Es gibt nur wenige gute Dokumentarfilme über das Profiboxen. Meist kranken sie an einem Zuviel oder einem Zuwenig. Entweder ist das Thema zu uninteressant, oder die Person ist so berühmt, dass schon alles über sie gesagt wurde, oder der Film langweilt denjenigen, der sich schon etwas mit Boxen beschäftigt, oder …
Hinzu kommt ein ästhetisches Problem: Die meisten Regisseure schaffen es nur, die immer gleichen schwitzenden Körper zu zeigen, ein Mehr an Bildern können sie dem Boxen kaum abringen . Das führt dann oft genug auch dazu, dass die Filmemacher ihren eigenen Bildern nicht vertrauen. Dann belästigt schon mal eine Stimme aus dem Off den Zuschauer mit unnötigen Kommentaren und Belanglosigkeiten.
Der Film von Regisseur Thomas Landenberger ist da von einem ganz anderen Kaliber. Landenberger vertraut, zu Recht, seinen Bildern. Er zeigt Boxen in seiner ganzen Schönheit und das mit ganz eigenwilligen Blickwinkeln. Immer wieder ist die Kamera ganz nah an der Person. Je länger der Film dauert umso näher kommen auch die Zuschauer den Personen. Der Kameramann Maximilian Hoever wählt zum Teil ungewöhnliche Bildausschnitte, die uns ganz neuartige Bilder vom Boxen bescheren – Bilder, die dem selbst Gesehenen am Ring ähnlicher sind, als die üblichen Filmbilder.
Die Hauptstärke des Films ist aber, dass der Regisseur seinem Helden, Conny Mittermeier, vertraut. Mittermeier trägt den ganzen Film. Dabei gewährt er uns Einblick in seine Arbeit und sein Denken. Mittermeier ist ein großer Boxtrainer, der jedoch noch von vielen unterschätzt wird. Ihm wurde in seiner Karriere als Trainer einige Male sehr böse mitgespielt. Aber er kartet nicht nach, sondern er macht weiter und konzentriert sich auf seine Arbeit. Sein Tun als Trainer bekommen wir exemplarisch vorgeführt in seiner Arbeit mit dem Weltergewichtstalent Timo Schwarzkopf, der hier noch Festim Kryeziu heißt. Der Film zeigt den Trainer und seinen Boxer vor und während den ersten beiden Profikämpfen von Schwarzkopf.
Um es noch mal deutlich zu sagen: Der Film „Der Trainer“ ist ein großartiger Film. Ich hoffe, er findet möglichst viele Zuschauer. Ob und wann er zu sehen sein wird, ist allerdings noch ungewiss. Es lohnt sich aber, nach ihm Ausschau zu halten.
© Uwe Betker