Der Tod des Märchenprinzen

Tod des Märchenprinzen Der Tod des Märchenprinzen

Diesmal hat Fellmonsterchen von Monstermeute & Zeugs für ihr Projekt ’52 Bücher’ eine wirklich herausfordernde Aufgabe gestellt:

Dein Hasscharakter (im Sinne von: unnachvollziehbare Handlungen)

Ich habe mich für das Buch Der Tod des Märchenprinzen von Svende Merian aus dem Jahr 1980 entschieden, nicht weil ich dem Buch oder der Erzählerin gegenüber irgendwelche Hassgefühle hege, sondern weil ich ihre Handlung nicht nachvollziehen konnte oder kann.

Kurz zum Inhalt:

“Linke Frau, 24, möchte gerne unmännliche Männer, gerne jünger, kennenlernen …” mit dieser Kontaktanzeige sucht und finde Svende  (das Werk soll autobiografisch sein) ihren vermeindlichen Märchenprinzen Arne.
Sie treffen sich ein paar Mal, haben ein bisschen Sex miteinander und nun möchte sie gerne alles, was sie an Themen der damaligen Frauenbewegung gelernt hat, mit ihm durchdiskutieren, bzw. an ihm exerzieren.
Aber Arne will gar keine feste Beziehung, entwickelt sich immer mehr zum ekligen Macho und weist sie ab.
Doch das will sich die Erzählerin gar nicht gefallen lassen, denn erstens ist sie verliebt und zweitens hat Mann schließlich Verantwortung, wenn er mit Frau Sex gehabt hat. 
Sie versucht, ihn und sich in unendlichen Nabelschauereien zu analysieren, spioniert ihm nach und schreckt sogar vor öffentlichen Anklagen in Form von Sprayereien vor seiner Haustür zurück.
Letztendlich muss sie einsehen, dass es einen Märchenprinzessen nicht geben kann (genauso, wie es keine Märchenprinzessinnen gibt) und das man sich seinen Partner nicht nach individuellen Wünschen backen kann.

Die wilden Achtziger

Heutzutage wirkt das Buch ein bisschen so, als käme es aus dem Pleistozän der Frauenliteratur und man muss sich die Zeit, in der es geschrieben worden ist, vor Augen führen.

Damals, Ende der 70er – Anfang der 80er war eine Zeit des Umbruchs.
Die Grünen entwickelteten sich aus den Bürgerinitiativen zu einer ernstzunehmenden Partei, man war für Frieden und gegen Atomkraft und liebäugelte mit kommunistischen Splittergruppen.
Ina Deter forderte laut, dass das Land neue Männer brauche und die damalige Frauenbewegung beschäftigte sich damit, den Männern das 5000jährige Patriachat heimzuzahlen.
Man – frau – trug lila Latzhosen, andere Insignien des neuen alternativen Bewusstseins waren Buttons mit der Aufschrift “Atomkraft Nein Danke” und diese unsäglich kratzenden Pullis aus angeblicher Lamawolle aus dem angeblichen Peru.

Dann wurde dieses Buch auf den frauenbewegten Markt geschmissen und wir alle (ja, ich auch!) lasen es und schimpften und lamentierten über die Ungerechtigkeit der Männerwelt und wollten auf keinen Fall mehr als Sexualobjekte durchgehen.

Der Märchenprinzen – Frust

Letztendlich konnte ich Svendes Frust zwar verstehen (da verliebt man sich mal in einen netten Kerl und dann lässt er einen sitzen), aber ihre Schlussfolgerungen und ihren Kampf um diesen Typen konnte ich nie nachvollziehen. 
Ich denke, wenn man eine solche Kontaktanzeige aufgibt, muss man damit rechnen, auf die seltsamsten Typen zu stoßen und eigentlich konnte sie nach meiner Meinung sogar froh sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. 
Außerdem heißt es noch lange nicht, dass nur, weil man eine schöne Zeit miteinander verbracht hat, auch gleich für immer aneinandergekettet sein muss.
Schon gar nicht kann man eine Beziehung erzwingen, wenn einer der Partner keine tiefen Gefühle für den anderen entwickeln kann, dann ist das halt mal so. So bitter das auch manchmal ist!
Aber man darf niemals dem Anderen die Schuld geben, wenn man sich selber und freiwillig zum Opfer gemacht hat.

Dass es keinen Märchenprinzen gibt, hat mir meine Mutter mit 10 bereits eingebleut, dass man einem Mann niemals nachläuft mit 13 und das man seinen Stolz als Frau bewahren muss, irgendwann davor oder danach.

Ich hätte diese Angelegenheit als nette Bettgeschichte mit einem, der sich später als Arsch herausstellt, abgehakt, hätte meine lila Latzhose gebügelt und wäre wieder unters Volk gegangen!


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