„Der Tagespeigel“ weiß nicht, was er will…

So wirklich schlau wird man aus dem Resümee nicht, das ein Gastbeitrag im „Tagesspiegel“ in einer dreiseitigen Darlegung des Spagats zieht, den Muslime in Deutschland nach Ansicht des Autors vollbringen müssen (http://www.tagesspiegel.de/meinung/islam-in-deutschland-doppelter-handschlag/7404684.html). Wie kann ein Weg zwischen Integration und Assimilation aussehen, fragt sich Prof. Laurence, der Politikwissenschaftler aus Amerika. Und er findet rasch eine Antwort: Emanzipation müsse es sein, die Muslime leben sollten – nicht so, wie  vielleicht Alice Schwarzer sie versteht, sondern wie es die Historiker in ihrer grundlegenden Definition tun. Das vollkommene Einbinden einer Randgruppe in die bestehende Gesellschaft, unter Einhaltung von Gesetzen, mit gleichen Rechten und Pflichten, wie sie jeder Bürger hat.

Der verdutzte Leser möchte sich an dieser Stelle fragen: Habe ich etwas verpasst? Sind wir denn nicht schon lange emanzipiert? Auch die Muslime, denen in Deutschland alle Grundrechte zustehen und die sich kaum darüber beschweren können, mit besonderen Pflichten drangsaliert zu werden, dürften das, was Laurence fordert, schon lange hinter sich haben. Zweifelsohne gibt der Autor deshalb auch zu: Deutschland hat einen guten Weg hinter sich. In Sachen Integration ist Vieles besser geworden. Doch zufrieden sein könne man nicht. Muslime wären weiteehin frustriert über die Grenzen der Religionsfreiheit, die ihnen gesetzt würden.

Hallo!? Wie war das mit den emanzipatorischen Gesetzen, die für alle gleichsam gelten sollen? Nein, Laurence formt aus Assimilation die Bevorzugung von Muslimen – und verkauft sie unter dem Deckmantel der Emanzipation. Integrieren heißt, vor allem von der aufnehmenden Seite her Bemühungen zu erwarten. Assimilation fordert die Angleichung an Bestehendes durch die, die eingegliedert werden wollen. Emanzipation gleicht beides in ein Geben und Nehmen aus. Doch das ist es nicht, was der Gelehrte den Deutschen abverlangen will. Wenn er von einer „Neujustierung“ spricht, zu der die Bundesrepublik in der Lage wäre, dann gibt er ihr insgeheim die Hausaufgabe: Gleiche Rechte für alle – und ein paar mehr für die Muslime.

Auf der einen Seite verteidigt Laurence die stabilen Gesetze in Deutschland, die Grundlage zum Zusammenleben für alle sind. Andererseits bejammert er die Beschneidung von Rechten der Muslime durch den Staat. Emanzipation fordere die Anerkennung von bestehenden Regelungen bei Inanspruchnahme aller Berechtigungen, die sich daraus für jedermann äquivalent ergeben. Und doch sollen Muslime über ihre beschränkte Religionsfreiheit noch immer zurecht enttäuscht sein, weiß der aus der Ferne beobachtende Professor, der die europäischen Muslime in seinem Buch zum Emanzipieren aufruft. Nur in einem Gleichgewicht des „doppelten Handschlags“ zwischen Islam und Gesellschaft, zwischen Religion und Staat liege die Lösung.

Dass Emanzipation über die Stränge schlagen kann, das zeigt sich an der jahrzehntelang zurecht erkämpften Gleichberechtigung der Frau: Heute wird der Kampf ungemindert fortgeführt, ungeachtet dessen, dass mittlerweile die eigentlich als Ziel gesetzte ausgeglichene Waagschale schon wieder schief hängt. Aus Emanzipation ist Bevorzugung geworden – an vielen Orten sichtbar. Von Frauenbeauftragten über Frauenquoten wird das „schwache Geschlecht“ getätschelt, Männer sorgen sich zunehmend davor, in Vergessenheit zu geraten. Und so droht es auch mit dem Islam zu werden, folgt man blind der Theorie von Laurence: In allem Eifer um Einbindung einer Gruppierung in die bestehende Gemeinschaft schießen Forderungen nach gleichen Rechten schnell einmal über das Gute hinaus.

Religionsfreiheit bedeutet für alle, Einschränkungen dergleichen durch unsere säkulare Verfassung hinzunehmen. Da ist es überhaupt nicht emanzipiert, wenn man diesen Status verkennt und mit den Muslimen trauert, die Abstriche machen müssen. Der Islam kennt es nicht, dass ihm ein Staat vorgesetzt wird. Islam ist Staat. Weder Christen noch andere Religionen können die Freiheit ihrer Religion so auslegen, wie sie es vielleicht aus ihrer Tradition und ihrer Gewohnheit her kennen. Denn das heißt Emanzipation: Rechte auf ein gleiches Maß zu bringen – und dazu gehört eben oft auch, sie nicht nur zu erweitern, sondern sie im Zweifel auf den gemeinsamen Nenner zu kürzen.

Laurence spielt mit seinem Ansatz mehr oder weniger bewusst den ehemals in Mode gewesenen Schlachtruf nach Emanzipation so weit aus, dass dem Leser in aller Freude über den neuen Weg der Kulturen verborgen bleibt, wie sich der Professor insgeheim für eine Zweiklassengesellschaft ausgesprochen hat: Gesetzestreue wird von allen verlangt, doch den Muslimen muss man zugestehen, ihre verwöhnten Freiheiten nach Allmacht und Schrankenlosigkeit auch beibehalten zu dürfen. Nein, so kann Miteinander nicht funktionieren: Wer Islamkritik mit milder Begünstigung von Muslimen begegnet, ist kein Schlichter, sondern Friedensrichter!

Dennis Riehle


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