Die Story – böse Spoiler (Stufe 2)
An dieser Stelle möchte ich nur kurz darauf hinweisen, dass ich die vielen logischen Schnitzer in der Story einfach mal überspringe, dafür habe ich am Ende einen anderen Beitrag (The Spoiler FAQ) verlinkt.
Toller Star Wars Film – mäßige Spoiler (Stufe 1)
Cover via Amazon
Habe ich tatsächlich beim letzten Star Trek Film gesagt. Nach diesem, seinem zweiten Star Trek Film habe ich keine Zweifel, dass J.J. Abrams großartige Star Wars Filme machen wird. Alles was man dafür braucht, hat er bei Into Darkness wieder einmal unter Beweis gestellt. Effekte und Sound sind eh schon von ILM und Skywalker Sound. Er wird sich kaum umgewöhnen müssen. Action, griffige Dialoge, tolle Charaktere gespielt von größtenteils großartigen Schauspieler, verpackt in einer spannenden, abwechslungsreichen Story. Die Offiziersuniformen des Imperiums haben Kirk und Spock auch schon aufgetragen. Alles Bombe.
Und diesmal versucht er zumindest auch Verknüpfungen mit dem echten Star Trek herzustellen, primär natürlich über die zusätzlichen Charaktere, die größtenteils aus Star Trek II – Der Zorn des Khan stammen, dem wohl besten Star Trek Film mit der originalen Crew. Das wirkt zunächst auch viel weniger beliebig, vor allem, wenn man die Bezüge kennt und sieht. Carol Marcus, mit der Kirk in der Original-Zeitlinie eine besondere Beziehung hatte und die das Projekt Genesis aus der Tauf hebt, was gleich vier Star Trek Filme überlebt hat, wird z.B. über Umwege eingeführt, kommt vor, wirkt aber weit weniger als starke, eigenständige Frau als ihr Pendant aus ST II und ist so einfach beliebig.
Das Zittern um scheinbar ausweglose Situationen und die beiden Gegner Kirk und Khan, die sich gegenseitig wie die Wildkatzen belauern, all das hat Abrams – ob absichtlich oder nicht – dem Zorn des Khan bestens nachempfunden, um nicht zu sagen entliehen.
Kirk, Spock und Khan, das ist ein großartiges Gespann. Und passenderweise ist der junge Kirk noch nicht so abgewichst, diskutiert mit seiner Crew und ist überhaupt scheinbar sehr beeinflussbar, aber genau so siegessicher. Also: Vieles von dem, was Star Trek Into Darkness in meinen Augen gut macht, leiht es sich bei den klassischen Filmen. Folglich finde ich einige neue Erfindungen kritisch, wie die neuen Klingonen, die weder an die edlen Krieger aus TNG und später erinnern, noch an die Sparversion aus der klassischen Serie. Abgesehen davon, dass Sie eine passive Rolle spielen, die auch irgendeine andere Rasse übernehmen könnte. Es gibt immer noch viel Action mit (leider) viel zu viel Lensflare, die Balance gefiel mir aber diesmal besser. Handwerklich kann man eh (wieder) wenig kritisieren, da sind schon tolle Filmemacher am Werk, keine Frage. Außer vielleicht…
3D, naja – nix Spoiler (Stufe 0)
SciFi und 3D, das klingt wie eine tolle Kombination, zumal sowieso die meisten Szenen nicht ohne CGI auskommen dürften. Trotzdem wollte man vor der (offenbar hier nachträglich) durchgeführten Umwandlung schon überlegen, ob es Sinn macht. Und hinterher nochmal probeschauen. Hätte man das gemacht, wären beispielsweise die Dialogszenen aufgefallen, in denen Gesprächspartner angeschnitten vordergründig im Bild sind. In 2D nett, in 3D hat man immer das Gefühl, dass einem jemand auf die Brille gespuckt hat, weil einem so ein unscharfer Punkt im Auge schwebt. In den Brückenszenen (gleichzeitig am Linsenflimmerlastigsten) kommt 3D auch nicht so gut raus, zumal auch die Kamera ja bei Abrams nie still steht. Und insbesondere dann, wenn Kleinteile blitzartig durchs Bild fliegen, sieht man bei 3D erfahrungsgemäß so gut wie nix. Es bleibt dabei, wer einen 3D-Film machen will, muss für 3D inszenieren, man merkt eindeutig, wenn ein Film nachträglich konvertiert wird. Es ist halt nicht dasselbe wie nachträgliche Koloration oder das nochmalige Abmischen für Mehrkanalton.
