Der Traum vom Kochen und Schreiben leben zu können

Wien (Culinarius) Man soll ja dankbar sein für jedes Jahr, nicht wahr. Aber für das Jahr 1985 sind wir ganz außergewöhnlich dankbar. Obwohl Microsoft damals das erste Windows präsentiert hat.

Denn andererseits ist ja auch sehr viel Gutes passiert in jenem Jahr. Boris Becker zum Beispiel bewies, dass man Wimbledon gewinnen kann, bevor der Bartwuchs einsetzt. Falco brachte „Amadeus“ heraus. Robert Ballard fand ein Schiff, das jemand 1912 unauffindbar verlegt hatte, Titanic hieß es. Dolce und Gabbana gründeten ein Modelabel namens, äh, wie heißt es? Österreichs legendärer Weinskandal brachte ein paar alte Winzer hinter Gitter, viele junge Winzer ans Ruder und der Weinkultur in diesem schönen Land einen bis heute segensreichen Evolutionsschub. Keira Knightley kam zur Welt. Bruno Mars auch.

Und Patricia mit C, und ohne sie wäre 1985 trotz allem sinnlos geblieben. Am 2. April erblickte sie das Licht des brettelebenen Marchfeldes, erhielt den Namen Patricia mit C, weil „Z“ ja irgendwie ding ist, und weil man das Z aufwändig ändern müsste, falls ein Fürst um ihre Hand anhalten sollte, und so weiter und so fort.

Heute, kurze 29 Jahre später, kann man sagen, dass alles trotzdem gut ausgegangen ist:
Die Herrin über Cook´n´Roll bloggt unter dem Spitznamen “Mitzia“ und das beziehungsbedingt im sanften südoststeirischen Hügelland, wo im Schatten der Klapotetze Wein und Kürbis wuchern, die Leistungsdaten von Buam und Traktoren ziemlich austauschbar sind und die Küche… – mein Gott, die Küche!

Wäre dieses Land nicht, wie es ist, für Mitzia müsste man es neu erfinden, und wäre Mitzia nicht, wie sie ist, was täte sie dann in Kernöl Country? Aber so… – „Ich hab früh mit dem Kochen angefangen. Und bin dann irgendwie sehr tief reingekippt“, sagt sie. Was sie nicht sagt.
Mitzia kocht gern vegan. Liebend gern vegetarisch. Und fertigt mit Begeisterung preisverdächtige Schweinsbraten. Sie kann nicht nur steirisch, sondern auch asiatisch, orientalisch, afrikanisch, texmexisch und natürlich wienerisch.

Und das in der Bandbreite von sweet&fluffy über herzhaft, pikant und scharf bis hin zu wirklich hothothot und bistduvöllignarrisch.

Weil Mitzia nicht immer kochen kann, macht sie Pausen, in denen Sie entweder nachdenkt, was sie als nächstes kochen könnte. Oder das Gekochte fotografiert oder über das Gekochte bloggt. Und das mit mitreißender Begeisterung und ohne verkrampfte Gramm-Angaben.

Weil gekocht werden sollte mit Inspiration und Gefühl statt mit Transpiration und Gewichten, meint sie und widmet Gusteau und Remy, den Helden von Ratatouille, die Tagline ihres Blogs: „Jeder kann kochen!“ Weil sie zumindest den Brennstoff für ihren Herd und die Zutaten für ihre Rezepte finanzieren muss, arbeitet sie bei einem Grazer Yachtcharter-Unternehmen. Doch, doch, auch das macht ihr Freude. Nicht zuletzt, weil in ihrem Wirkungskreis die wahrscheinlich größte besegelte Maturareise des Planeten fällt, und das ist alle Jahre wieder spannend.

Aber hinterm Horizont warten die Träume. Zum Beispiel der, eines Tages vom Kochen und darüber Schreiben leben zu können. Wie man das erreicht? Man nehme ein großes Talent und eine Hand voll Berufung, mische eine Messerspitze Besessenheit bei und lasse die Mischung jeden Tag auf großer Flamme aufkochen, bis die Zeit wirklich reif ist…

Fotocredit: Patricia Plachy
Text: Michael Lynn

 


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