Ausgerechnet zum Ende des diesjährigen, recht verregneten Sommers rückt die Hitzeperiode von 2003 noch einmal deutlich in Erinnerung. "Vielleicht haben sich damals viele in den relativ kühlen, schattigen Wald
In der freien Natur spielen sich hydrologische Prozesse ab, die unterschiedliche Auswirkungen auf Klimafaktoren haben. Eine internationale Forschergruppe, der auch Professor Christian Bernhofer sowie Dr. Thomas Grünwald von der TU Dresden angehören, ist in einer staatenübergreifend angelegten Studie auf überraschende Ergebnisse gestoßen, die in der jüngsten Ausgabe der renommierten Zeitschrift "nature geoscience" publiziert worden sind.
Bisher ging man davon aus, dass geschlossene Waldgebiete in heißen Sommern ausschließlich eine kühlende Wirkung hätten. Nun aber ist festgestellt worden – und die beiden Dresdner Wissenschaftler haben mit ihren Messstationen im Tharandter Wald einen erheblichen Anteil an dieser Erkenntnis –, dass Wälder zunächst einmal zur atmosphärischen Aufwärmung beitragen. Im Gegensatz zu Wiesenflächen geben sie das gespeicherte Bodenwasser nur allmählich ab, tragen also nur wenig zu einem Abkühlen der Umgebung bei. Graslandschaften unterliegen anderen Aspekten und verdunsten relativ rasch das gespeicherte Wasser. Damit kühlen sie zu Beginn einer Hitzeperiode anfangs sehr stark, sind dann aber rasch ausgetrocknet und können den hohen Temperaturen nichts mehr entgegensetzen. Diese Regulierung funktioniert in Wäldern mit einer langfristigeren Strategie. Während Wiesen- und Ackerflächen sehr rasch austrocknen, geben Waldgebiete die Feuchtigkeit nur sparsam ab. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Regelung der Spaltöffnungen von Wäldern dazu beiträgt, sich auf eine drohende Trockenheit besser einzustellen. Langfristig gesehen, tragen Wälder in Hitzejahren also wesentlich mehr und vor allem kontinuierlicher zum Befeuchten und Abkühlen der Umgebung bei.
Diese Erkenntnisse, die mit den internationalen Partnern aus Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz gemeinsam gewonnen wurden und in der September-Ausgabe der "nature geoscience" detailliert dargestellt sind, können für künftige Bebauungspläne von enormer Bedeutung sein, unterstreichen Bernhofer und Grünwald. Damit werden Aufforstungen attraktiver und die Erholungswirkung städtischer Parks wird deutlich. Nicht zuletzt seien die speziellen Eigenschaften der Pflanzen auch für Wetterprognosen und Klimaszenarien auswertbar. Ob die langfristigen Flächennutzungen sich dadurch ändern lassen, hängt eher an rechtlichen Fragen und bleibt abzuwarten. Ein Argument für mehr städtisches Grün ist es allemal.