Notgedrungen befasse ich mich seit einer Weile mit dem Tod. Das Sterben verdränge ich dabei weitgehend, denn davon, wie das sein könnte, habe ich mehrfach eine relativ gute Vorstellung bekommen. Es war (in meinem Fall) nicht wirklich schlimm, aber auch nicht gerade angenehm. Doch ich stelle es mir schön vor, tot zu sein. Keine Hektik, kein Stress, kein Lärm, keine Aggression, keine Schmerzen, keine Gedanken mehr rund um was auch immer. Einfach nur Stille, Ruhe, Schwerelosigkeit.
Ich bin mir bewusst, dass diese Aussage von manchen als „suizidal“ eingestuft wird. Die, das halte ich dagegen, haben keine Ahnung (oder kein Verständnis) und sollten sich – frei nach Dieter Nuhr – vielleicht besser nicht zu diesem Thema äußern. Es ist mein Thema. Mal mehr, mal weniger, aber schon eine Weile und möglicherweise noch eine Weile länger. Suizidal? Warum? Weil ich ausspreche, was viele sich nicht zu denken trauen? Weil es ein Tabuthema ist, das einen durchaus in die Psychiatrie bringen kann? Quatsch! Leider hält sich dieser Blödsinn hartnäckig, was ihn nicht wahrer macht. Glücklicherweise dürfen wir Menschen uns mit dem Tod befassen, sogar Todessehnsucht spüren und dies auch kund tun, ohne gleich „in der Klapse“ zu landen. Die Psychiatrien würden wegen Überfüllung geschlossen, wenn jeder jeder, der über das Ende seiner biologischen Existenz nachdenkt, dort eingeliefert würde.
Leben wäre doch eine gute Alternative!, höre ich als nachvollziebaren Hinweis aus dem Off. Klar wäre es das – aber über welches Leben sprechen wir? Auf welche Definition einigen wir uns? Und ist es die, die andere wählen? Oder das, was ich, Gina, als (mein) Leben bezeichne? Wer beurteilt mit welchen Argumenten auf welcher Grundlage Subjektives, das sich zwar juristisch-medizinisch so halbwegs objektivieren lässt, aber eben dann doch wirklich – eben weil es subjektiv ist? Ein Philosoph käme auf ganz andere Ergebnisse, als ein Mediziner, ein Jurist, ein Theologe. Und so kommt eben auch ein Kranker zu anderen Schlüssen als ein Gesunder. Und das, finde ich, ist gut so.