„Der Wille meiner Nation wird zum Sieg führen“

„Der Wille meiner Nation wird zum Sieg führen“

02.06.2010Artikel zu Iran Politik & Gesellschaft erstellt von Majid Tavakoli

Majid Tavakolis Brief aus dem Gefängnis. Majid Tavakoli, politischer Gefangener, derzeit in Sektion 7 des Evin-Gefängnisses festgehalten, war vor einiger Zeit in Einzelhaft verlegt worden, weil er einen Vertreter der Teheraner Staatsanwaltschaft kritisiert hatte. Tavakoli protestierte mit einem trockenen Hungerstreik gegen seine Verlegung und wurde früher als erwartet wieder in die öffentliche Abteilung des Evin-Gefängnisses verlegt. Grund dafür sind sein Durchhaltevermögen, aber auch die umfassende öffentliche Unterstützung für ihn.

„Der Wille meiner Nation wird zum Sieg führen“

HRANA erhielt von Tavakoli folgende Information: „Ich hatte über meine Familie bereits eine kurze Botschaft an alle geschickt, die mich unterstützt haben. Zu dem Zeitpunkt war ich körperlich schwach und wusste wegen der mangelnden Kommunikation im Gefängnis nichts von dem Ausmaß und der umfassenden Art der Unterstützung für meine Situation. Mit großer Dankbarkeit und Demut möchte ich daher meine Wertschätzung in einem zweiten Brief zum Ausdruck bringen.“

Der vollständige Wortlaut seines Briefs:

Zunächst möchte ich gegenüber der großen Nation Iran meine Freude, meine Dankbarkeit und meine tiefe Wertschätzung ausdrücken. Es begeistert mich, in einem Land geboren zu sein, in dem die Sehnsucht nach Freiheit und Menschlichkeit mit den essentiellen Qualitäten Ehrbarkeit, Stärke und Kraft angefüllt ist. Dieser wunderbare Geist ist eine Quelle des Lichts gegenüber den Meistern der Tyrannei, die sich des Nachts verschwören, das ihre Unterdrückung und Einschüchterung zunichte macht und aushöhlt.

Ich war im Hungerstreik und in Einzelhaft, um Zeuge zu werden von dem Mitgefühl, der Empathie und dem siegreichen Willen des Volkes meiner Nation. Darum kann ich auf die Schwierigkeiten und Bitterkeit jener Tage mit Freude und Stolz zurückblicken. Das Ausmaß der Sympathie und der Unterstützung von der Grünen Bevölkerung meiner Nation kann ich nicht in Worte fassen. Mit Tränen der Freude wende ich mich demütig an das große Volk Irans, Tränen der Freude, die Ausdruck meiner unermesslichen Dankbarkeit sind für ihre Sympathie, Freundlichkeit und Solidarität. Ich danke ihnen demütig für ihre anhaltende Sehnsucht nach Frieden, ihre Menschlichkeit, und dafür, dass sie wieder einmal gezeigt haben, dass sie ihre Freunde nie allein lassen.

