Der Tellerrand

Corona sei Dank, haben wir gerade eine hoffentlich einmalige Chance einen Blick auf uns selbst und weit darüber hinaus zu werfen. Damit meine ich weder das leerräumen von Lebensmittelgeschäften (eine allzu menschliche Reaktion) oder die Jammerei über die Auswirkungen der privaten wie wirtschaftlichen Einschränkungen. Warum es ein Problem sein soll, sich alleine oder mit der Familie zusammen für 14 Tage in den eigenen vier Wänden aufzuhalten, erschließt sich mir zwar nicht, doch das könnte auch an meinem Bedürfnis nach Ruhe liegen. Wer Kinder hat, muss sich dann darauf besinnen, wie die kleinen Blagen beschäftigt werden können, ohne das diese vor eckigen Röhren der schnellen Dummheit anheim fallen. Wir haben dann gebastelt, gemalt, Spiele gespielt, alles Spielzeug ausgepackt und benutzt, Kasperletheater improvisiert oder sogar gelesen, zusammen oder jeder für sich. Wahrscheinlich macht man heute keinen Gebrauch mehr von der eigenen Phantasie, obwohl es sicher ein lohnender Versuch wäre. Selbst gemeinsames Kochen vertreibt die Zeit wie im Flug 😉 Spaß beiseite, denn was meine ich wirklich?

Die Wissenschaft hält für alles immer Zahlen parat, ob für die Verbreitung von Viren oder die globale Umweltverschmutzung. Nur hatten diese ganzen Zahlenspiele immer einen ganz großen Nachteil, denn sie waren ausschließlich hypothetisch, also Wahrscheinlichkeitsrechnungen und keine faktischen Zahlen. So konnte sich jeder aus der Gleichung herausrechnen und sich selbst das Gewissen beruhigen. Dies hat sich nun komplett geändert. So konnte bereits per Satellit festgestellt werden, dass die Smogglocke über China in nur 6 Wochen fast vollständig verschwunden ist. Eine völlig neue Erfahrung für über eine Milliarde Chinesen, auch wenn diese gerade nicht sehr oft vor die Tür gehen. Dasselbe gilt für die riesige Flotte an Kreunzfahrtschiffen, die, weil sie nicht mehr in Häfen anlegen darf und das weltweit, einfach in den Heimathäfen ungenutzt am Kai liegen und auf bessere Zeiten hoffen. Das gilt ebenso für den Reiseverkehr allgemein, wobei ja an der Pendelei zur Arbeit überhaupt nicht gerüttelt wurde, ebensowenig wie am täglichen Einkauf im Supermarkt oder dem notwendigen Arztbesuch. Ausschließlich der Konsum von Freizeit, Artikeln und Dienstleistungen wurde stark eingeschränkt oder gar untersagt. Trotzdem kann jeder (noch) online einkaufen was er/ sie mag. Natürlich würde jeder gerne die abgerutschten Spritpreise an der Tanke ausnutzen, um endlich der Reiselust zu frönen, würde es nicht diese doofen Beschränkungen geben.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir in Deutschland/ Europa/ der Welt, eines der luftsaubersten Jahre seit der Industrialisierung messen. Wir werden Millionen Tonnen an Müll vermeiden, weniger die Meere verschmutzen und sogar der Energiebedarf dürfte signifikant zurückgehen. Doch was nützt uns dies alles? Im Moment natürlich nicht viel, doch haben wir dann endlich mal konkrete Zahlen, mit der sich eine Verbesserung der Umwelt voraussagen lässt, wenn wir an bestimmten Stellschrauben drehen wie, Verkehr und Konsum. Alleine der stark eingeschränkte Flugverkehr wird erhebliche Auswirkungen auf die Gesundung der Umwelt haben und was die Natur betrifft, reagiert diese in manchen Bereichen sehr schnell auf positive Veränderung. Wie abhängig wir von jeder Art Konsum sind, sehen wir derzeit an den notleidenden Unternehmen, die ohne Messen, Besucher, Hotel- und Restaurantgäste, Automobilverkäufen usw. ganz schnell in Schwierigkeiten geraten. Dies ist der eindeutige Beleg dafür, dass wir eine zukünftige Umweltpolitik nicht ohne die Wirtschaft durchsetzen können werden, denn was nützt eine bessere Umwelt, wenn die Menschen arbeitslos sind, oder schlimmeres. Es muss also die Wertschöpfungskette vom Herstellungsprozess bis zum Konsum radikal verändert werden. Wie könnte das gelingen?

Zuerst muss es einen stabilen hohen Anteil an recyclebarem Material geben. Dieser müsste bei 80 Prozent plus X liegen, was dazu führt, dass Fahrzeuge, Gebrauchsgegenstände, Spielzeug, Verpackungen usw. Sortenrein produziert werden müssen, damit die enthaltenen Wertstoffe dem Produktionskreislauf wieder zugeführt werden können. Das gilt natürlich ebenso für alle neugebauten Immobilien, denn auch Beton kann derzeit nicht wiederverwendet werden. Wir hätten also die nächsten 20 Jahre Zeit alles auf den Prüfstand zu stellen, was uns täglich umgibt. Dazu benötigt es Forschung und Entwicklung an und von neuen Materialien, neuen Produktionsverfahren und die komplette Abkehr vom Wegwerfkonsum, der zum großen Teil in den Hochöfen der Energiewirtschaft verschwindet und für dicke Luft über den Kontinenten sorgt. So, und nur so wird uns die Chance, welche dieses weltumspannenden Virus uns verschafft hat, einen Gewinn für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder sichern. Wenn es dann so kommen sollte, war diese Pandemie wohl das Beste, was uns seit langen passiert ist und das meine ich weder sarkastisch noch ironisch. Doch dafür benötigt es eine gewillte Gesellschaft und denselben Mut der Politiker, mit der diese die Maßnahmen für unser Land verkündet haben. Eben für uns alle, nicht für einige wenige.

Was sind im Gegnsatz dazu ein paar Sportereignisse weniger, kein Kino, Theater oder Kultur im Allgemeinen, ausgesetzte Friseurbesuche oder der Sommerfummel weniger im Schrank, wenn ich dagegen die Zukunft unseres Planeten und damit unser langfristiges Überleben rechne? Eben. Nichts!

Es grüßt Sie, Ihr Arno von Rosen, und bleiben Sie alle gesund!


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