33 Uhr
„Die Derivatemärkte haben sich völlig losgelöst von den realen Märkten“, sagt der oberste Bankenaufseher der deutschen Finanzaussicht BaFin. Sein Fazit: „Da müssen wir noch viel stärker regulierend eingreifen.“ (Handelsblatt.com)
So lange es Derivate, superschnellen Computerhandel und keine Transaktionssteuer gibt, solange ist es eine Lüge zu behaupten, die Märkte würden die reale Situation von Staaten oder Unternehmen abbilden, geschweige denn helfen, die Finanzkrise aus eigener Kraft bewältigen zu wollen.
Das gleiche betrifft die Ratingagenturen, wenn sie in einer Wirtschaftsorganisation von Derivaten, superschnellem Computerhandel und fehlenden Transaktionssteuer ihre Beurteilungen abgeben. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen und als Gesellschaften von Großkonzernen und Fonds haben die Urteile der Ratingagenturen die gleiche subjektive Qualität wie im alten Rom: Daumen hoch, Daumen runter. Je nach Laune des Kaisers.
Deshalb ist es ein Hoffnungsschimmer, wenn sich die BaFin tatsächlich ernsthaft vornimmt die zerstörerischen Kräfte in den Finanzmärkten zu beseitigen und nicht wieder wie die Politik vor „systemrelevanten Argumenten“ der Bankenlobby einknickt. Es muss doch langsam der politisch-wirtschaftlichen Elite aufgegangen sein, dass jede gesellschaftspolitische Planung oder Veränderung durch gesetzgeberische Lobbybeteiligung ad absurdum geführt werde.
Beratung, Wünsche und Anhörungen ja, unbedingt. Bedingungen in Lobby-Hinterzimmern ausgehandelt – nein.
Warum sind Derivate der Sargnagel einer gesunden Wirtschaft?
Derivate sind in den meisten Fällen Wettscheine. Beispielsweise kann darauf gewettet werden, dass eine Aktie fällt oder steigt. Ein Investor, klein oder groß kauft sich Aktien. Das sind Anteile an der Aktiengesellschaft, also an einem Unternehmen der Realwirtschaft – durch die Aktie ist der Investor Mitinhaber. Die Menge der Aktien entscheidet, wie viel Einfluss der Investor auf die Entwicklung des Unternehmens hat. Die meisten Investoren, vor allem Kleinanleger haben nicht so große Aktienpakete, mit denen sie Einfluss nehmen könnten. Sie können aber verlieren, wenn die Aktie fällt. Dafür bietet ihnen jede größere Investmentbank sog. Put-Scheine, mit denen sie auf einen fallenden Kurs wetten können. Sollte der tatsächlich fallen, haben sie durch den entsprechenden Hebel den Einsatz mehrfach verdient.
Hinter der Aktie steht der Wert des Unternehmens, wenn dieser steigt, steigt auch der Wert der Aktie. Hinter dem Derivat steht nur eine Vereinbarung zwischen der Bank und dem Anleger, als Wert der Geldbetrag, den der Anleger beim Kauf eines z. b. Put-Scheins bezahlt habe. Wenn der Anleger mit diesem Derivat einen Gewinn erzielt, wird es ihm als Kontozuwachs gutgeschrieben – der Unterschied zwischen angelegtem Betrag und Gewinnbetrag gibt es nur als Zahl auf dem Konto. Wenn aus 1000 EURO 2000 werden, ist der Gewinn von 1000 EURO ein Wettgewinn, den irgendjemand als Geld zahlen muss, spätestens dann, wenn sich der Anleger dafür etwas werthaltiges, z. B. einen Fernseher kaufen will. Erst dann hat der Anleger einen Wert erhalten.
