Viele Orte in Tansania haben gar keinen Strom, in den Städten fällt der Strom jeden Tag für mehrere Stunden aus. Aber wir in Peramiho haben Likingo, ein Wasserkraftwerk, das den Bedarf von Abtei, Schulen und Krankenhaus deckt, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, ausgenommen die Trockenzeit, wenn zu wenig Wasser da ist. Dieses Jahr ist in Peramiho reichlich Regen gefallen, aber entlang der beiden Flüsse, die Likingo speisen, sah es weniger gut aus. Daher mussten wir Likingo schon vor zwei Wochen, kurz nach Ende der Regenzeit, abschalten. Stattdessen verbrennt nun der Generator in der Elektrowerkstatt teuren Diesel, um unseren Strombedarf zu decken. Freitag traf ich auf der Straße die Elektrikermeisterin, Sr.Deogratia. Die resolute Afrikanerin ist die einzige Frau, die in Peramiho eine Werkstatt leitet. Ich bat sie in mein Büro, und wir vertieften uns in ein angeregtes Gespräch, wie wir den Strombedarf senken und die Wassermenge erhöhen könnten – Energiewende also auch hier. Ein kleiner Teil meines Gehirns nahm wahr, wie das vertraute Brummen des Generators verstummte, und auch das Piepsen wie von einem hungrigen Vögelein nahm er wahr – der Warnton der UPS (unterbrechungsfreie Stromversorgung) meines Computers. Die Schwester hatte mir zwar gerade noch gesagt, dass sie alleine in der Werkstatt war, aber bei mir setzte die “Captainitis” ein: Wenn sie nicht reagiert, dann wird sie schon wissen, was sie tut. Schließlich ist sie die Fachfrau für alle Stromfragen. Nach zehn Minuten sprang die Schwester mitten im Satz auf, sagte, “Oh, Stromausfall,” und schon war sie – ohne sich zu verabschieden – verschwunden. Wenig mehr als die Zeit, die ein eiliger Mensch braucht, um von meinem Büro bis zur Elektrowerkstatt zu laufen, verging. Dann brummte der Generator wieder.