Der Übergang - Justin Cronin

Von Sabrina

Autor: Justin Cronin
Titel: Der Übergang
Englischer Originaltitel: The Passage
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 1020
Reihe: 1/3
Erste Sätze: Bevor sie Das Mädchen von Nirgendwo wurde- das Mädchen, das plötzlich auftauchte, Die Erste Und Letzte Und Einzige, die tausend Jahre lebte-, war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. 
Amy Harper Bellafonte.
Inhalt: 
In einer Versuchsreihe testet das FBI einen Virus an Straftätern der den Menschen eines Tages zur Unsterblichkeit verhelfen soll. Im Zuge dieser Experimente wird das Virus auch an der 6-jährigen Amy getestet. Doch dann verlieren die verantwortlichen plötzlich die Kontrolle und die Monster, die sie erschaffen haben, brechen aus und verbreiten das Virus, das im Begriff ist die gesamte Menschheit auszulöschen. Die kleine Amy Harper Bellafonte kann jedoch gerettet von dem FBI-Agenten Brad Wolgast gerettet werden und wandert nach dessen Tod als Unsterbliche beinahe hundert Jahre lang alleine durch Amerika.
Zur gleichen Zeit bildet sich in der Abgeschiedenheit der Wüste ein gut bewachtes Lager mehrerer Überlebender, die als Kinder dorthin evakuiert wurden. Doch hundert Jahre später scheinen die Sicherungsmaßnahmen nicht mehr lange auszureichen und die Menschen dort sind bald schon der Gefahr, die von den neuen, infizierten Geschöpfen, den Virals, ausgeht, ausgesetzt. Genau dann taucht Amy auf und in dem darauffolgenden Chaos scheint zunächst keiner zu bemerken, dass dieses besondere Mädchen die einzige Hoffnung für das Überleben aller darstellt.
  Meine Meinung:
Ich habe versucht den Inhalt dieses Buches so gut wie möglich wiederzugeben, doch das ist eigentlich nur schwer möglich. Zum Einen ist das Buch so komplex, dass es gar nicht richtig zusammengefasst werden kann, zum Anderen möchte ich natürlich nicht zuviel verraten. 
Auf den ersten dreihundert Seiten des Buches wird geschildert, wie es überhaupt zu der Katastrophe kommen konnte und wie Amy in die ganze Sache verwickelt ist. Detailliert und lückenlos beschreibt der Autor aus verschiedenen Sichten sämtliche Hintergründe und Details der Versuchsreihe. Alles, von der Arbeit eines scheinbar unwichtigen Mitarbeiters bis zum kurzen Kirmesbesuch von Wolgast mit der kleinen Amy, wird genaustens beschrieben.
Zu Anfang erschien mir diese Liebe zu augenscheinlichen Belanglosigkeiten des Autors als nervig und unnötig, doch im Nachhinein würde ich genau das als positives Merkmal des Buches hervorheben. Immer mehr bin ich durch die Schilderungen des Autors in die schrecklichen Umstände auf dem Versuchsgelände und die noch schrecklichere Welt "danach" eingetaucht.
So richtig beginnt die Geschichte jedoch erst nach 500 Seiten. Erst dann wird dem Leser auch bewusst, welche der unzähligen Personen denn nun wirklich Haupt- und welche nur Nebencharaktere sind. Zwischendurch kam mir während der ersten 500 Seiten ein paar Mal der Gedanke, diese Trilogie nach dem ersten Band auf keinen Fall weiterzulesen. Hätte ich da schon gewusst wie es weitergeht, hätte ich wahrscheinlich viel schneller gelesen, denn sobald es endlich richtig beginnt, war es mir kaum noch möglich mich von dem Buch zu trennen (für die erste Hälfte des Buches habe ich über zwei Wochen gebraucht, für die zweite vier Tage). Durch immer wieder neuen Wendungen schafft es Cronin, dass einem beim Lesen auf keinen Fall langweilig wird und immer habe ich mit Spannung erwartet, was der Gruppe auf der Suche nach einem Ausweg im Kampf gegen die Virals als nächstes zustößt. Dadurch, dass die Zahl der Charaktere hier so stark vermindert war, konnte ich mich auf die einzelnen Personen auch besser einlassen und Sympathien für sie entwickeln.
Das Gefühl der Angst, Hoffnungslosigkeit und Bedrohung zieht sich durch den gesamten Roman, die Atmosphäre ist durchgehend düster und freudlos. Die Gefahr durch die "Virals", die ein wenig wie Vampire und doch noch ganz anders sind, ist allgegenwärtig. Lediglich in einigen Momenten der Freundschaft und Liebe lässt sich Mut und neue Hoffnung erkennen. Dies geschieht keinesfalls auf eine kitschige Art und Weise. Der Autor weiß Gefühle und Emotionen so geschickt in die Handlung einzubauen, dass es oft gar nicht nötig ist, sie seitenfüllend zu beschreiben.
Zu den Personen lässt sich im Allgemeinen sagen, dass sie sehr facettenreich ausgearbeitet und völlig unterschiedlich sind. Die Charakterzüge sind sowohl von vergangenen als auch von gegenwärtigen Erfahrungen gezeichnet und viele von ihnen machen während des Buches eine starke Wandlung durch. Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem ich mich den Personen so nahe gefühlt habe. Ich habe als Leser mit den getrennten Liebenden, dem zurückgewiesenen Sohn und den trauernden Hinterbliebenen mitgelitten und sogar die ein oder andere Träne verdrückt, ohne dass der Autor all diese Gefühle in irgendeiner Weise so genau und direkt beschreibt. Ich könnte hier die Personen noch weiter beschreiben und Namen nennen, doch ich haben wirklich das Gefühl, dass das alles bei diesem Buch schon zu viel verraten würde.
Ich habe mich auch den ganzen Roman über gefragt, womit der Autor wohl zwei weitere Bände füllen möchte. Es schien erst darauf hinauszulaufen, dass sich alles am Ende des Buches aufklärt und die Handlung dort schon zu einem Abschluss kommt. Erst auf den letzten Seiten offenbart sich dem Leser die ganze Problematik und welche schwierige Aufgabe Amy und dem Rest der Gruppe noch bevorsteht. Der zweite Teil erscheint am 14 Januar und ich bin schon ganz gespannt darauf. Der einzige Nachteil ist wohl, dass es bis zum dritten noch so lange dauern wird ;)
  Fazit:
Der Übergang ist ein Buch, auf das man sich vollkommen einlassen muss. Es beschreibt eine zukünftige Welt, die mir als Leser Angst machte und einen auch etwas nachdenklich zurücklässt. Ist das wirklich ein Preis, den es für die Möglichkeit unsterblich zu sein, wert wäre zu zahlen? Ist es richtig immer weiter zu versuchen die Natur des Menschen zu verändern oder sollen wir uns endlich mit dem zufrieden geben was wir haben? So bleibt am Ende ein bitterer Beigeschmack. Die Begeisterung, die das Buch bei mir am Ende ausgelöst hat, wird ein wenig von dem etwas langatmigen Einstieg gedämpft. Deswegen vergebe ich 4 von 5 Herzen.
♥♥♥♥