Weltwirtschaft in der Falle der Zirkulation der Derivate © Dr. M. E. Waelsch
Wie im Bild dargestellt, rotiert eine Masse von 600 Billionen USD an Derivaten um die Welt der 50 Billionen an Aktien-Werten und 30 Billionen Staatsanleihen für die Staatshaushalte herum. Angetrieben durch den superschnellen Computerhandel. Der wiederum lohnt sich in erster Linie vor allem bei Devisen- und Derivatenhandel, weil dort durch die große Hebelwirkung in Bruchteilen von Sekunden große Gewinne gemacht werden. Diese Gewinne lassen sich nochmals steigern, wenn der superschnelle Computerhandel mehrmals täglich Transaktionen auf den gleichen Schein laufen lassen. Damit werden erhebliche Kursschwankungen erzeugt, für die es unter realen Bedingungen keinen Grund gäbe.
Das bringt den gesamten Finanzmarkt unglaublich unter Druck. Die Bewertung von Aktiengesellschaften im Tagesgeschäft wird immer weniger nach deren tatsächlichen Wert und immer mehr nach dem Verlauf der Put- und Call-Transaktionen. Sie geben den Takt für das Interesse an der einen oder anderen Aktie. Dementsprechend sind die Schwankungen der Aktien so häufig, weil sie durch die Derivate/Optionen buchstäblich vor sich her getrieben werden. Diese aus dem Ergebnis des schnellen Computerhandels herrührende Bewertung entbehrt jeglicher realer Grundlage. Unter dem Staubsaugereffekt der Derivate leiden die Aktienwerte, oftmals braucht es zusätzliche Investitionen, um den Wertverlust für Investitionsvorhaben wieder ausgleichen zu können. Dann stehen wieder Banken Gewähr-bei-Fuß mit einem Kredit bereit.
Die 50 Billionen USD betreffen die Aktiengesellschaften. In einer direkten Beziehung zu den Aktiengesellschaften steht mit einem höheren Betrag der Mittelstand. Je schneller die Aktiengesellschaften durch den Derivaten- und Aktien-Handel unter Druck geraten, desto mehr erhöht sich der finanzielle Druck auch auf den Mittelstand.
Die Derivate rotieren im superschnellen Computerhandel um die Aktiengesellschaften und die wiederum um den Mittelstand. Die Masse der Derivate von 600 Billionen USD erdrückt die Realwirtschaft. Das paradoxe dabei ist, dass diese Entwicklung erst durch die Deregulierung der Finanzmärkte ermöglicht wurde. Die bekanntesten Politikernamen, die diesen neoliberalen Wahnsinn unter anderen ermöglicht haben, sind Margaret Thatcher (britische Premierministerin) und Gerhard Schröder (deutsche Bundeskanzler).
In Zeiten der Finanzkrisen regieren meistens zerstrittene Männer und Frauen, und alte Männer, alle die nur der Wille zur Macht zusammenschweiße und die keine Verbesserung der Demokratie haben wollen.
„..Die Banken müssen nach Ansicht von des Josef Ackermann, dem Vorstandschef der Deutschen Bank, ihr Handeln stärker auf die Bedürfnisse der realen Güterwirtschaft ausrichten. Die Fragen nach der Sinnhaftigkeit manch moderner Finanzprodukte und dem Sekundenhandel mit Wertpapieren würden immer lauter und erforderten neue Antworten. Die Finanzindustrie habe noch keine „wirklich überzeugenden Antworten“ auf die Fragen der Politiker und der Öffentlichkeit zu bieten. Seit der ersten Phase der Finanzkrise seien zwar die gröbsten Übertreibungen beseitigt worden, man müsse sich aber fragen, ob das ausreicht. „Wir müssen nach meiner Überzeugung unsere gesamte Tätigkeit in allen Bereichen noch einmal gründlich dahin überprüfen, ob wir damit unseren genuinen Aufgaben als Diener der realen Wirtschaft gerecht werden“, sagte Ackermann am Montag zum Auftakt der Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt…“
Die Politiker haben dabei nicht bedacht, was sie mit diesen Freibriefen für den Finanzkapitalismus den Staatshaushalten antun.