Ich möchte noch einmal allen Gefangenen für ihre Solidarität danken und dafür, dass sie mit einer Stimme gesprochen haben. Ich möchte, dass sie wissen, dass wir in dieser Sache immer zusammen sein werden. Ich möchte allen Führern danken, die unter Beweis gestellt haben, dass sie ehrenwerte Mütter und Väter der Grünen Bewegung sind. Ich danke allen Müttern, deren Kinder im Gefängnis sind, und allen, die ihren Ehepartner, ihr Kind oder einen Elternteil an diese Sache verloren haben. Ich möchte allen Müttern danken, die über ihre Rollen als Ehefrauen und Mütter politischer Gefangener hinausgewachsen und in dieser Zeit derart intensiver Unterdrückung und Einschüchterung zu Vorkämpferinnen der Grünen Ideale unserer Nation geworden sind. Ich danke all den ehrenwerten jungen Mädchen meiner Nation, die der Anlass für die Freudentränen meiner Mutter waren. Sie haben mir das größte Geschenk von allen gemacht – zu wissen, wie es ist, eigene Schwestern zu haben. Ich möchte all meinen Brüdern danken, den stolzen jungen Männern meiner Nation, die standhaft waren und bewiesen haben, dass sie alle Majid sind und dass Majid nie allein sein wird. Meine Dankbarkeit gegenüber den Studenten unserer Nation kann nicht oft genug wiederholt werden. Ich möchte ihnen wieder und wieder danken, und ihre Freundlichkeit und ihre Unterstützung machen mich für immer demütig. Ich möchte auch den Sicherheits- und Verwaltungsmitarbeitern im Gefängnis und im Krankenhaus für ihre mir gegenüber gezeigte Unterstützung und ihre Sympathie danken. Ich danke ihnen dafür, dass sie sich von denen abgewendet haben, die der Menschlichkeit den Rücken gekehrt haben und so versessen darauf sind, anderen eine Lektion zu erteilen, dass sie darüber die Rechte aller Gefangenen vernachlässigen.

Und schließlich möchte ich meiner Familie danken – vor allem meiner Mutter, die zusammen mit meinem Vater meine Grünen Vorbilder gewesen sind und mir als Kind die Bedeutung von Stärke, Mut und Ehrlichkeit vermittelt haben und bis heute vermitteln.

Es ist nur angemessen, den Monat Juni als Monat des Volkes zu bezeichnen. Ich gestatte mir, dieses Ereignis als einen großen Sieg zu verstehen – einen Sieg der von den Menschen gezeigten Solidarität und Sympathie. Einen Sieg der dynamischen Medien und der effektiven Verbreitung von Nachrichten, einen Sieg für die Menschen, die trotz ihres Schmerzes und ihrer Probleme einander nicht vergaßen, zusammenhielten und mit einer Stimme sprachen. Und schließlich einen Sieg der Medien, die sich nicht einschüchtern ließen und die unzähligen Zensurmaßnahmen zerschmetterten ["shattering hundred degrees of censorship"].

Ich bin froh, dass diese finstere Tyrannei entlarvt wurde. Ich bin froh, dass die Fürsprecher der Menschenrechte den Rufen der iranischen Nation nach Gerechtigkeit in der Welt und bei internationalen Institutionen Gehör verschafft haben. Ich bin dankbar und glücklich zu wissen, dass die kleinste Nachricht, wie meine Verlegung aus der allgemeinen Abteilung in Einzelhaft, mein Hungerstreik, mein sich verschlechternder Zustand, meine inneren Blutungen, meine Verlegung ins Taleghani-Krankenhaus und wieder zurück nach Evin, etc., mit einer derartigen Geschwindigkeit verbreitet wurden. Das beweist, dass die Mauern der Zensur um uns herum bröckeln. All dies zeigt nur noch deutlicher die Größe der unabhängigen und freien Medien, der freiheitssuchenden Reporter und Botschafter meiner Nation.

Dieser Sieg, diese Solidarität, war eine Lektion für unsere Zukunft. Sie hat uns gelehrt, dass wenn ein Wille da ist und wir gemeinsam etwas wollen, dies auch geschehen wird. Die Tyrannei kann ihr wahres Gesicht nicht ewig verbergen. Sie wird irgendwann unter dem Druck der Forderungen und Sehnsüchte der Menschen zurückweichen.

Ich möchte noch einmal den Grünen Menschen meiner Nation danken und ihnen gratulieren.

9. Khordaad 1389 (30. Mai 2010)

Majid Tavakoli
Evin, Halle 3, Abteilung/Sektion 7

Quelle (wnglische Übersetzung) veröffentlicht auf Facebook
Persisches Orignial veröffentlicht auf Ali Tavakolis Facebook-Seite
Übersetzung Persisch-Englisch: Negar Irani

Deutsche Übersetzung: Julia

Mittwoch, 12. Khordaad 1389 (2. Juni 2010)

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