Der tote Kater und der ewig lebende Flieder

 Kandidatin 2 für den Schreibwettbewerb


Der tote Kater und der ewig lebende Flieder ...
Das Leben ist unfair ... immer und immer wieder betonte dies der drei Jährige Viktor schluchzend als er, seine Mutter und seine Schwester, nach der Beerdigung der getigerten Familienkatze Lutzifer vom Garten zurück ins Haus gingen. Das Leben ist unfair. "Mama, wird er irgendwann zurück kommen? Vermisst er uns vielleicht sogar?", fragte der kleine Viktor.
"Schau, jedes Kahr aufs neue wird uns der wohltuende weiße Flieder, den wir auf seinem Grab pflanzten daran erinnern, dass Lutzi bei uns ist."
Und so deckte die Mama Viktor fest zu und wünschte ihm mit einem Kuss auf die Stirn eine gute Nacht. Tief in der Nacht, als Uromas alte vererbte Standuhr zum letzten mal um Null Uhr lese Glockentöne von sich gab, übertönte ein lautes Prasseln den Klang der Uhr. Ein Licht das heller ist als jede Lampe. Eine Hitze die heißer ist als jede Sauna. Feuer. Zuerst breitete es sich im Kellergewölbe des Familienhauses aus, dann kletterten die Flammen hoch in den Wohnbereich. Die antike Einrichtung glich binnen Minuten dem inneren eines Kamins. Rauch im ganzen Haus. Plötzlich merkte der noch tief schlafende Viktor ein Kratzen an seiner Decke, ein lautes Fauchen und miauen ließ ihn aufspringen. Noch im Halbschlaf sah er ein flinkes Wesen um die Ecke seiner Türe flüchten. Kriechend eilte er zu seiner Mutter und Schlafzimmer, schrie: "Feuer, Feuer im ganzen Haus!" Die Mutter sprang auf, packte ihre Tochter aus dem Babybett und Viktor am Arm.
Das Feuer kroch immer höher das alte, hölzerne Treppengeländer rauf in die Schlafräume. Das Haus war nun hell und heiß durchflutet. Die Mutter öffnete ihr Schlafzimmerfenster, drängte Viktor mit kleinem Schubsern auf einen dicken Ast der großen Eiche die seit Generationen im Garten wuchs, gab ihm seine kleine Schwester und rief: "Kletter los und halte deine Schwester so fest wie Litzi, als er nicht mehr vom Baum  runter kam!"
Als nächstes rettete die Mutter sich auf den dicken Ast, der bereits Flammen fing. Heil unten  angekommen, liefen sie zur Straße vor dem Haus, wo bereits die  Nachbarn mit Bademänteln auf die panische Familie wartete. Immer lauter werdende Sirenen tönten durch die Straßen. Die Feuerwehr löschte nur noch den Brand um vorzubeugen, dass die Flammen nicht auf die umliegenden Häuser überspringen.
Das Haus von Viktor, seiner Mutter und der Schwester war nicht mehr zu retten. Ebenso die alte Eiche, die in Schutt und Asche auf dem Boden des Gartens lag. 20 Jahre nach dem schweren Unglück, fuhr Viktor, der bereits ein gestandener Mann war, mit seiner Frau  durch die Straßen der alten Heimat, zu dem Platz wo einst sein Elternhaus stand und nun eine grüne Wiese nicht erahnen lässt, welch trauriger Tag sich hier ereignete, erblickte er einen großen, üppig blühenden weißen Flieder und wusste, dass dort drunter der Held liegt, der ihm und seiner Familie einst das Leben rettete. Von der Heldentat erzählte er jedoch niemandem und mit einem Lächeln auf den Kippen, einer Träne im Auge und einem Danke im Herzen, fuhr er zum letzten mal fort.
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