Der Ursprung des Vegetarismus und Veganismus

Von Cordula

Habt ihr euch schon einmal gefragt wie der Vegetarismus und Veganismus entstanden sind? Denn, auch wenn manche glauben Veganismus sei nichts weiter als ein Trend der Moderne, des heutigen 21. Jahrhunderts, wenn man so möchte, der irrt.
Denn die Geschichte des Vegetarismus reicht weiter zurück als manche das denken mögen. Insofern sind vegetarische Ernährungsformen mehr als nur ein Hype. Wobei dieser Trend auch viele positive Aspekte hat. So ernähren sich Schätzungen zu Folge in Deutschland etwa 8 Millionen Menschen vegetarisch und 1,3 Millionen Menschen vegan. Global betrachtet sollen es inzwischen sogar eine Milliarde Menschen sein, die sich vegan sowie vegetarisch ernähren.

Auch wenn pflanzenbasierte Ernährungsformen in den letzten Jahren zunehmend im Mainstream angekommen sind, bestehen nach wie vor Unstimmigkeiten über die genauen Hintergründe der menschlichen Ernährung.
Waren wir vorwiegend Fleischesser? Oder vielleicht doch eher Frugivore und damit Pflanzenfresser? Sind wir klassische Allesesser und damit auf den Verzehr von Tierproodukten angewiesen?

Ein Blick in die Vergangenheit: Über die Ernährung des Menschen

Aus dem Abrieb sowie aus anderen Merkmalen ihrer Zähne wurde geschlossen, dass die frühen Vertreter der Hominini sich von einer vorwiegend pflanzlichen Kost ernährten, ähnlich wie heutige Paviane.
Erst dem Homo habilis wird heute zugeschrieben, dass er in etwas größerem Maße als die Individuen früherer Arten der Hominini das Fleisch großer Wirbeltiere verzehrt hat. Offenbar wurden damals mit Hilfe von Steinwerkzeugen zusätzliche Nahrungsquellen  wie Fleisch und Knochenmark erschlossen.

Insbesondere in der Spätphase des Homo erectus nahm das Hirnvolumen immer weiter zu, sodass einige Wissenschaftler von einem erhöhten Bedarf an Proteinen in dieser Phase ausgehen. Und damit gleichbedeutend von einem höheren Verzehr tierischer Kost.

Nach heutigem Kenntnisstand ist der anatomisch moderne Mensch, der sogenannte Homo sapiens „von Natur aus“  ein Allesfresser (Omnivore).

Wir haben die Wahl

Aufgrund der Geschichte unserer Ernährungsweise sind wir also in der Lage uns den ökologischen Gegebenheiten unserer Umwelt anzupassen. Wir können tierische Produkte konsumieren, müssen es aber nicht. Und damit haben wir letzten Endes die Wahl wie wir uns ernähren wollen.

Nichts desto trotz, wie genau sieht es nun mit der Geschichte des Vegetarismus und Veganismus aus?

Ein „Trend“ mit langer Geschichte

Der Ursprung des Vegetarismus beginnt in der Antike. Im alten Griechenland, um genau zu sein.

Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen wieder zurück“ (Pythagoras)

Der Philosoph und Mathematiker Pythagoras (um 570 – 500 vor Christus) gilt als der erste bekannte Vegetarier. Schon damals lehnte er nicht nur Tieropfer ab, sondern verzichtete auch auf Fleisch.
Bis 1874 schlussendlich der offizielle Begriff des Vegetariers für eine Ernährungsweise ohne Fleisch eingeführt wurde, wurden Menschen, welche sich auf diese Weise ernährten als Pythagoreer bezeichnet.

Doch Pythagoras war nicht der einzigste Vegetarier seiner Zeit. Auch die sogenannten griechischen Orphiker lehnten um das Jahr 600 nach Christus den Verzehr von Fleisch ab. Allerdings aus philosophisch-religiösen Gründen.
Die Orphiker glaubten hierbei an Widergeburt nach dem Tod und dass nur derjenige Erlösung findet, der seinen Körper rein hält. Daher verzichteten sie mitunter auf Fleisch, Eier und Wolle und lebten desweiteren sehr asketisch.

Auch in Indien entstand der Jainismus, welcher großen Wert auf die Nichtverletzung von Tieren Wert legte. Auch im Hinduismus sowie Buddhismus spielt eine vegetarische Ernährung bis heute eine wichtige Rolle.

Dennoch hielt sich diese Entwicklung nicht auf Dauer. Denn mit dem Untergang der Antike schien auch der Vegetarismus in Vergessenheit geraten zu sein.

