Alexander Haig, der die nach Ruhe und Frieden lechzenden Deutschen in Ost und West während der 80er Jahre mit der Eröffnung verblüffte, es gebe "Wichtigeres, als im Frieden zu sein", könnte plötzlich zum Idol werden. Friede an sich, so suggerieren es schlagartig alle großen Parteien und Großkommentatoren, ist gar kein Wert! Lieber im Stehen sterben als im Knien leben!, heult es aus den Oppositionsbaracken wie aus dem Regierungslager.
Wen es zum Kriege zog, dem huldigt die Süddeutsche Zeitung in einem Essay zum Weltfriedenstag als mutigen Mann "Im Libyen-Einsatz bewies Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy Mut", heißt es dort. Als erster Staat habe Frankreich die Regierung der Rebellen an und auf dem Sturz des Diktators, der kürzlich noch im Garten des Präsidentenpalastes in Paris gezeltet hatte, beharrt. "Ein Bauchgefühl", das zum Kriege drängt. Gut gemacht, lobt die SZ: "Sarkozy fühle sich in dem Krieg nicht nur als politischer, sondern auch als militärischer Anführer", beschreibe ein Vertrauter, er habe sich "wie ein Feldherr über Generalstabskarten gebeugt und mit der strategischen Situation in Tripolis vertraut gemacht."
So einen wollen wir auch. Denn die Logik ist unbestechlich, die Bilanz unwiderlegbar. Weltweit sind sämtliche Kriege am Ende von den Guten gewonnen worden, die es nicht sind, sind nur noch nicht beendet. Stets haben sich die höheren Werte durchgesetzt, immer obsiegte die Moral über die Unmoral, wenn auch häufig nur, weil die Unmoral der Sieger durch den Sieg zur Moral wird.
Großbritannien, Pakistan und Israel sind sicher, auch Mordkorea weiß es längst und der Iran natürlich auch. Nur die Deutschen, erst neuerdings wieder kriegslüstern, verweigern sich der notwendigen Erkenntnis noch: Ein Land, das in Ruhe gelassen werden möchte, braucht Atomwaffen. Sofort wird es egal, wieviele Menschen dort gequält, in ihren Rechten beschnitten, ermordet oder sonstwie schikaniert werden. Die Atombombe schafft Recht, wo keines ist, sie macht souverän zu den eigenen Bedingungen und unangreifbar selbst für ein gebeugtes und wie Weidenruten gewundenes Völkerrecht. Waffen schaffen Frieden, und Atomwaffen tun das besonders effektiv.
So lange sie nicht benutzt werden, ist Ruhe.
Und wenn sie benutzt worden sind auch wieder.
Der Friede muss bewaffnet sein II
Der Friede muss bewaffnet sein