Durch Corly und tarlucy wurde ich heute aufmerksam auf den Story Samstag. Der findet statt bei TanteTex.
Die Regeln:Der Story-Samstag hat nur zwei einfache Regeln: Ich gebe ein kleines Thema vor. Und du hast die Möglichkeit ganz kreativ darauf mit einem geschriebenen Beitrag – egal ob als Gedicht, Abhandlung, Erzählung, Witz oder sonstiger literarischer Art – zu reagieren.
Der Schlüssel
Ich habe viele Schlüssel in meinem Leben gehabt: große Schlüssel, kleine Schlüssel. Schlüssel von Fahrradschlössern, die mich um den Verstand brachten. Schlüssel für Tagebücher, Schlüssel für den Spind. Haustürschlüssel und Schlüssel von der Arbeitsstelle. Schlüssel, die minderwertig waren und Schlüssel, die wertvoll waren. Schlüssel, die so wertvoll waren, dass man versichert war beim Falle eines Verlustes.
Ein Schlüssel Erlebnis wird mir jedoch immer in trauriger Erinnerung bleiben. Und eins in guter.
Ein Schlüssel (sofern er für eine Tür ist) bedeutet gewissermaßen, das man in dem Gebäude „zu Hause“ ist. Lange Zeit nach meinem Auszug „zu Hause“ hatte ich noch meinen alten Haustürschlüssel. Für beide Seiten war das lange Zeit in Ordnung, auch wenn ich nie unangemeldet kam. Doch das Leben, es schreitet fort. Jeder Mensch entwickelt sich. Und nicht immer kommen alle Gegenüber mit dieser Entwicklung zurecht. So auch bei mir. Ich hatte mir einen Wunsch erfüllt. Ich hatte meine Verwandschaft kennengelernt. Welche, die ferngehalten wurden aus meinem Leben. Es hat mich glücklich gemacht, es war aufregend. Und es hatte Konsequenzen. Ich musste ihn abgeben, meinen Haustürschlüssel. Andere Schlüssel kommen und gehen. Aber dieser, der Haustürschlüssel, den hatte ich mein ganzes Leben gehabt.Und ich musste ihn abgeben. Alles diskuttieren half nicht. Für mich war es der schlimmste Schlüssel Verlust. Es hat mir sehr weh getan.
Dafür habe ich auch ein schönes Erlebnis. Lange Zeit war ich Mitglied in einer Gemeinde. Da ich dort einige Zeit öfter zu tun hatte, kam ich irgendwann in den Besitz eines Schlüssels. Mir hatte das damals sehr gut getan. Es gab Tage, an denen ging es mir schlecht. Ich fuhr zur Gemeinde, ging in den Seminarraum und setzte mich ans Klavier. Nein, ich kann kein Klavier spielen. Nein, es hörte sich nicht schön an. Aber: Mir tat es gut. Ich spielte die Lieder, die meiner Seele gut taten. Ich spielte so lange, bis es mir besser ging. Ich fühlte mich „zu Hause“. An anderen Tagen (es muss „zwei Mal“ gewesen sein), konnte ich in meiner 2er WG nicht schlafen. Ich kann mich erinnern, wie verzweifelt ich in meinem Bett lag, wie müde ich war. Kurz vorm durchdrehen…Ich zog mich an, ging aus meiner Wohnung, ging in die Gemeinde. Legte mich aufs Sofa und schlief. Ich war ein wenig aufgeregt, das gebe ich zu. Aber ich war auch dankbar. In ein zu Hause kann man kommen, wann man will. Und da die Gemeinde mein „zu Hause“ war, konnte ich auch mitten in der Nacht vorbeikommen, mich hinlegen und schlafen.
Andere Schlüsselerlebnisse, die ich hatte, sind kleiner. Nicht von so großer Bedeutung.
Einen Schlüssel zu erhalten, bedeutet Freude. Ich habe Zugang zu einem Ort, zu dem ich Zugang haben möchte. Einen Schlüssel abzugeben, bedeutet meistens Trauer. Manchmal aber auch Befreiung. Und einen Schlüssel zu verlieren, ist dramatisch. Ich habe keinen Zugang mehr zu dem Ort, zu dem ich ein „Zugangsrecht“ durch den Schlüssel habe.