Der Wermut

Von Fred

Artemisia absinthium L.

Korbblütler

Der Wermut ist als Heilpflanze seit Urzeiten bekannt. Nach altem Wissen verleiht er Tapferkeit, Wagemut und Unerschrockenheit. Bei den latinischen Festen erhielt der Sieger im Wettrennen mit Stiergespannen auf dem Kapitol einen Wermuttrank.

Der Wermut gehört zur Familie der Korbblütler. Er bevorzugt sonnige Lagen, trockene Böden, felsige Standorte und kommt an Wegrändern, Zäunen oder auf Weinbergen vor. Die stattliche, mehrjährige Pflanze wird teilweise bis zu 2m hoch und blüht von Juni bis September. Verwendet wird zur Heilwirkung das Kraut (Absinthii herba). Als wirksame Inhaltsstoffe kennt man Bitterstoffe, ätherisches Öl und Gerbstoffe. Zubereitungen davon sind Tee, Abkochungen, Extrakte oder Tinkturen.

Der Wermut als Arznei

Als Arznei wird er bei Magen-Darm-, Leber-Galle-Beschwerden, Verdauungsschwäche und zur Appetitanregung angewendet. Viele meiden ihn wegen seines bitteren Geschmacks. Dabei ist er aber ein sehr gutes Aufbautonikum bei großer Schwäche und weckt das Interesse für Leben und Aktivität. Er schenkt deprimierten, lethargischen und trägen Menschen neue Lebensfreude. Menschen, denen es an Interesse mangelt und die manchmal teilnahmslos sind, können leicht atonisch werden. Ihre Verdauungsorgane sind geschwächt, wodurch es zu allgemeinen Erschöpfungszuständen bis hin zu Depressionen kommen kann. In solchen Situationen ist der Wermut ein starkes Energetikum für Psyche und Körper.


Der Wermut-Wein der Hildegard von Bingen

Bei Hildegard von Bingen ist der Wermut eine der wichtigsten Heilpflanzen zur Gesunderhaltung des Körpers und zur Regeneration und Entlastung des gesamten Organismus. Dabei wird von Mai bis Oktober jeden dritten Tag 1 Likörglas Wermut-Wein vor dem Frühstück getrunken.

Hildegard von Bingen: „Der Wermut ist der Meister über alle Erschöpfung. Er beseitigt in dir die Nierenschwäche und Melancholie und klärt deine Augen und stärkt dein Herz und lässt nicht zu, dass deine Lunge krank wird. Er wärmt deinen Magen und reinigt die Eingeweide und bereitet eine gute Verdauung.“

Die Maikur mit Wermut-Wein ist eine spezielle Gesundheitskur mit einer umfassenden Wirkung zur Vorbeugung und Gesunderhaltung des ganzen Körpers. Der Wein stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte, die lebenswichtigen Organe wie Herz, Niere, Leber, Lunge und Magen, fördert die Vitalfunktionen und Durchblutung (Herz-Kreislauf), sorgt für gesunde Blut- und Lymphgefäße, fördert die Entschlackung, Entgiftung, steigert die Leistungsfähigkeit, unterdrückt die Bildung krankheitsfördernder Schadsäfte, fördert eine natürliche und gesunde Verdauung, klärt die Augen und beugt Virusinfektionen, Grippe und Erkältungen vor. Weiters wird er wird in der Vorbeugung und unterstützenden Behandlung bei Arteriosklerose, Ablagerungen, Übersäuerung, bei erhöhten Blutfettwerten, Melancholie, Traurigkeit, Energielosigkeit und Müdigkeit erfolgreich eingesetzt.

Der Wermut – das Kraut der Schamanninen und Zauberinnen

Der Wermut war auch immer schon ein Kraut der Schamaninnen und Zauberinnen. Er wird bei Initiationsriten, Mutproben und bei der Vorbereitung für Reisen ins Unbekannte verwendet.

Die Grüne Fee

In Mitteleuropa wurde das ätherische Öl, auch Absinthöl genannt, aus dem Kraut destilliert und mit Alkohol vermischt. Dieses Getränk wurde Absinth genannt und war besonders im 19. Jahrhundert in Künstlerkreisen eine Modedroge. Bekannt wurden vor allem die Absinthbilder des Pariser Malers Henri de Toulouse-Lautrec und Edouard Manet. Vincent van Gogh war angeblich sogar absinthsüchtig. Auch Pablo Picasso oder Paul Gauguin waren dem Absinth nicht abgeneigt. Heute ist er mehr als „Die Grüne Fee“ bekannt. Der Absinth hat auch Literaten wie Oscar Wilde, Jack London, Ernest Hemingway oder Victor Hugo in ihren Werken inspiriert. Leider führte der Dauergebrauch von Absinth durch den hohen Thujongehalt zu schweren Nebenwirkungen, sodass er verboten wurde. Heute gibt es speziell gezüchtete Arten des Wermuts, die eine niedrige Konzentration an Thujon enthalten.

Weitere Informationen erhalten sie gerne bei Mag. pharm. Dr. Angelika Prentner, Apotheke-Mariazell