DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ist zurückgetreten. Das ist konsequent. Aber um Fußball geht es schon lang nicht mehr.
Nicht nur Fußballspiele können tragisch enden. Auch Fußballkarrieren. Wolfgang Niersbach hat schon beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gearbeitet, da waren die meisten heute aktiven Fußball-Profis noch nicht auf der Welt. Über ein Vierteljahrhundert hat Niersbach im Spiel seines Leben für den deutschen Fußball gearbeitet: mit Theo Zwanziger, mit Franz Beckenbauer - auch mit Sepp Blatter. Jetzt ist das Spiel aus - und alle gehen als Verlierer vom Platz.
Wolfgang Niersbach kennt die Medien, seit er bei der Nachrichten-Agentur Sport-Informations-Dienst gelernt und gearbeitet hat. Und Niersbach liebt den Fußball. Jahrelang hat er das Stadionheft von Fortuna Düsseldorf gemacht. Beim DFB war Niersbach Pressesprecher, Medien-Direktor und Generalsekretär. Präsident zu sein, war die Vollendung seiner Karriere als Fan und Funktionär. Sein Rücktritt ist ein Drama, zum einen für ihn selbst: Vor wenigen Wochen noch ist er als UEFA-Chef (Nachfolge Platini) oder gar als FIFA-Chef (Nachfolge Blatter) gehandelt worden. Daraus wird nichts, weil er nun genauso ins Zwielicht rückt, wie die Spitzen des europäischen und des Weltfußballverbandes - auch wenn man ihm vielleicht noch am ehesten glaubt, dass er sich "persönlich absolut nichts vorzuwerfen habe". Ganz kann das aber auch nicht stimmen. Entweder er hat gewusst, was da im Organisationskomitee gedacht, notiert und eventuell sogar praktiziert wurde oder er hat sich jetzt eine gewisse Naivität vorzuwerfen.
Zum anderen ist es aber auch ein Drama für den DFB. Der Imageschaden für den Deutschen Fußball ist jetzt schon enorm, ganz gleich, ob die Weltmeisterschaft 2006 nun gekauft worden ist oder nicht. Wolfgang Niersbach hat jedenfalls die richtigen Konsequenzen aus den Ermittlungen zum Korruptionsskandal gezogen - anders als Ex-Präsident Theo Zwanziger, der den Verband gezielt und systematisch beschädigt, anders auch als der sonst so redselige Beckenbauer, der sich auffällig rar macht und ganz anders als FIFA-Patron Sepp Blatter, der viel schärfere Vorwürfe einfach aussitzt. Niersbach scheint es wirklich darum zu gehen, Schaden vom Fußball zu nehmen, unabhängig von persönlicher Verantwortung. Er darf jedenfalls nicht darauf hoffen, dass etwaiges Fehlverhalten seinerseits nun nicht aufgeklärt würde. Es ist schade, dass Wolfgang Niersbach sein Amt und wahrscheinlich auch einiges Ansehen so verliert, denn um Fußball geht es in der Nachspielzeit des Sommermärchens schon lange nicht mehr...