Die Bedürfnisse Vieler… – Heiße Spoiler (Stufe 10!!)
English: J. J. Abrams at the 2010 Comic Con in San Diego (Photo credit: Wikipedia)
Nachdem die ersten beiden Action-Feuerwerke abgebrannt sind, gibt es den ultimativen Zweikampf zwischen Kirk (+ Spock) und Khan. Dabei wird schnell klar, dass Abrams suggerieren will, dass er bereit ist, jeden ans Messer zu liefern. Und so gibt es die Möglichkeit die komplette Szene aus Zorn des Khan zu zitieren, in der sich Spock opfert, damit das Schiff gerettet werden kann. Die Rollen werden allerdings vertauscht, Kirk geht in die radioaktive Kammer und sorgt dafür, dass das Schiff nicht auf den Planeten aufschlägt (in der Vorlage musste die mächtig kaputte Enterprise Abstand zur USS Reliant gewinnen, weil Khan die Selbstzerstörungssequenz aktiviert hatte). Selbst der Dialog ist nahezu identisch, was ich als nette Verbeugung empfand. So genial wie das auf den ersten Blick wirkt, es zeigt auch, dass kein wirklich neuer Höhepunkt für die Story entwickelt wurde, wenn man mal von der irrigen Verfolgungsjagd in San Francisco absieht. Letztendlich wird auch dieses Zitat verwässert, weil Kirk am Ende des Films durch ein Serums von Khans Blut gerettet wird. Und auch Khan stirbt nicht. Letztendlich wirkt die Umsetzung im Vergleich zum klaren Schnitt in Zorn des Khan, in den eine Auflösung für Die Suche nach Spock nur subtil eingearbeitet wurde, so weniger ambitioniert.
Fazit – kaum Spoiler (Stufe 1)
Es ist ein toller Film. Es wäre noch ein besserer Film, wenn er nicht Star Trek sein wollte. Das habe ich bei Nummer Elf gesagt und es stimmt letztendlich auch hier. Wahrscheinlich um eben dieser Kritik zu begegnen, hat man bei Nummer 12 viel auf Nummer 2 zurückgegriffen. Auch das ist toll, insgesamt ergibt sich aber eine Mischung von vielem und nichts davon ist es so richtig. Mir scheint es, als hätte Abrams sich einschränken müssen, um die womöglich vom Studio geforderten Star Trek Momente einbauen zu können. Aber die Essenz fehlt mir trotzdem. Es geht eben nicht nur darum, dass der Transporter im falschen Moment versagt und die Rothemden zum Tode verurteilt sind, wenn sie eine Sprechrolle haben. Es geht auch nicht um technische Probleme, die gelöst werden müssen. Und es geht auch nicht nur um die Chemie zwischen Kirk und Spock. Die braucht man eigentlich auch nicht wirklich mehr thematisieren, das wurde in 79 Folgen und 6 Filmen zur Genüge getan. Es geht um Ideale, um die Idee einer neuen Menschheit, die den Weltraum erobert, weil Sie sich weiterentwickelt und alte Konflikte hinter sich gelassen hat. Into Darkness zeigt wie Star Trek 11 eine Menschheit, die sich nicht wirklich weiterentwickelt hat. Eine Zukunft, die auch heute spielen könnte, wenn man sich mal die Technologie wegdenkt. Und wo der Maschinenraum kein magisches Leuchten beinhaltet sondern Edelstahlrohre und riesige Bottiche, als wäre der Warpantrieb eine riesige Einspritzpumpe.
To Boldly Go Where No One has gone before. Das hat Abrams sicherlich mißverstanden, denn er liefert einmal mehr Star Trek mit viel Bums aber ohne die Vision ab, die es so erfolgreich besonders gemacht hat. So wird das Erbe Roddenberrys sicher keiner neuen Generation zugänglich gemacht. Es sei denn, man schaut sich danach noch mal den Original Khan an.
Trailer
Bildquellen
http://spinoff.comicbookresources.com/2013/03/11/enterprise-surfaces-in-poster-for-star-trek-into-darkness/
http://www.g4tv.com/thefeed/blog/post/729578/star-trek-into-darkness-plot-officially-revealed/
http://collider.com/star-trek-into-darkness-clip-posters/
http://www.logenzuschlag.de/2013/03/26/neuer-trailer-zu-star-trek-into-darkness/
http://www.moviepilot.de/movies/star-trek-into-darkness/images/8978311