Der Suizid von Social Media by Facebook

Social Media hat sich aufgemacht, Beziehungen zwischen Menschen über Kontinente hinweg und um die Ecke eine neue Plattform zu geben. Die Einfachheit der online-Möglichkeiten hat in Zeiten der unkontrollierbar gewordenen Gier für alle den Eindruck vermittelt: Alles ist einfach und deshalb machbar; wenn Du mitmachst, wachsen die Möglichkeiten. Nun muss Facebook feststellen, dass seine Gier nach Daten, die sich in Werbung amortisieren lassen, Facebook`s Geschäftsmodell zum Auslaufen bringt. Es könnte auch anders ausgedrückt werden: Es zahlt sich auf Dauer nicht aus, Vertrauen zu Margarine verarbeiten und auch noch mit Luft gepanscht verkaufen zu wollen. Die Menschen wollen das Vertrauen, ihre Daten, ihre Autonomie zurück und verlassen Facebook.

Facebook in Endlosschleife

Der Suizid von Social Media by FacebookDer Suizid von Social Media by FacebookFacebook ist aber nach Dieselgate der aktuelle Meilenstein der Vertrauenskrise. Umso mehr verwundert es, dass Facebook als finanzstarkes Unternehmen nicht in der Lage ist, aus der eigenen Psychose rauszukommen. Bei Facebook scheint die Philosophie der Lemminge das Management zu lähmen. Beratungsresistent verlässt sich Facebook auf die Macht von Bergen an Daten, die in den Serverfarmen schlummern und mit passenden Algorithmen Tag für Tag in sinnlose Werbung umgewandelt und dem Nutzer vor die Nase auf den Bildschirm gekleistert werden. Jedes Mal, wenn mich so eine Werbung unbestellt am Bildschirm nervt, denke ich, wer hat schon wieder diesen widerlichen Kaugummi weggeschmissen, der auf meinem Schirm alles verklebt.

Personenkult führt mit Masslosigkeit ins verderben

mark-zuckerberg-facebook-bin-ich http://www.sueddeutsche.de/digital/mark-zuckerberg-facebook-bin-ich-1.3929484

Geschäftsmodell von Facebook lädt zum Missbrauch ein

Die Gier nach Daten und nach deren möglichst ungehinderten Nutzung ist so groß, dass es Facebook egal ist, wenn sich noch jemand anderer für dessen Zwecke an den Daten bedient und zusätzlich zu Facebook z. B. Wahlen und Stimmungen manipuliert. Nur so lässt sich erklären, dass die Stellungnahmen von Facebook und Mark Zuckerberg an eine betrunkene Mutter erinnern, die ihren Kindern versichert, bei der nächsten Flasche werde alles besser. Die Kinder vertrauen der betrunkenen Mutter nur solange, bis sie für sich selbst sorgen können, bis sie autonom werden. Deshalb ist es verständlich und gut, wenn sich die Menschen vom Social Media der Algorithmen befreien und autonom nur die Kommunikation benutzen, die zu echten sozialen Beziehungen führt und auf Vertrauen, nicht auf Hebelgewinnen, aufgebaut ist. Facebook und Mark Zuckerberg haben selbst mit ihrem Verhalten entschieden, dass Social Media nicht die Zukunft der propagierten Digitalisierung ist und selbst das Begräbnis ihres eigenen Geschäftsmodells eingeläutet.

Sie hätten es bei Facebook besser wissen können, aber dafür werden wohl die passenden Algorithmen gefehlt haben. Die Banken, die Finanzindustrie hat es doch vorgemacht, wohin eine unreflektierte Geschäftspraktik führt, wenn sie nicht vom ordentlichen Kaufmann sondern von Gier getragen wird.

Finanzjongleure haben es der Social Media vorgemacht

So haben die Banken die Welt in eine Finanzkrise gestürzt. Als ob alles möglich wäre, haben sie Kreditpakete geschürt, verkauft auch dann, als diese wertlos geworden sind. Gerade dann, um sie schnell los zu werden, haben sie das Prinzip Vertrauen völlig beiseite gelegt und munter drauf los gehandelt - getragen vor allem durch die Erlaubnis der Staaten, derivativen Handel betreiben zu dürfen. Damit sind Hebel in die Finanzgeschäfte integriert worden, mit denen sich sagenhafte Summen verdienen ließen. Diese „Erfolge" haben jegliche Vorsicht eingeschläfert und nur die Gier regierte auf den Handelsplätzen. Das sind die Erfolge der als Fortschritt gefeierten Liberalisierung der Finanzmärkte.
Und wenn etwas schief gegangen ist, wie 2007/2008, dann sind die Steuerzahler von den Regierungen einfach ausgenommen worden: Die Verluste wurden sozialisiert und die Gewinne rasch beiseite geschaffen, privatisiert. Alles unter dem Auge der Gesetze des jeweiligen Landes. Es sind Tausende von Milliarden in den Sand gesetzt worden, die Banken leiden heute noch darunter, und werden durch die Zentralbanken mit frisch gedrucktem Geld Monat für Monat am Leben erhalten.

Die alte gute Arbeitsteilung wurde durch hemmungslose Globalisierung wertlos
Der Eindruck trügt die Menschen nicht, wenn sie Globalisierung mit Argusaugen misstrauisch beobachten und zu dem Schluss kommen, für die Konzerne ja, aber für sie selbst lohne es nicht. Wenn das geschäftliche Treiben um den Globus herum mehr an Wegelagerer erinnert, die nur danach trachten, wen sie wo am besten abzocken können, dann sind Gegner der Globalisierung in der gleichen Position wie wenn die Feuerwehr bei Überflutungen versucht, mit Sandsäcken die Kontrolle über die Flutmassen zu erlangen.

Das alles ist kein Fortschritt, sondern unlautere Geschäftsmeierei. Insofern ist es zu begrüßen, wenn sich die Märkte durch eigene Fehler bereinigen. Die Börse war früher ein guter Indikator, wo das beste Vertrauen zu kaufen ist. Durch das „Prinzip Gier" korrumpiert hat auch die Börse den Wert „Vertrauen" durch Derivate verspielt.

Nun sind die Anleger genauso dran wie die Nutzer von Social Media oder Bankkunden: Die Kunden müssen in allen Bereichen die Kontrolle über die Geschäfte zurückerobern oder es dann eben sein lassen zu kaufen.

Kaufen oder nicht kaufen

Nicht zu kaufen, und schon gar nicht unbesehen und ungeprüft, wird zum Verkaufsschlager. Es werden nur Unternehmen überleben, die Partner in Überprüfung der Qualität werden. Unternehmen, die Vertrauen verkaufen werden, sind die Zukunft. Sie müssen mit der Mündigkeit der Kunden, der Nutzer kooperieren, sonst werden sie auf der Müllhalde nicht brauchbarer Produkte landen.
Die Ökologie, die ökologische Überprüfung der Balance ist der nächste Wachstumszyklus.
Der Hype um die Digitalisierung sind Todeskrämpfe in der Agonie der Internetgiganten. Wenn diese Datenkraken mit Boten, Trackern, Algorithmen, maßgeschneidert platzierter Werbung und einer permanenten Berechnung der Zugriffe auf Websiten das Internet zumüllen, dann kann es nicht wundern, dass die Netze immer langsamer werden.

Digitalisierung ist nur ein besserer Straßenbelag

Den Bürgern schnellere Glasfasernetze zu versprechen ist ein selbstverständliches zur Verfügung stellen von moderner Technik - es ist nichts anderes als ein Transportweg. Allerdings muss der Bürger sich fragen dürfen, wem nutzt die schnelle Glasfaser? Wird er schneller von Werbung belästigt? Kommen die Internetkonzerne schneller an seine Daten? Wird die Sicherheit mit der Geschwindigkeit Schritt halten?

Keiner hat dem Bürger, dem Wähler, bislang erklärt, welche Vorteile er von der Digitalisierung hat, haben wird. Wenn der technische Fortschritt den Menschen besser schützt und sein Leben erleichtert ohne ihn abhängig zu machen, dann hat solch ein Fortschritt seine Berechtigung. Für den anderen Fall des Betriebs ohne Vertrauen benutzen wir lieber den Recycling-Hof.

Unversehrtheit der geschützten Privatsphäre

Ich habe festgestellt, dass ich Facebook zu nichts brauchen kann, also werde ich rausgehen. Es hat eh genervt, so dass ich da kaum was gemacht habe. Vorteile bringt es keine, außer ich wollte auch andere zumüllen. Will ich nicht.

Und ich will genauso, wie ich auf meinem Briefkasten den Kleber „Bitte keine Werbung reinwerfen" sichtbar kleben habe, auch so einen virtuellen Kleber für meine IP-Adresse haben. Ich habe weder darum gebeten noch irgendjemandem erlaubt, dass für mich Werbung fabriziert und mir ungefragt zugeschickt oder präsentiert wird. Also raus mit dem Müll.

Erst wenn das Internet frei von Bevormundung zu einer Enzyklopädie für die Suche nach Informationen und für ungestörte Kommunikation mit Briefgeheimnisqualität wird, von der Sucht und Anfixen befreit, haben Verbraucher/Nutzer einen Gewinn von dem Fortschritt. Aber erst dann.

Bis dahin ist das alte gute Telefon, wenn auch als Handy, der Fachverkäufer in einem gut sortierten Geschäft und die Post für vertrauliche Informationen die bessere und lebensnahe Alternative. Nicht nur wachsam, sondern vor allem achtsam müssen wir werden, wenn wir nicht ausgebeutet, abhängig werden wollen.

Eine ordentliche Zeitung mit gut gemachtem Werbeabschnitt passt zu einer guten Tasse Kaffee. Facebook und andere Datenkraken machen den Tag zu einem Hindernislauf ohne Ziel.

Der Skandal um missbrauchte Daten zeigt, dass der ungezügelte Digital-Kapitalismus Grenzen braucht. Die Politik muss über radikale Maßnahmen nachdenken. http://sz.de/1.3926691

Wozu also die Digitalisierung?

Jetzt hat Facebook endgültig in Eigenregie mit Missbrauch des Vertrauens der Nutzer das eigene Ende eingeläutet. Kein Wunder. Missbrauch der Daten, des Vertrauens ist das gehandelte Geschäftsmodell von Facebook. Entgegen aller Beteuerungen und allerhand Augenwischerei.

Facebook ist nur die erste Schwalbe. Den Missbrauch von Vertrauen als Geschäftsmodell betreibt Google genauso, mit noch raffinierteren Strategien. Google ist zwar für die Nutzer brauchbarer und effektiver als Facebook, wird aber ohne grundsätzliche Korrektur des eigenen Geschäftsmodells auch nicht überleben können.

Vertrauen, Sicherheit, Freiheit und faire Kooperation ist die Basis, auf der in Zukunft Internetdienste wachsen können.

Und: Vertrauen, Sicherheit, Freiheit und faire Kooperation braucht Geschwindigkeit. Deshalb werden im Vergleich zu heute mehrfach schnellere Netze gebraucht. Für Werbung, für maßgeschneiderte Reizüberflutung werden schnellere Netze nicht gebraucht, weil die Nutzer Müll immer weniger nutzen werden.

Sicher, viele Websites, die ihre Besitzer durch platzierte Werbung finanzieren, werden eingehen. Bei industriell-technischem Fortschritt gibt es immer grundsätzliche Veränderungen. So kommen neue Geschäftsmodelle, neue Technologien und die veralteten, überlebten gehen ein.

Bezüglich Facebook, Google und Co kann man also nur hoffen, dass sie ihren Gripps abermals hochfahren und die Masse an Geld, die sie an Millionen Menschen durch Wegelagern verdient haben dazu benutzen, dass auch im Internet faire, sichere, vertrauensvolle und demokratische Wege möglich sind.

Zählen von Erbsen mit Erfassung von Klicks, Google-Analytics zur Erfassung von Zugriffen auf Websites dienen nur für die Berechnung von Werbeeinnahmen. Für den Internetnutzer sind sie wertlos, stehen ihm aber im Wege, vermindern die Geschwindigkeit. Die Erstellung von Profilen ist ein reines Instrument für Manipulation in allen Lebensbereichen der Bürger und der Gesellschaft.

Die moderne Internetgesellschaft wird keine Profile brauchen. Die Gesellschaft hat sich ohne Computer und ohne Internet bis zur Demokratie entwickelt, es Löhne, Renten, Krankenkassenbeiträge usw. pünktlich und genau bezahlt worden. Der Vorteil der schnelleren Verarbeitung und die Möglichkeiten zur Erstellung von Profilen werden für Überwachung und Manipulation der Bürger benutzt und gefährden die Demokratie. Mittlerweile sind sogar in der Klick-Gesellschaft valide Umfragen unmöglich, auch manipuliert.

Im Internet der Zukunft wird der Nutzer von einem digitalen Abwehrschirm ummantelt durch den Internetkosmos reisen. Das Angreifen des Nutzers oder gar Abgreifen seiner Spuren und Identitätsmerkmale wird strafbar werden. Der Missbrauch wird bei den Angriffen auf den digitalen Abwehrschirm des Nutzers erfasst und verfolgt werden können. Kommunikation findet erst dann statt, wenn der Nutzer mit seinen geschützten Daten an einen geschützten Briefkasten gelangt ist. Dort kann er mit Hilfe eines individuellen Protokolls andocken. Der aktive digitale Schutzschirm wehr Angriffe ab.
Für so einen Schutz wird eine hohe Geschwindigkeit gebraucht. Nicht für die Meteoriten-Stürme an Werbung und Ablenkung von Reiserouten.

Unfälle können immer passieren, wie auf den Straßen auch. Sie werden seltener, (es sei denn, man fährt im selbstfahrenden Fahrzeug).

Menschen ändern sich, werden klüger, wacher

Moderne, aufgeklärte und selbstbewusste Menschen müssen nicht im Müll ersticken. Sie müssen auch nicht gläsern wie in „Kaisers neuen Kleidern" irgendeiner Fiktion nachjagen, mit der andere Geld verdienen wollen. Also muss der Müll aufgeräumt und technologischer Fortschritt nicht für die Befriedigung von der Gier, sondern für besseres Leben der Menschen dienen.

Dass das zu einem Geschäftsmodell werden kann, ist dann ein wirtschaftlich angenehmer Kollateraleffekt. Soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie dürfen nicht durch Wegelagerer in Schieflage gebracht werden.

Die größte Chance, jeglichen Datenkraken zu entkommen, hat man übrigens mit dem „guten alten" Telefon. Einfach alte Freunde anrufen und sich verabreden, ganz analog statt digital. Soll ja auch Spaß machen - und ist weitaus weniger kompliziert.

LINKS:

Thema http://www.zeit.de/thema/facebook Will Facebook und Mark Zuckerberg zur Gefahr für Demokratie werden? http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/facebook-mark-zuckerberg-wird-zur-gefahr-a-1200027.html Yale Professor schiesst scharf gegen-Mark Zuckerberg https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/aktie-weiter-im-visier-yale-professor-schiesst-scharf-gegen-mark-zuckerberg-34-imperator-auf-lebenszeit-34-6059521 Änderungen der Privatsphaereeinstellungen? http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/facebook-aendert-privatsphaereeinstellungen-nach-datenskandal-15516891.html http://www.sueddeutsche.de/politik/facebook-zuckerberg-plant-aussage-im-us-kongress-1.3924430 http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/facebook-und-mark-zuckerberg-vereint-im-absturz-15511211.html https://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-Datenskandal-Zuckerberg-will-sich-gegenueber-US-Kongress-erklaeren-4006679.html http://www.sueddeutsche.de/politik/facebook-zuckerberg-plant-aussage-im-us-kongress-1.3924430 http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/soziale-medien-warum-deutsche-facebook-nutzer-schlechte-karten-im-datenskandal-haben/21110456.html Unternehmensdaten http://www.sueddeutsche.de/digital/zensur-in-sozialen-medien-wie-facebook-menschen-zum-schweigen-bringt-1.3130204

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