Da die Derivate keinen Wert haben, müssen für die Blase Werte beschafft werden. Hierfür sind im Bereich der Realwirtschaft die Hedge-Gesellschaften zuständig, die durch Aufkauf von gesunden Unternehmen diese mit Krediten belasten, die durch die Arbeit der Belegschaft bezahlt werden müssen. Dann werden die Betriebe aufgeteilt und verkauft. Der Gewinn ist diesmal real, weil dabei durch Arbeit Produkte entstanden sind.
„…Bei Private Equity-finanzierten Unternehmen versteht man unter Rekapitalisierung das Ersetzen eines Teil des im Unternehmen gebundenen Eigenkapitals durch Fremdkapital. Die frei gewordenen Mittel fließen dann an den Private Equity-Fonds zurück. Das hierfür notwendige Fremdkapital wird den übernommenen Unternehmen von Banken jedoch nur dann gewährt, wenn das Unternehmen wirtschaftlich in der Lage ist, das zusätzliche Fremdkapital zu bedienen. Ziel ist es, das im Unternehmen gebundene, relativ teure Eigenkapital durch zinsgünstigeres Fremdkapital zu ersetzen….“ (Private Equity)
Für die Staatshauhalte ist die Situation analog ähnlich. Sie vergeben Staatsanleihen an Investoren. Zu diesen Staatsanleihen gibt es auch wiederum passende Wettscheine, mit denen auf Sicherheit oder Unsicherheit der Staatsanleihen gewettet wird. Das Interesse des Finanzkapitals ist hierbei an einen möglichst großen Anteil von Steuergeldern des jeweiligen Staates zu kommen. Deshalb ist es den Banken nur Recht, wenn sie den Staaten Kredite vergeben und Staatsanleihen kaufen. Denn das Steuergeld ist werthaltiges Geld, weil es aus der Arbeit, Immobilien und Produktion entstanden ist und im Grundatz eigentlich die Geldmenge absichert.
Nur so ist das große Interesse der Ratingagenturen zu verstehen, beinahe wöchentlich irgendeinen Staat abwerten zu wollen, die Staaten des EURO-Raumes zu immer größeren Rettungsschirmen treiben zu wollen – und Sparen. Der Spardruck ist die gleiche Masche wie bei den Hedge-Fonds: der eingesparte Betrag wird als Gewinn für das Hedging abgezogen, im Staatsbereich als Zinsen für immer neue Kredite.
McGraw-Hill soll bis 2012 aufgespaltet werden
12.09.2011, 15:50 Uhr
„..Die Muttergesellschaft der Ratingagentur S&P, McGraw-Hill, steht vor einer Aufspaltung. Künftig werde es McGraw-Hill Markets mit der Ratingagentur und McGraw-Hill Education mit dem Verlagshaus geben, teilte der Konzern am Montag mit…“ (Handelsblatt.com)
Als Fazit muss dabei rauskommen, dass solange eine gigantische Blase von 600 Billionen Derivate um die Welt rotiert und von den Treibern versucht wird, diese Blase mit Werten zu füllen, kann es für die Entwicklung der Realwirtschaft wie für die Stabilisierung der Staatshaushalte keine sichere Zukunft geben. Denn das gerade will der Finanzkapitalismus nicht. Dessen Bestreben ist es, sich von den Staaten durch gutes Steuergeld subventionieren zu lassen.
Für den EURO-Raum ist es wichtig, mit diesem selbstmörderischen Unsinn endlich aufzuhören. Die Transaktionssteuer ist ein sehr vernünftiger Einstieg in die Regulierung der Finanzmärkte. Diese Steuer hat den Vorteil, dass kein Staat darauf warten muss, bis sie weltweit oder europaweit eingeführt wird. Jeder Staat kann die Transaktionssteuer im Alleingang einführen. Die Bankgeschäfte, die evtl. vor dieser Steuer ins Ausland abwandern sind gerade die Geschäfte ohne inneren Wert, die man ohnehin nicht haben will. Und abgesehen davon gibt es keinen Grund, warum gerade Börsengeschäfte von einer Umsatzsteuer befreit werden sollten. Wir können davon ausgehen, dass die Einführung der Transaktionssteuer einen Dominoeffekt erzeugen wird und die Transaktionssteuer nach und nach in allen Ländern eingeführt wird.
