Der wahnsinnige Kindergeburtstag

Kindergeburtstage zählen wohl in jeder Familie zu den Höhepunkten des Jahres und rufen bei allen Familienmitgliedern Herzrasen hervor: Bei den Kindern, weil sie sich auf Geschenke, Kuchen und die Feier freuen, bei den Eltern, weil sie sich vor den zu besorgenden Geschenken, dem schrumpfenden Konto und der Horde Kinder, die es bei der Feier zu bespaßen gilt, fürchten.

Geburtstagstisch. Mit Zug, Luftschlangen und Smarties.

Geburtstagstisch. Mit Zug, Luftschlangen und Smarties.

Die erste Kindergeburtstagsfeier lief im Familienbetrieb noch sehr unkompliziert ab. Am dritten Geburtstag der Tochter wurden mit einer sehr überschaubaren Zahl von drei Kitakindern Plätzchen gebacken. Das einzige Problem bestand darin, dass den Kindern abends vom vielen Teignaschen schlecht war. Da sich die Besuchskinder aber erst zuhause übergaben, waren die Konsequenzen für uns überschaubar.

Der vierte Geburtstag der Tochter lief dagegen etwas aus dem Ruder. Die „Für-jedes-Lebensjahr-darf-nur-ein-Kind-kommen-Regel“ aufs Gröbste missachtend, hatte die Tochter zehn Gäste eingeladen. So mussten wir, unseren eigenen Nachwuchs eingeschlossen, ein Dutzend Kinder in unserer Wohnung bändigen.

Die Meute überreichte in rekordverdächtigem Tempo die Geschenke und verschlang auch den Geburtstagskuchen in einer fürs menschliche Auge kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit. Die von uns sorgsam ausgedachten und pädagogisch wertvollen Spiele wie Topfschlagen, Stopp-Tanz und Wattepusten absolvierten die Kinder ebenfalls in erstaunlich kurzer Zeit.

Folglich waren noch zweieinhalb Stunden bis zum Abholen der Kinder zu überbrücken. In unserer grenzenlosen Naivität waren wir der Meinung, die Kinder könnten „einfach so“ ein bisschen spielen.

Nach knapp 20 Minuten klingelte es an unserer Tür. Es war der Zahnarzt, der seine Praxis unter uns hatte. Er brachte leicht erregt seine Besorgnis zum Ausdruck, seine durch das Kindergetrampel in starke Schwingungen versetzten Deckenlampen könnten Schaden nehmen. Ich gelobte Besserung. Auf meine Bitte, uns mit ein wenig Lachgas auszuhelfen, reagierte der Dentalklempner eher irritiert. Auch meiner Bitte ein Rezept für Ritalin auszustellen kam er nicht nach. Stattdessen ging er wortlos zurück in seine Praxis. So schlimm war der Lärm dann wohl doch nicht gewesen.

Irgendwie schafften wir es, den Nachmittag ohne größere Personen- und Sachschäden, aber mit erheblichen Nervenschäden bei der Freundin und mir, hinter uns zu bringen. Nach diesem Erlebnis schworen wir uns, dass sich eine Kindergeburtstagsgesellschaft nie mehr länger als nötig bei uns in der Wohnung aufhalten soll. Und so kam es zu der folgenden Geschichte, die sich am fünften Geburtstag des Sohnes zugetragen hat. Oder so ähnlich.

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Es ist der 31. August. Morgen hat der Sohn Geburtstag. Er wird fünf und hat sich eine Piratenparty gewünscht. Damit die Kinder möglichst lange draußen sind, bereiten die Freundin und ich eine große Schatzsuche vor. Die Kinder müssen in der Umgebung verschiedene kleine Aufgaben lösen und landen schließlich auf dem nahegelegenen Spielplatz, wo der Schatz versteckt ist.

Zu diesem Zweck bemalt die Freundin liebevoll einen Schuhkarton mit schwarzer Farbe und beklebt ihn sorgfältig mit einem goldenen Totenkopf. Unsere Schatztruhe! Mir obliegt derweil die nur grobmotorische Fingerfertigkeiten erfordernde Aufgabe, Schokogoldmünzen, andere Süßigkeiten und Seifenblasen-Dosen in kleine Tüten abzufüllen, die dann in die Schatztruhe gepackt werden.

