Na sicher sind Friedrich und Snowden nicht vergleichbar. Denn der eine gab seine Einblicke preis, um damit mehr Transparenz zu erzeugen.Um die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen. Der zum Landwirtschafts- gewordene Innenminister nutzte jedoch sein Ressortwissen dazu, um Intransparenz und vielleicht sogar Verschleierung loszutreten. Ganz unabhängig jetzt mal von dem, was an der Sache Edathy dran ist oder auch nicht. Darum geht es ja hier auch gar nicht.
Jede gute Sache birgt eine dunkle Seite. So gibt es zum Beispiel Pädagogik und schwarze Pädagogik. Zweitere meint Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung anwendet, um Lerninhalte zu verankern. Es gibt vermutlich auch Whistleblowing und schwarzes Whistleblowing. Zweiteres widersetzt sich der Dialektik der Aufklärung und gründet auf Machtarroganz und Machtinsiderwissen. Besonders tragisch, wenn das in Zeiten großkoalitionärer Omnipotenz geschieht. Es dokumentiert das Imponiergehabe dieses Mannes und die Selbstgefälligkeit derer, die dieses Machtinsiderwissen ohne Kritik einfach angenommen haben.
Es ist ja schon ein unglaublicher Fall von Lächerlichkeit, dass der Anti-Whistleblower-Minister zurücktreten muss, weil er sich selbst als Black Whistleblower erwiesen hat. Aber die Verteidigungsrhetorik Gabriels ist das Krönchen dieser Entwicklungen und die vollendete Dornenkrone auf dem Haupt seiner Partei. Friedrich wollte nur Schaden von der Sozialdemokratie abwenden, sagt er. Ausgerechnet der Hardliner Friedrich als Retter der SPD. Und Gabriel ehrt ihn auch noch dafür. Nun gut, warum auch nicht, die Parteispitze wusste ja, dass sie mit einem Mann in die Regierung gehen würde, der seine Amtsmacht auch mal missbraucht "um Gutes zu tun". Oder war dieser Dienst an der Sozialdemokratie vielleicht gar die Initialzündung? Hat das der SPD-Spitze gezeigt: Mensch, die sind ja gar nicht so mies. Die reichen uns auch mal die Hand. Die wollen uns nicht schaden.
Schramm zog sich zurück. Neues aus der Anstalt hat die guten Gesichter mit ihren scharfen Zungen gewechselt. Pispers macht sich rar. Und Hildebrandt ist tot. Das Kabarett wird leiser und gerät ein bisschen ins Hintertreffen. Aber das ist irgendwie alles nicht sehr verwunderlich. Das bisschen Lächerlichmachen, das die tragischen Entwicklungen rund um diese Bande selbstgefälliger (Polit-)Eliten begleitet, können auch noch gleich all diese Allround-Minister und ihre Faktotums in Parteivorständen besorgen. Ein Kabarettist muss manchmal viele Stunden an einen Gag basteln. Aber Friedrich oder Gabriel machen das nebenbei. Das ergibt sich bei ihnen von alleine.
Wie sie sich jetzt alle winden und so tun, als haben sie alle keinerlei Fehler begangen, das ist eigentlich ein lustiger Umstand. Ich lache allerdings erst später. Wenn diese Epoche durchgestanden ist. Als Typ auf einem mittelalterlichen Scheiterhaufen hätte ich auch nicht über den begrenzten Horizont dieser mittelalterlichen Pyromanen gelacht. Auch wenn ich ihre These, ich wäre für ihre Missernte verantwortlich, bestimmt zum Brüllen komisch gefunden hätte. Über die Begrenztheit des mittelalterlichen Menschen konnte man sich erst viel später lächerlich machen. Als der Alptraum vorbei war. Sollten wir diese Politik dreister und dazu noch minderbegabter Karrieristen irgendwann doch noch loswerden, dann lache ich ganz sicher auch - wahrscheinlich sogar befreit auf.
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