Morayo wächst in der Millionenstadt Ibadan in Nigeria auf. Ihre Kindheit verbringt sie in einem Elternhaus mit Eltern denen es finanziell nicht schlecht geht und die fest verankerte, teilweise noch sehr traditionelle moralische Vorstellungen und Werte haben.
Morayo und ihre kleine Schwester Eniayo haben ein sehr enges Verhältnis und Morayo beschützt sie, wo sie nur kann. Beide wachsen sehr behütet auf.
Doch als Morayo vergewaltigt wird und von ihren Eltern nicht den Rückhalt und die Unterstützung bekommt die sie brauchen würde, entwickelt sich Morayo's Leben in eine Richtung, die den hohen Erwartungen ihrer Familie nicht gerecht werden kann und die auch sie selber sehr belastet.
Morayo findet Kraft und Halt bei ihrer Aunty Moreniko, die mit 15 ebenfalls vergewaltigt wurde und deren Sohn daraus entsprungen ist.
Während Morayo ihre eigenen Ansichten und Werte entwickelt und zu einer selbständigen Frau heranwächst, trifft sie auf ihren ersten festen Freund aus Kindestagen. Nachdem sie sich erneut aus den Augen verlieren, tritt er ein weiteres Mal in ihr Leben. Vielleicht kann er ihr die Liebe und das Verständnis geben das Morayo schon lange herbeisehnt und alles wendet sich doch noch zum Guten.
Als ich "Der Weg der Töchter" von buecher.de erhalten habe um es als "Buchflüsterer" zu lesen und zu rezensieren, war ich nicht wirklich begeistert. Das Buch hätte ich mir niemals selber ausgesucht, da mich der Klappentext so gar nicht angesprochen hat.
Doch natürlich wollte ich dem Buch eine Chance geben und ich bin froh, dass ich das getan habe.
Schon die ersten Seiten haben mich in ihren Bann gezogen. Vor meinem geistigen Auge sind Bilder entstanden von Morayo, ihrere Familie und ihrem Leben und ich hatte das Gefühl beim Lesen "dabei zu sein".
Kilanko schreibt sehr eindringlich und als Leser kann man sich dieser Story nicht entziehen. Morayo's Geschichte ist traurig, erschütternd und beklemmend und auf der anderen Seite so voller Hoffnung und auch voller Liebe. Für mich war es leicht der Geschichte zu folgen und mit Morayo mitzufühlen, Verständnis für sie aufzubringen und sie ins Herz zu schliessen.
Die Umstände und Werte in / mit denen Morayo aufwächst scheinen so fremd, unverständlich, teilweise realitätsfern für unseren Kulturkreis und Kilanko hat es dennoch geschafft meine Denkweise zu durchbrechen und dem Geschehen im Buch zunächst erstmal wertfrei zu begegen. Selbstverständlich habe ich mir dazu meine eigenen Gedanken gemacht, habe meine Meinung dazu und finde viele Umstände schrecklich und falsch...aber durch Kilanko's Art zu schreiben war es mir möglich die Situation mit Morayo's Augen zu betrachten. Meiner Meinung nach eine absolut hohe Kunst, wenn man seinen Lesern so etwas ermöglichen kann. Ganz besonders faszinierend ist hierbei, dass "Der Weg der Töchter" Kilanko's Debütroman ist!
Für die Dauer des Buches bin ich in ein Leben und eine Welt eingetaucht die mir einerseits sehr fremd sind und andererseits so intensiv und eindringlich nahegebracht wurden, dass ich doch mitten drin war.
"Der Weg der Töchter" ist eine Geschichte die berührt und fesselt. Eine Geschichte die von eindrucksvollen Charakteren lebt und von Anfang bis Ende absolut fasziniert.
Auch wenn man bei diesem Buch vielleicht denken mag, dass das Genre oder die Story nicht in das für einen selber "übliche Leseschema" passt, kann ich nur empfehen ihm eine Chance zu geben.
Von mir gibt es eine absolute Lese-Empfehlung!
Das Buch erhält von mir 5 von 5 Sternen.
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Yejide Kilanko wurde 1975 in Ibadan / Nigeria geboren. Schon in ihrer Kindheit hat sie gern gelesen. Sie studierte Politikwissenschaften in Ibadan und zog mit ihrem Mann 2000 in die USA. Der Weg führte sie dann weiter nach Viktoria / Kanada, wo sie Sozialpädagogik studierte. Mittlerweile ist sie Mutter von drei Kindern und arbeitet in verschiedenen therapeutischen Einrichtungen als Kinderschutzbeauftragte und Therapeutin.
Das Buch erschien am 8. März 2013 im Graf Verlag und hat ca. 384 Seiten. Preis ca. 18,00€, ISBN: 978-3862200375