Schatztruhe. Furchteinflößend.

Schatztruhe. Furchteinflößend.

Gehen noch einmal den Schlachtplan für morgen durch: Zuerst werden die Geschenke überreicht, dann gibt es Kuchen und Kakao und anschließend geht es auf die Schatzsuche. Mein Vater übernimmt dankenswerterweise die Bewachung des Schatzes auf dem Spielplatz. Die Freundin schlägt vor, dass am besten ich mit den Kindern losziehe und sie in der Zwischenzeit die Pizza für das Abendessen vorbereitet. Will gerade in schallendes Gelächter ob diese gelungenen Witzes ausbrechen, als ich ihrem Gesichtsausdruck entnehme, dass sie es ernst meint. Mit sechs Fünfjährigen alleine durch die Straßen ziehen, gehört nicht gerade zu den Meilensteinen, die ich mir bis zum Erreichen meines 40. Lebensjahres gesetzt habe. Andererseits könnte es gesundheitliche Beeinträchtigungen bei den Kindern und folglich Ärger mit den anderen Eltern nach sich ziehen, wenn ich die Pizza zubereite. Willige daher zähneknirschend in den Vorschlag der Freundin ein.

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Am nächsten Tag erscheinen pünktlich um 15 Uhr bei uns fünf kleine Piraten. Stilecht mit Ringelhemden, Kopftüchern und Augenklappen, bewaffnet mit Säbeln und Pistolen. Um möglichst schnell mit der Schatzsuche zu beginnen, drücken die Kinder dem Sohn schnell die Geschenke in die Hand, die er in Windeseile aufreißt. Danach wird geschwind der Piratenkuchen verputzt und die Kinder bauen sich erwartungsfroh an der Wohnungstür auf.

Will den Kindern gerade erklären, wie die Schatzsuche abläuft, als ein kleiner rothaariger Junge vorlaut anmerkt, ich sähe gar nicht wie ein Pirat aus. Die anderen Kinder pflichten ihm bei. Die Freundin meint ebenfalls, ich würde mich bestimmt gut in Ringelhemd und mit Kopftuch machen. Gebe ihr zu verstehen, dass auch sie gerne mit den Kindern auf Schatzsuche gehen könne und ich zuhause bleibe, um das Essen vorzubereiten. Sie findet daraufhin, dass meine aktuelle Aufmachung vollkommen ausreichend sei, um die kleinen Seeräuber zu begleiten.

Bevor wir losgehen, norde ich die Kinder ein und erkläre ihnen, wer sich nicht benehme und auf mich höre, müsse bei mir an der Hand laufen. Die Kinder sind mucksmäuschenstill. Der eben noch vorlaute Rothaarige verzieht sein Gesicht und beginnt zu weinen. Freue mich einerseits über meine natürliche Autorität, finde aber andererseits meine Beliebtheit bei Kindern noch verbesserungswürdig. Die Freundin beruhigt den Jungen, es sei ja noch gar nichts passiert. Ich verspüre derweil einen leichten Druck an meiner Stirn, als würde ein kleiner Mann in meinem Kopf mit seinen Fäusten zart dagegen klopfen.

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Treten nun gemeinsam vor die Haustür und die Kinder bekommen den ersten Zettel vorgelesen: „Geht nach rechts und sucht den Gemüseladen. Dort bekommt ihr die erste Aufgabe.“ Sofort stürmen alle Kinder nach links.

Halte die Kinder auf und frage, ob sie nicht wüssten, wo rechts sei. Ernte allgemeines Kopfschütteln. Erkundige mich, daraufhin mit welcher Hand sie denn malten. Vier Kinder heben die rechte, zwei die linke Hand. Das hilft uns auch nicht weiter. Ebenso wenig wie mein Tipp, rechts sei da, wo der Daumen links ist.

Der vorwitzige Rotschopf erzählt darauf, sein Onkel sei Schreiner, habe nur noch einen Daumen und wie der dann wüsste, wo rechts und links sei. Versichere ihm, dass sich der Onkel das bestimmt anders merken könne und fordere die Kinder auf, nach dem Gemüseladen in der Nähe Ausschau zu halten.

