Wir schreiben das Jahr 2009. Ich hatte weit über 120 Kilo und habe ganz neu in einer Universität im Büro angefangen.
Die
Kollegen waren alle nett und die Chefin auch noch (sie hat mich unter
anderem später aus der Uni gemobbt). Ich lernte einen jungen Arzt kennen
(Forschungslabor), der in meinem Alter war und schon seinen Doktor
hatte (also mit 25). Er war unheimlich sympatisch und sah auch
verdammt gut aus (und das muss ich jetzt wirklich mal so sagen, obwohl
ich mich mit sowas immer gerne zurückhalte und eigentlich das Aussehen
von gutaussehenden Männern immer mit "ok" tituliere). Wir haben uns gut
verstanden und wäre ich nicht so vernarrt in die Tatsache gewesen, dass
ich fett bin und hässlich und mich kein Mann irgendwie attraktiv
findet, wäre mir vielleicht aufgefallen, dass er so ein bisschen flirtete
(wie es meine Freundin so treffend sagte. Genaugenommen hat sie in
ihrem tirolerisch gesagt "Mensch Danie, der steht auf dich". Aber für
sowas bin und war ich schon immer taub. Und ungläubig. Ein
zwischenmenschlicher Heide sozusagen).
Ich hatte ihn bei Facebook
in meiner Freundesliste und auch damals noch bei Studi VZ. Und er
schrieb häufig meine Freundin an, um zu fragen, ob ich einen Freund
habe, oder was ich gerne tue oder so. Und ich sagte dann immer zu ihr,
dass ich das ja mal extrem lästig finde (fand ich nicht - fand ich toll.
Konnte und wollte es aber nicht glaube und hätte eher dafür plädiert,
dass meine Freundin micht verarschen will. Obwohl ich ihr vertrauen
kann. Sie tut sowas nicht).Dann kam das mit meinem jetzigen Ex
dazwischen. Der Arzt zog sich zurück. Ich wurde rausgemobbt und
rausgeschmissen und unsere Spuren verliefen sich und finden nicht mehr
zusammen.
Bis heute.
Mehrere Tage überlege ich schon wie sein
Nachname war, damit ich ihn auf Facebook suchen kann und nachdem ich
dann mal ausgiebig gegoogelt hatte, fand ich ihn. Und schrieb ihn an.
Bisher
hat er noch nicht geantwortet und ich weiß auch nicht, ob er es jemals
tun wird und ob ich jetzt bis zum Ende meiner Tage rumsitze und
händeringend auf eine Anwort warte. Schwitzend und weinend. Klagend.
Schreiend.
Nur, das will ich nicht sagen.
Sagen will ich:
Vergessen konnte ich den Kerl nie. Der wäre es gewesen. Hätte ich eine
Chance gehabt. Und ich glaube - so im Nachhinein - die hatte ich
vielleicht wirklich. Zumindest hätte ich es darauf ankommen lassen können ob ich eine hätte haben können. Ich habe sie nicht wahrgenommen. Habe mich für das Nutzlose
entschieden, was mir nachgeworfen wurde und habe das Desingerkleid
einfach in der Auslage hängen lassen, obwohl mein Namensschild dranhing.
Dort, wo es jeder sehen und einfach kaufen kann. Und ich stehe am Ende
da, nur mit einem Lumpen, den ich inzwischen entsorgt habe und der
wunderbaren Erinnerung an dieses rattenscharfe Kleid. Aber eben nur mit
der Erinnerung, weil es inzwischen eine andere trägt und auch nicht mehr
ausziehen will. Verständlicher weise. Würde ich auch nicht. Ich würde
es antackern. TACKERN!