Es beginnt früh morgens, mit dem Klingeln des Weckers. Wir öffnen unsere Augen, heben leicht unseren Kopf und hören, wie er schreit. Niemand außer uns vernimmt seine Worte: „Bleib liegen!" ruft er „dreh dich nochmal um!" Wir würden gerne auf ihn hören, so verdammt gerne, aber wir wissen, dass es nicht geht. Wir müssen ihn zum Schweigen bringen, ihn um jeden Preis besiegen. Der innere Schweinehund darf nicht gewinnen!
Das Leben führt uns in Versuchung und stellt uns vor manchmal erschreckende oder frustrierende Herausforderungen. Unsere Sprache zeugt davon. Sie ist gespickt mit dämonischen Metaphern, die uns eine Lehre sein, uns zur Wachsamkeit aufrufen, aber auch unsere Vorstellungskraft beflügeln sollen. Allein der Teufel, das christliche Sinnbild des Bösen, hat sehr viel Platz in unserer Ausdrucksweise. Er wird dabei begleitet von Gespenstern und Dämonen. Der innere Schweinehund zählt tatsächlich noch zu den harmloseren Exemplaren.
Auch wer gelegentlich über den Teufel spricht, muss ihm deswegen nicht gleich ein künstlerisches Denkmal setzen. Man sollte nie den „Teufel an die Wand malen". Wer das tut, geht vom Schlimmsten aus und beschwört das Unheil geradezu herauf. Der Ursprung dieser Redewendung liegt ebenfalls in der Vorstellung, der Teufel könne durch Aussprache seines Namens, aber auch durch eine bildliche Darstellung seiner Selbst angelockt werden. Die Angst, den Teufel versehentlich einzuladen, war im Mittelalter groß. Daraus entstand der Brauch, die Segensformel C+M+B über Eingangstüren anzubringen. C+M+B gilt als Abkürzung des lateinischen Segensspruches „Christus mansionem benedicat", zu gut Deutsch: „Christus segne dieses Haus." Bis heute schreiben die Sternsinger diese Buchstabenkombination traditionell am 6. Januar mit Kreide (oder Aufklebern) an Hauswänden, um den Teufel abzuhalten. Der Segensspruch gilt übrigens nicht für soziale Medien, also immer schön darauf achten, bei Facebook keine öffentlichen Einladungen zu posten.
Als die Heimat des Teufels kennen wir die Hölle, über deren Innenausstattung wir aber relativ wenig wissen. Wirklich von Interesse ist für uns ohnehin nur eine Räumlichkeit des Teufels: seine Küche. Niemand von uns möchte gerne „in Teufels Küche kommen", denn dort warten nichts als Probleme. Die sprichwörtliche „Teufels Küche" steht für Schwierigkeiten oder sogar Gefahren, in die man sich selbst oder andere Menschen bringen kann. Wie fast alle Teufelsmetaphern geht auch diese auf das abergläubische und nicht sonderlich optimistische Mittelalter zurück. Aus der Vorstellung der verdammt heißen Hölle, in der die Menschen förmlich im eigenen Saft schmoren, hat sich das Bild der „Teufels Küche" entwickelt.
Ein bekanntes Hauptgericht der Teufels Küche ist der „Satanbraten" oder auch „ Teufelsbraten". So wurde früher eine Person bezeichnet, die anderen Menschen bewusst Schaden zufügte. Diese Taten zu Lebzeiten holten den „Satansbraten" nach seinem Ableben - so der Glaube (und die Hoffnung) - wieder ein und brachten ihn in des Teufels Küche, wo er bei ca. 666 Grad Celsius ordentlich Bräune bekommen sollte. Die Bezeichnung „Satansbraten" oder „Teufelsbraten" war somit eine Vorhersage des zukünftigen Schicksals einer gemeinen, hinterhältigen Person. Heute werden beide Ausdrücke, wobei die Bezeichnung „Satansbraten" gängiger ist, nicht mehr so negativ, sondern eher in der Bedeutung „Schlingel" verwendet, häufig für freche Kinder.
So manche inneren Dämonen werden genährt von den „ Geistern der Vergangenheit", schmerzhaften Erinnerungen, die man nicht abschütteln kann, oder unangenehmen Überbleibseln früherer Jahre, wie z.B. Schulden, die sich auf die Gegenwart und die Zukunft auswirken. Auch Die Geister, die ich rief wird man nicht so schnell wieder los. Dieser Ausdruck aus Johann Wolfgang von Goethes Werk „Der Zauberlehrling" umschreibt eine Handlung oder eine Äußerung, die sich verselbstständigt und ungewollte Vorgänge auslöst, die man nicht mehr stoppen kann. Heute werden solche gerufenen Geister auch gerne mal mit einem ordentlichen Shitstorm garniert, aber das kann man Goethe nun wirklich nicht ankreiden.
Ein bisschen überraschend zählt auch der Alltag zu den teuflischen Aspekten unseres Lebens. Laut des französischen Schriftstellers Honoré de Balzac muss der Mensch in der Ehe „einen unaufhörlichen Kampf gegen ein Ungeheuer führen, das alles verschlingt: die Gewohnheit". „Das kälteste aller kalten Ungeheuer" aber ist der Staat, sagte einst Friedrich Nietzsche.
Abschließen möchte ich, ohne es weiter zu kommentieren, mit einem alten englischen Sprichwort: „Eine Frau ist ein Engel mit zehn, eine Heilige mit fünfzehn, ein Teufel mit vierzig und eine Hexe mit achtzig."