Nach einigem Umherschauen erblicken sie schließlich den Laden und wollen unverzüglich losrennen. Ermahne sie scharf, in Zweierreihen zu gehen, das würden Piraten so machen. Die Kinder schauen skeptisch und streiten sich dann, wer mit wem gehen darf. Bilde mir ein, dass der Druck gegen meine Stirn leicht zunimmt und das Männchen in meinem Kopf inzwischen mit seinen Fäusten gegen die Stirnlappen haut. Erlaube den Kindern, in zwei Dreierreihen zu laufen.

Am Obst- und Gemüseladen angekommen, begrüßt uns der türkische Besitzer überschwänglich und verteilt eine Runde Bonbons. Er ist in die Schatzsuche eingeweiht und verliest feierlich die erste Aufgabe: „Zählt zehn Gemüse- oder Obstsorten auf.“

Der rothaarige Knabe zupft an meinem Ärmel und sagt, er sei gegen das meiste Obst allergisch. Erkläre ihm, dass sei nicht schlimm, er müsste das Obst ja nicht essen, sondern nur aufzählen. Er will trotzdem nicht mitmachen.

Die Kinder scheinen nicht besonders obst- und gemüseaffin zu sein. Sie kommen zwar sehr schnell auf Apfel, Birne, Banane, Tomate und Kartoffel, aber danach wird es zäh. Zum Unverständnis und Unmut der Kinder lasse ich Fruchtzwerge nicht gelten. Fruchtgummis und Kartoffelpüree ebenfalls nicht.

Ein Junge und ein Mädchen finden, das Obst- und Gemüseraten habe lang genug gedauert und duellieren sich mit ihren Säbeln. Bevor ich eingreifen kann, fällt einer der beiden ungünstigerweise in die Apfelauslage. Der Gemüsehändler wirkt ein wenig angespannt und lächelt gequält. Um seine Kinderliebe nicht unnötig zu strapazieren, beschließe ich, dass fünf Obst- und Gemüsesorten eigentlich vollkommen ausreichend sind und gehe schnell mit den Kindern weiter. Teile ihnen noch mit, sie müssten das Fitnessstudio suchen, wo sie die nächste Aufgabe erwarte.

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Auf dem Weg kommt es zu weiteren Rangeleien. Konfisziere alle Säbel. Das Männchen in meinem Kopf klatscht laut Beifall. Sehr laut.

Der Rotkopf sagt, die Schatzsuche sei voll langweilig. Er wolle jemanden überfallen. Erkläre ihm, noch langweiliger sei es, wenn ich seine Eltern anrufe, sie ihn abholten und er den Rest des Nachmittags alleine zuhause verbringt. Ein Argument, dass ihm anscheinend einleuchtet und ihn vorerst zum Schweigen bringt.

Mit ein wenig Hilfestellung finden die Kinder das Fitnessstudio. Dort trage ich die nächste Aufgabe vor: „Springt 30 Sekunden auf einem Bein.“ Die Kinder beginnen auf einem Bein zu hüpfen. Um präzise zu sein: Die Kinder versuchen, auf einem Bein zu hüpfen. Alle Berichte und Klagen über die zunehmende Unsportlichkeit und Bewegungslegasthenie von Kindern scheinen nicht übertrieben zu sein. Die kleinen Piraten purzeln übereinander und es gibt tumultartige Szenen. Auch einige Passanten werden in Mitleidenschaft gezogen und äußern lautstark ihren Unmut. Das Kopf-Männchen schlägt währenddessen Purzelbäume. Der Druck im Kopf nimmt zu.

Erkläre kurzerhand die Aufgabe für bestanden und fordere die Kinderschar auf, mir zum Verkehrsgarten zu folgen. Dort sollen sie zehn Fortbewegungsmittel aufzählen. Den rothaarigen Jungen inspiriert dies dazu, mir zu erzählen, dass sein Vater einen 7er BMW mit 12 Zylindern und über 300 PS fahre. Sage, dass sei sehr schön für seinen Vater. Er will daraufhin wissen, was ich für ein Auto habe. Erkläre ihm, dass ich ein weißes Fahrrad besitze, das ich sehr gerne fahre. Er schaut mich verächtlich an, als hätte ich ihm gerade eröffnet, ohne Strom, fließendes Wasser und Internetanschluss als Einsiedler in einer Höhle zu leben.

