Der Unfall in der Ölmühle

Erstellt am 20. Februar 2011 von Wernerbremen

  
„Es mag Zeiten geben, da wir gegen Ungerechtigkeiten machtlos sind, aber wir dürfen nie versäumen, dagegen zu protestieren.“

Elie Wiesel

Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Begebenheit berichten, von der ich selbst vor einiger Zeit hörte:
„Der Unfall in der Ölmühle“
Wie viele von Euch ja wissen, habe ich als junger Mensch Theologie studiert.
Mich hat schon immer brennend die Frage interessiert, ob wir allein im Weltall sind oder ob es da noch etwas anderes gibt außer uns.
Ich werde immer wieder gefragt, ob ich an einen persönlichen Gott glaube und ich beantworte das immer auf diese Weise: Ich hoffe sehr, dass es ihn gibt, und ich glaube fest daran, weil ich hoffe, dass es so etwas wie einen Jüngsten Tag gibt, an dem, wie es in der Bibel heißt, „aus Ungerechtigkeit Gerechtigkeit wird“.
Denn nur der Gedanke, dass eines Tages jeder Mensch für seine Taten gerade stehen muss, lässt mich die Ungerechtigkeiten dieser Welt, den Missbrauch, die Vergewaltigungen, die Kriege, den Hunger überhaupt ertragen, denn sonst würde ich irre daran werden.
Vor längerer Zeit besuchte ich den Gottesdienst einer Kirchengemeinde und dort sprach neben dem Pastor auch eine Entwicklungshelferin aus Afrika, die zu Besuch in ihrer deutschen Heimat war.
Sie berichtete von sich und ihrer Familie und dass sie in einem kleinen Dorf eine funktionierende Landwirtschaft aufgebaut hätten und dort unter anderem in einem kleinen Holzhaus eine kleine Ölmühle installiert hätten.
Eines Tages vergaß die junge Frau abends, das kleine Holzhaus abzuschließen, und ihre fünfjährige Tochter schlich sich in das Holzhaus, schaltete die Ölmühle ein und geriet mit der einen Hand in die Ölmühle und verlor dabei 3 (!) Finger, die ihr abgerissen wurden.
Nachdem die junge Frau von diesem schrecklichen Unfall ihrer kleinen Tochter berichtet hatte, herrschte in der Gemeinde betroffene Stille und in diese Stille hinein sagte die junge Frau:

Mein Mann und ich haben uns nach dem Unfall gefragt: Was will uns Gott mit diesem Unfall sagen?“

Ihr Lieben,
ich gebe zu, es hat nicht viel gefehlt und ich wäre nach vorne gestürmt.
Denn nicht Gott war an diesem Unfall schuld und nicht er ließ das kleine Mädchen einen solch schlimmen Unfall erleiden, um den Eltern dadurch etwas mitzuteilen.
Immer, wenn in dieser Welt etwas Schlimmes geschieht, höre ich ähnliche Sätze:
„Wie kann Gott das zulassen?“
Für mich ist Gott ein Gott der Liebe und der Fröhlichkeit.
Diejenigen, die das Leid und das Elend auf dieser Welt zulassen, sind wir selbst.
So wie die junge Frau aus der Geschichte. Sie sollte sich nicht fragen, was Gott ihr und ihrem Mann durch den Unfall sagen wolle, sondern sie sollte lieber die Verantwortung für den Unfall auf sich nehmen und in Zukunft umsichtiger handeln.
Das Gleiche gilt auch für das Elend, den Hunger, den Missbrauch, die Gewalt auf dieser Welt. Wir werden erst dann etwas daran ändern, wenn mit uns mitverantwortlich fühlen und selber unseren Beitrag dazu leisten, die Dinge zu ändern.
Es kommt auf DICH an, auf MICH an, auf JEDEN EINZELNEN von UNS.
Lasst uns aufhören, die Schuld bei Anderen oder Gott zu suchen,
lasst uns unsere Kraft lieber dazu nutzen, diese Welt etwas lichter und heller zu machen und Wärme und Menschlichkeit in diese Welt hineinzutragen.
Ich wünsche Euch einen gesegneten Sonntag und ich freue mich, dass es Euch gibt, denn jeder Einzelne von Euch ist ein besonderer Mensch.
Ich sende Euch mit einer virtuellen Taube eine in den Farben des Regenbogens leuchtende Blume der Freude und grüße Euch herzlich
Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt