Der Tag der Derwische

Isfahan, Derwische im stillen Sit-In nach der Zerstörung ihres Versammlungshauses

Isfahan, Derwische im stillen Sit-In nach der Zerstörung ihres Versammlungshauses

von Helmut N. Gabel

Im Gedenken an alle politischen Gefangenen im Iran, die auf den Straßen Freiheit einfordern.

Am 21. Februar 2011 begehen Menschen zum zweiten Mal weltweit den Tag der Derwische in Erinnerung an einen gewaltlosen Einsatz für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Freiheit im Iran.

Um die Doktrin des “Höchsten Führers” (Velayat-e-faghi) im hintersten Winkel des Landes durchzusetzen, hat das Regime im Iran im Februar 2009 in einer Nacht und Nebelaktion ohne jegliche rechtliche oder moralische Grundlage das Versammlungshaus (die Hosseinieh) der Nematollah Gonabadi Derwische (Sufis) in Takhte-Fulad, Isfahan mit Baggern niedergewalzt und ihre Grabstätten zerstört.
Dieses traumatisierende Ereignis stand in einer Reihe groß angelegter und einige Jahre gründlich vorausgeplanter Maßnahmen, um die Sufis und die Geistesrichtung der Sufis im Iran und aus der Kultur Irans auszulöschen. Zuvor sind Zentren in Qom, Boroujerd, Charmahin, auf der Insel Kish und in anderen Städten entweder geschlossen oder zerstört worden.
Den Sufis sind Gewalt und Aggressivität zuwider. Sie sind jedoch entschlossen Recht und Gesetz mit friedlichen Mitteln und Beharrlichkeit zu verteidigen. Sie stehen zusammen wie ein einziges Schild.

Am 21. Februar 2009, als die Atmosphäre im Iran noch sehr von Verzweiflung und Unterdrückung geprägt war und die Menschen noch in einer Glocke aus Angst lebten, nahmen die Nematollah Gonabadi Sufis aus ganz Iran den Weg nach Teheran auf sich. Sie protestierten vor dem Parlament gegen die systematischen und unaufhaltsamen Unterdrückungen, gegen die Gewalt und Ungerechtigkeit, denen sie jahrelang ausgesetzt waren.

Geschätzte 60.000 Derwische verlangten Gerechtigkeit und Wiedergutmachung von einem System, das sich über 30 Jahre hinweg sehr geschickt eine auf Aberglauben basierende Kultur der Unterdrückung aufgebaut hatte. In einer Atmosphäre von Angst und Verzweiflung angesichts eines machttrunkenen Systems, legte die Bewegung der Derwische vor dem Parlament in Teheran das Fundament für Hoffnung. Sie entzündeten die Flamme der Hoffnung in der iranischen Nation sich aufrecht gegen die physische, kulturelle, emotionale und geistige Gewalt, die sie drei Jahrzehnten lang eingeengt hatte, hinzustellen.

Offiziellen Berichten zu Folge wurden an diesem Tag 850 Derwische verhaftet. Viele von ihnen sind über Monate hinweg im berüchtigten Teheraner Evin Gefängnis Gewalt und Folter ausgesetzt gewesen. Aber sie konnten ihren Häschern widerstehen und sind ihren Grundsätzen treu geblieben.
Sich diesen Tag in Erinnerung zu rufen, ist nicht ohne Bedeutung, denn er ist ein Symbol für die Prinzipien der Nächstenliebe und das gewaltlose Engagement für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Freiheit für alle.

Mögen die Sufi-Derwische dank ihrer Lehren und Weisheiten, ihrem Einsatz und ihrem langen Atem alle Iraner und Iranerinnen inspirieren, ihr längst fälliges Recht auf Freiheit, Demokratie, Frieden und Wohlstand zu erreichen.

Internationale Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran, Februar 2011

http://www.mehriran.de/


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