Die anderen Kinder versuchen inzwischen, die zehn Fortbewegungsmittel zusammenzubekommen. Mit Auto, Fahrrad, Roller, Motorrad, Rollschuhen, Bus und Dreirad sind sie aber erst bei sieben und ihnen fällt nichts mehr ein. Da fällt dem Sohn ein, dass er morgens immer mit dem 101er-Bus fahre und dann in den 245er umsteige. Dies seien zwei weitere Fahrzeuge. Das Mädchen steuert bei, sie fahre immer mit dem M27er und somit hätten sie jetzt zehn Fortbewegungsmittel.

Das Männchen in meinem Kopf startet einen Düsenjet. Deute den steigenden Kopfschmerz als Zeichen, nicht mit den Kindern zu diskutieren. Akzeptiere die Aufgabe als gelöst.

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Als nächstes steuern wir ein nahegelegenes Café an. Es ist unser Stammcafé, wo wir regelmäßig am Wochenende Kaffee trinken und Kuchen essen. Bei unserer Ankunft werden wir von der Besitzerin freudig empfangen. Die anderen Gäste schauen dagegen leicht irritiert, ob der drohenden Ruhestörung durch die lärmenden Kinder.

Um eine kleine Überraschung und den nächsten Hinweis zu bekommen, sollen die Kinder ein Lied singen. Es entsteht eine heftige und vor allem lautstarke Debatte, welches Lied zum Besten gegeben werden soll. Lerne dabei einige neue Schimpfwörter und Kraftausdrücke. Schließlich einigen sich die Kinder zum Entsetzen der Gäste auf „Schnappi“. Unverzüglich beginnen die Kinder aus voller Brust das Lied vom kleinen Krokodil zu schmettern. Das Männchen in meinem Kopf begleitet sie am Schlagzeug.

Bevor die Kinder von vorne beginnen können, verteilt die Kaffeehausbetreiberin schnell wie vereinbart Schokoriegel unter den Kindern. Wir ziehen weiter, was die anderen Gäste mit einem Stoßseufzer der Erleichterung aufnehmen. Auf dem Weg nach draußen stolpert der Rotschopf gegen einen Tisch. Die darauf abgestellten Tassen kippen um und Kaffee ergießt sich über Tisch, Kuchen und Hosenbeine des dort sitzenden älteren Ehepaars. Werfe ihnen hastig einen zwanzig Euro-Schein für neuen Kaffee und Kuchen sowie die Reinigung der Kleidung auf den Tisch.

Würde am liebsten noch einen Cognac bestellen, um das Männchen in meinem Kopf, das immer noch Schlagzeug spielt, zum Schweigen zu bringen. Dazu bleibt aber keine Zeit. Werden das Café in den nächsten Wochen wohl besser meiden.

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Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir unsere nächste Station: die Tierhandlung. Dort lese ich mit heiserer Stimme die nächste Aufgabe vor: „Erkennt acht der Tiere, die ihr im Schaufenster seht.“ Die Kinder erweisen sich als echte Stadtkinder: Das Meerschweinchen wird zum Hasen, der Wellensittich zum Papagei, die Spitzmaus zum Hamster. Mein rothaariger Freund erklärt mir, er habe eine Katzenhaarallergie. Mich juckt es auch am ganzen Körper und ich mutmaße, dass ich gegen rote Haare allergisch bin. Behalte diese Vermutung für mich.

Die Kinder sind enttäuscht, dass die Tiere anscheinend alle schlafen. Sie beginnen gegen die Scheibe zu klopfen, damit sich wenigstens eines der Tiere bewegen möge. Während ich noch versuche, die Kinder davon abzuhalten, kommt der Besitzer der Tierhandlung aus dem Laden gestürmt und fragt, ob wir noch bei Trost seien und ich die Kinder nicht im Griff habe. Eine durchaus berechtigte Frage, auf die ich keine befriedigende Antwort weiß. Rufe daher den Kindern zu, die nächste Aufgabe sei ein Wettrennen zur nächsten Straßenkreuzung.

Derweil treibt das Männchen in meinem Kopf eine Elefantenherde durch mein Großhirn. Dabei singt es paradoxerweise das Lied von der geklauten Kokosnuss. Ich rufe, er solle endlich die Fresse halten. Die Kinder schauen mich ängstlich an. Sie denken, ich bin verrückt geworden. Eine Einschätzung, die ihnen wahrscheinlich von jedem Psychiater bestätigt würde.