Fleisch – ein beliebtes Nahrungsmittel

Zwar verzichteten manche christliche Mönche im Mittelalter auf den Verzehr von Fleisch. Primär jedoch aus religiös motivierten Gründen. So ging es in erster Linie beim Verzicht auf Fleisch um die Zügelung der eigenen Triebe sowie um Entbehrung.

Verzicht während der Fastenzeit?

Genauso wie so manche heute, wurde während der Fastenzeit auf Fleisch verzichtet. Dennoch nicht immer ganz streng nach Regel. Denn so manches Mal landeten auch Bieber auf dem Speiseteller. Da diese aus Ansicht mancher als Wasserbewohner betrachtet wurden, ähnlich wie Fische, und daher sinngemäß gegessen werden dürften.

Ganz so streng wurde der Verzicht auf Fleisch während der Fastenzeit im Mittelalter dann doch wieder nicht.
Erst in der frühen Neuzeit gab es wieder solche, die sich durchgängig vegetarisch ernährten. Beispielsweise der Maler und Bildhauer Leonardo da Vinci (1452-1519).

Der Vegetarismus des 19. Jahrhunderts

Erst mit dem Einzug des 19. Jahrhunderts findet auch der Vegetarismus wieder mehr Erwähnung sowie Anklang. Insbesondere im angelsächsischen Raum findet die vegetarische Ernährung Anklang. So galt eine pflanzenbasierte Ernährung unter ihren Befürwortern oftmals als gesünder.
1847 wurde schlussendlich die „Vegetarian Society“ in London gegründet, welche noch bis heute existiert.

Auch in Deutschland gewinnt die vegetarische Ernährung immer mehr Einzug. 1867 wurde „der Verein für natürliche Lebensweise“ gegründet, welcher sich später mit anderen Vereinen zum Vegetarierbund (VEBU) und heute: ProVeg zusammen schloss.

Wie entstand nun der Veganismus?

Damals wurde noch nicht, wie heute, zwischen Vegetarismus und Veganismus unterschieden. Vielmehr war dieser damals noch nicht so gesellschaftlich verbreitet wie heute. Denn bis dahin gab es vorwiegend Ovo-Lacto-Vegetarier. Also solche, die zwar kein Fleisch und keinen Fisch aßen, dafür aber weiterhin Milchprodukte und Eier konsumierten.
Erst 1944 mit der Gründung der Vegan Society, welche aus der Vegetarian Society entstand, nahm der Veganismus seinen Anfang.
Gründer Donald Watson erfand 1944 schlussendlich das Wort „vegan“. Vom Englischen „vegetarian“ nahm er die ersten drei und die letzten beiden Buchstaben und machte daraus „vegan“. Selbst wurde er Veganer, nachdem er auf dem Hof seines Onkels sah, wie ein Schwein geschlachtet wurde.

„Ich musste für mich alles neu bewerten und kam zu dem Schluss: Dieser scheinbar idyllische Bauernhof war nichts anderes als ein Todestrakt.“
(Donald Watson)

Veganismus in Deutschland

1933 spricht sich der Vorsitzende des damaligen Vegetarierbundes Bruno Wolff für eine rein pflanzliche Ernährungsweise aus.
Ende des 20. Jahrhunderts nimmt schlussendlich die Zahl der Tierschutzbewegungen zu. Immer mehr Menschen setzen sich für die Bedürfnisse von Tieren ein. Sei es im Hinblick auf den Kosnum ihrer Produkte oder in Bezug auf ihre Verwendung zur Weiterverarbeitung ind er Modeindustrie.
Zwar wurden so manche Akivisten vor einigen Jahrzehnten, um 1990 etwa, noch belächelt, doch inzwischen befassen sich immer mehr mediale Berichterstattungen sowie Bücher und Dokumentationen mit den Zuständen in der Massentierhaltung, sowie anderen Zweigen der tierverarbeitenden Industrie. Daraus ist die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit einer pflanzlichen Ernährung inzwischen spürbar eine andere geworden. Denn inzwischen ist Veganismus, genauso wie Vegetarismus, immer leichter umsetzbar. Was auch eingangs genannte Zahlen bestätigen.
So steigt die Zahl vegetarisch lebender Menschen täglich um 2000 und vegan lebender Menschen um 200. Tendenz steigend. Wer sich also heute noch fragt wie man vegan leben kann, das sei doch so extrem, ganz so schwer ist das dann doch nicht.

Alles in allem war eine pflanzenbasierte Ernährungsweise schon immer in der Geschichte des Menschen verwoben. Bei manchen waren und sind es religiöse sowie philosophische Gründe, bei anderen ethische oder manchmal auch gesundheitliche. Doch egal welche diese auch sein mögen, letzten Endes waren manche von uns schon immer auf der Suche nach einer Lebensweise im Einklang mit der Natur und unseren tierischen Mitbewohnern.

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