Wenn wir ins Kino gehen (oder auch zuhause vor dem TV sitzen) so können wir in einem 90 Minuten Film die ganze Palette der menschlichen Gefühle erleben: Wir können uns vor Spannung die Nägel abbeissen, kurz darauf entspannt zurücklehnen, herzhaft lachen oder uns gar in einen Schauspieler verlieben. Zum Schluss sind wir dann zu Tränen gerührt!
Aber eigentlich war da gar nichts. Nur bewegte Lichtflecken auf der Leinwand, die wie Figuren aussahen. Am Fernseher sind es sogar nur bunte Lichtpunkte, die über die Mattscheibe rasen und vom Gehirn als Dinge und Personen interpretiert werden. Merkwürdig, eigentlich.
Ich muss also zugeben, dass ein Film eigentlich durchaus Realität ist (wenn ich Realität damit definiere, dass Menschen darauf reagieren). Aber auch: dass die Wirklichkeit eigentlich nichts weiter ist als ein Film (wenn ich Film als eine Abfolge von Bildern und Ereignissen definiere).
Gibt es letztlich überhaupt einen Unterschied zwischen Wirklichkeit und Phantasie? Gibt es einen Unterschied zwischen Wachen und Schlafen?
Schon der chinesische Philosoph Zhuang Zhou (Zhuangzis) im alten China (365 v.Chr) hat sich über dieses Phänomen gewundert. Er träumte, ein Schmetterling zu sein und war sich dann nicht sicher, ob es nicht vielleicht ein Schmetterling ist, der gerade träumt Zhuang Zhou zu sein.
Wenn es keinen Unterschied gibt – warum haben wir dann so Stress, wenn wir auf der einen Ebene nicht das haben, was wir uns auf der anderen Ebene wünschen? Es ist alles ein und dasselbe Bewusstsein, das Lebendigsein erzeugt.
Bild oben: Meeresmotte / 36cm x 24 / Acryl Collage auf Zeichenpapier 2011, Nr. 11-085