Der Zwergentod

Von Freisign

Es gibt Begriffe, die machen einen erst einmal stutzig und regen gleichzeitig die Fantasie an. Zwergentod ist so ein Begriff. Was steckt da bloß hinter? Ein mysteriöses Naturphänomen, das dazu führt, dass Gartenzwerge verfaulen? Oder doch eher eine seltene Fischart aus den tiefsten Tiefen der Ozeane?

Zwergentod ist ein Begriff aus der Sportkletterei. Ein bisschen enttäuschend, ich weiß. Wenn es auf einer Kletterroute eine Stelle gibt, die der Kletterer nicht überwinden kann, weil er schlichtweg zu klein ist und dadurch beispielsweise den nächsten Griff nicht erreicht, dann wird dies als Zwergentod bezeichnet.

So wenig ich mich schon aus Prinzip aufgrund akuter Höhenangst für das Sportklettern interessiere, muss ich doch sagen, dass dieses Hobby einige faszinierende Begrifflichkeiten zu bieten hat, die sich ganz wunderbar für Quizspiele eignen - oder zum Verfassen eines Fantasyromans. Ein weiterer Ausdruck aus dem Bereich des Sportkletterns ist z.B. der Hexentrick. Der hat aber nichts mit verführerischen Lebkuchenhäusern und Kindern in Backöfen zu tun, sondern beschreibt ein sechseckiges, leicht asymetrisches Metallgebilde, das als Sicherungsmittel dient und in Risse oder Löcher einer Felswand gelegt werden kann. Warum es Hexentrick heißt, weiß ich nun nicht, schließlich braucht eine anständige Hexe solche Hilfsmittel nicht, sie hat ja einen fliegenden Besen.

Schon ein lustiges Völkchen, diese Sportkletterer.

Vom Zwergentod zum Zwergenwerfen

Weniger augenzwinkernd betrachtet ist die Sportkletterei mit ihrem Zwergentod natürlich alles andere als kurios, sondern sehr professionell und anerkannt, ganz im Gegensatz zum Zwergenwerfen. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Wortspiel, sondern tatsächlich um das Werfen von kleinwüchsigen Menschen. Das Zwergenwerfen basiert ursprünglich auf einer alten Jahrmarktattraktion und wurde in den 1980er Jahren als Event in Bars und Striptease-Lokalen wieder entdeckt, entweder von Australiern oder Amerikanern, darüber herrscht Uneinigkeit. Ein kräftiger Mann packt dabei einen kleinwüchsigen Menschen, der eine spezielle Schutzkleidung trägt, und wirft bzw. schleudert ihn auf eine gepolsterte Matte. Vor allem in Australien hat es dieser zweifelhafte Spaß zu einiger Beliebtheit gebracht. Verständlicherweise regte sich bald Widerstand und diverse Menschenrechtsorganisationen forderten ein Verbot des Zwergenwerfens. In Deutschland wird diese Betätigung tatsächlich als sittenwidrig erachtet.