Globalisierung und Produktionen in verschiedenen Ländern über den Handel verbunden gab es schon bei zur Zeiten der Hansa. Die Ausbeutung der Arbeit durch den Finanzkapitalismus gibt es erst seitdem die Deregulierung der Finanzmärkte globalisiert wurde. Seitdem leidet die Weltgemeinschaft zunehmend unter einer Depression.
Zur schnellen und dabei grundsätzlichen Lösung für die Bewältigung der seit 2007 eskalierenden Finanzkrise müssten folgende Schritte folgen:
Schritt 1: Einführung der Transaktionssteuer.
Schritt 2: Verbot des superschnellen Computerhandels
Schritt 3: Verbot von Derivaten und anderen Wett-Scheinen, die keinen substantiellen Wert besitzen
Der Schritt 1 und 2 können am besten gleichzeitig eingeführt werden. Dadurch würde der Schritt 3 vorbereitet, in dem sich die Derivaten-Menge schon mal vermindert, weil durch die beiden Schritte der Derivaten-Handel immer weniger interessant sein wird und der Verbot der Derivate die Anleger nicht unvorbereitet trifft.
Die Schritte 1 – 3 können ruhig zuerst zumindest in den Staaten eingeführt werden, die es wollen. Die anderen werden nachkommen, weil sie auch aus der Abhängigkeit der Ausbeutung durch den Finanzkapitalismus herauskommen wollen. Es ist Unsinn, wenn behauptet wird, durch solche Maßnahmen wäre der Finanz-Standort Deutschland gefährdet. Wenn die Anleger von Derivaten in anderen Ländern weiter Zocken wollen, dann ist es für das regulierende Land kein Schade, denn Schaden durch Zocken wird wesentlich vermindert und schließlich abgewendet.
McGraw-Hill soll bis 2012 aufgespaltet werden
12.09.2011, 15:50 Uhr
Die Muttergesellschaft der Ratingagentur S&P, McGraw-Hill, steht vor einer Aufspaltung. Künftig werde es McGraw-Hill Markets mit der Ratingagentur und McGraw-Hill Education mit dem Verlagshaus geben, teilte der Konzern am Montag mit. (Handelsblatt.com)
Unternehmensratings :
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17.01.2012 • Frankfurter Allgemeine Zeitung
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17.01.2012 • FOCUS Online
Audienz bei den Vermessern der Welt
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16.01.2012 • Der Standard
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16.01.2012 • mainecho
Ratingagenturen – jämmerlich, nutzlos
S&P ist die Tochterfirma des amerikanischen Medienunternehmens McGraw-Hill , dessen größter Aktionär die Investmentfirma Capital World Investors ist. Bei Moody’s ist neben Capital World Investors der Finanzmogul Warren Buffett…
16.01.2012 • Stern
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12.01.2012 • bernerzeitung.ch
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04.01.2012 • FONDS professionell
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20.10.2011 • Aktien Check
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14.10.2011 • Aktien Check
Thieme Verlagsgruppe lizenziert TEMIS Luxid® für die semantische Anreicherung elektronischer Inhalte
…Fraunhofer-Institut IAO, juris, Merck KGaA, Nature Publishing Group, Roche Diagnostics, Sanofi-Aventis, Springer Science+Business Media, The McGraw-Hill Companies und Thomson Reuters. http://www.temis.com http://tagline.temis.com
11.10.2011 • Wallstreet Online
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Standard & Poor’s sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Klage gegen die Muttergesellschaft McGraw-Hill sei aussichtslos. Die Agentur werde sich “energisch verteidigen”.
04.10.2011 • Der Standard
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Laut “WSJ” befindet sich McGraw-Hill in fortgeschrittenen Gesprächen, ihre S&P-Indizes mit denen der CME Group, die Dow-Jones-Indizes, zusammenzulegen. McGraw-Hill fielen um 3,1% auf 41,00 USD und CME Group um 4,2% auf 246,40…
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