Der Wolf im Dresdner Umland

Von Thomas Engst
Am 28. Februar veranstaltete der Gesunde Zukunft BUND Sachsen e.V. einen sehr informativen Vortragsabend zum Thema "Wolf in der Westlausitz" in stilvoller Kulisse.

Noch ist es ruhig

Das Schloss Klippenstein bot dafür einen perfekten Rahmen. Die Resonanz auf den Vortrag war meines Erachtens sehr groß. Schnell wurde deutlich, dass die geplante Bestuhlung nicht reichen würde.

kurze Zeit später ist der Saal gut gefüllt

Durch den Abend führte die Wolfs-Expertin Helene Möslinger vom Wolfskontaktbüro Lausitz. Das Kontaktbüro ist Ansprechpartner in allen Belangen die sich um den Wolf drehen. Wenn ihr Fragen habt oder eventuelle Sichtungen melden möchtet, dann bitte an diese Adresse.
Besonders schön fand ich die Idee, eine kleine Umfrage sowohl vor, als auch nach dem Vortrag einzubinden und so die Meinungen des Auditoriums einzuholen. Davon können sich andere Veranstalter mal die sprichwörtliche Scheibe abschneiden.

(c) Thomas Engst


Aber nun zurück zum eigentlichen Vortrag. Dieser sollte in erster Linie informieren und aufklären. In dieser Region Deutschlands sind Wölfe ein sehr präsentes Thema. haben sie doch dort zum ersten Mal ihre Pfoten auf deutsches Gebiet gesetzt.
Die Erfolgsgeschichte Wolf begann im Jahre 2000 als ein Rudel aus Polen die Neiße durchquerte und sich in Ostsachsen niederließ.  Davor war der Wolf seit ca. 150 Jahren von der Bildfläche verschwunden. Der letzte Wolf in der Lausitz wurde 1904 erlegt. Jetzt gilt es sich wieder vorsichtig aneinander zu gewöhnen und Vertrauen aufzubauen. Denn nur wenn der Wolf gewollt ist, hat er eine Chance zu bleiben.
Aber schon lange vor 2000, nämlich im Jahre 1990, begann man den Wolf eine sichere Heimkehr zu ermöglichen, auch wenn noch keiner daran dachte, dass es einmal Wirklichkeit werden sollte.Im Jahr der polit. Wende stellte man den Wolf unter Naturschutz. Die entsprechende Regelung findet sich im Bundesnaturschutzgesetz. In Sachsen befindet sich der Wolf im Jagdrecht, hat aber eine ganzjährige Schonzeit. Das mit dem Jagdrecht mag auf den ersten Blick negativ wirken, ist aber gar nicht mal so dumm. So hält man sich ein kleines Hintertürchen offen. Aber davon gehen wir mal nicht aus.
In Europa gibt es ca. 20000 Wölfe in 10 Wolfspopulationen (in Sachsen die Mitteleuropäische Flachlandpopulation). Diese Populationen untergliedern sich wieder in sogenannte Rudel. Diese Rudel bestehen meist aus 5-10 Tieren, darunter Rüde, Fehe, Jährlinge und Welpen. Anders als im Volksmund angenommen gibt es bei freilebenden Wölfen keine Rangordnung. Alpha- und Omegatiere sind ein Phänomen der Gefangenschaft.

Im Alter von 1-2 Jahren wandern die jungen Tiere ab und suchen sich ein eigenes Revier in dem sich ihr eigenes Rudel gründen. So ein Revier kann in Mitteleuropa zwischen 150 km² und 300 km² groß sein. Bitte macht nicht den Fehler und vergleicht den hiesigen Grauwolf mit seinen kanadischen Cousins. Das führt nur zu falschen Schlussfolgerungen.   
Der Wolf hat als Top-Prädator, keine natürlichen Feinde. Außer dem Menschen. Als Nahrungsopportunist ist der Wolf nicht wählerisch und frisst was er kriegen kann. Er macht dabei aber immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf,da er mit seinen Kräften haushalten muss. Daher kann es schon einmal vorkommen, dass er Aas dem Rothirsch vorzieht.
Der wichtigste Punkt des Vortrages war aber das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf. Es ist von absoluter Wichtigkeit und hat oberste Priorität das über den Wolf informiert, berichtet und aufgeklärt wird. Und zwar richtig. Die Menschen neigen dazu ihn zu verteufeln oder zu mystifizieren. Dem Wolf ist mit beidem nicht gedient. Obendrein wird ihm beides nicht gerecht.
Besonders ans Herz legen möchte ich euch den Wolfsmanagementplan in Sachsen. Darin enthalten sind alle wichtigen Fakten und Informationen. Nicht nur Betroffene sollten mal einen Blick riskieren.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass der Mensch nicht in das Beuteschema des Wolfes passt. Ihr könnt also seelenruhig weiterhin die Wälder durchqueren. Der Wolf ist sensibel genug um einen großen Bogen um euch zu machen. Sollte es dennoch zu einer Begegnung kommen, so sprecht den Wolf an, macht Lärm oder bewegt eure Arme. Hauptsache ihr macht ordentlich Getöse. Beachtet dabei aber, dass ihr nicht provozierend wirkt.
Leider gibt es aber auch Begegnungen mit Gevatter Isegrimm die nicht so harmonisch ablaufen wie sie sollten. In allen bisher dokumentierten Fällen handelte es sich dabei aber nicht um einen gesunden Wolf.
Kranke Wölfe verhalten sich in der Tat untypisch und sollten gemeldet werden.
Die größte Gefahr war früher die Tollwut. Heutzutage ist es eher die Habituierung. Das bedeutet, die Gewöhnung an den Menschen durch Anfütterung. Es gibt wirklich Truppenteile, die Wölfe gezielt anfüttern zu welchem Zweck auch immer.  
Zum Abschluss habe ich noch die Umfrageergebnisse für euch verlinkt und bedanke mich bei allen durch die der Vortrag so schön geworden ist wie er war.  Vielen Dank.