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Mein linkes Auge beginnt zu zucken. Beschließe daher, die nächsten Stationen am Instrumentenladen, an der Bäckerei und am Blumenladen auszulassen. Bezweifle ohnehin, dass die Instrumenten-, Backwaren- und Pflanzenexpertise der kleinen Racker sonderlich stark ausgeprägt ist. Steuern daher direkt den Spielplatz an, wo der Schatz versteckt ist.

Dort sehe ich von weitem meinen Vater, der gerade die Schatztruhe gegen ein paar aufsässige Kinder verteidigt. Nie haben sich seine 30 Jahre als Berufsschullehrer mehr ausgezahlt als in diesem Moment.

Unsere kleine Piratengesellschaft soll nun noch auch auf einem Balken balancieren, das Klettergerüst hinaufklettern und danach mit der Seilbahn fahren, um dann den Schatz in Empfang nehmen zu dürfen. An der ersten Station fällt der Rotschopf vom Balken. Sein Weinen wird nur vom Brüllen meines Kopfmännchens übertroffen.

Begutachte die Schramme am Knie des Jungen. Tief in die Pädagogik-Kiste der 60er Jahre greifend reiße ich mich zu der Äußerung hin, ein Pirat kenne doch keinen Schmerz. Der rothaarige Bengel fragt, ob ich blöde sei und nicht wüsste, dass es Indianer seien, die keinen Schmerz verspürten. Überlege, ihm wegen seiner frechen Antwort Sand in die Wunde zu schmeißen, erwidere aber lediglich, Piraten seien die Indianer der Meere. Zu meiner eigenen Verblüffung akzeptiert er diese Antwort.

Entscheide kurzentschlossen, die Spielplatzaufgaben für gelöst zu erklären. Fordere die Kinder auf, sie müssten sich jetzt beeilen, damit der schwarze Pirat ihnen nicht den Schatz wegnimmt. Die Kinder lachen mich aus und schreien in einer unerträglichen Lautstärke, es gäbe gar keinen schwarzen Piraten. Deute wortlos auf meine dunklen Haare sowie auf Hose, Pullover und Jacke, die alle in schwarz gehalten sind. Dabei lacht das Männchen in meinem Kopf irre. Vielleicht bin ich es auch selbst. Ich weiß es doch auch nicht.

Auf jeden Fall laufen die Kinder sofort panisch los und stürzen sich auf die Schatzkiste. Mit einem Triumphgebrüll zerfetzen sie den von der Freundin so liebevoll gestalteten Karton und balgen sich um die darin befindlichen Tüten.

Wenig überraschend zerplatzt die Tüte des rothaarigen Jungen und die Seifenlauge ergießt sich über alle seine Süßigkeiten. Um sein Heulen zu beenden, nötige ich den Sohn, ihm die Hälfte seiner Süßigkeiten abzugeben. Der findet zwar, dass dies seine Gastfreundschaft überstrapaziert, willigt aber ein, weil er sich vor meinem irren Blick fürchtet.

In meinem Kopf veranstaltet das Männchen inzwischen ein Heavy-Metall-Konzert. Wäre bereit ein Himmel-, König- oder sonstiges Reich gegen Aspirin einzutauschen. Oder gegen Sekt. Am besten gegen beides.

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Machen uns auf den Heimweg. Zuhause empfängt uns die Freundin und fragt, ob alles gut gelaufen sei. Sage, im Prinzip schon, aber es schade trotzdem nichts, wenn wir uns nach Wohnungen in anderen Kiezen umschauten.

Während die Kinder Pizza futtern, mache ich mich auf die Suche nach Kopfschmerztabletten. Habe keinen Erfolg. Trinke als Alternative eine halbe Flasche vom Fieber- und Schmerzsaft der Kinder.

Kurz danach kommen glücklicherweise die Eltern und holen ihre Kinder ab. Zum Abschied umklammert der rothaarige Junge meine Beine und sagt, dass sei der tollste Kindergeburtstag gewesen, auf dem er jemals war, und er wolle nächstes Jahr wieder kommen. Nicke schwach. Das Männchen in meinem Kopf spielt einen Tusch.


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