Discodeine „Discodeine“ (Dirty)
Das hat man nun davon, wenn man sich stündlich jede Menge brandheißen Datenmüll ins Hirn schaufelt - die wirklich bemerkenswerten Momente können da leicht mal hintenüberfallen. So beinahe geschehen mit dem etwas gespenstischen Video der französischen Rhythmusgruppe Discodeine, die sich vor einiger Zeit mit dem reichlich zugewachsenen Jarvis Cocker zusammengetan haben, um ihren Song „Synchronize“ in Szene zu setzen. Cockers Job war allerdings ein vergleichsweise einfacher, mußte er doch neben dem üblich schluffigen Gesang nur Zigaretten und Alkohol in beherrschbarer Menge beisteuern, das Pärchen im Nebenzimmer hatte da den eindeutig härteren Job zu verrichten.
Benjamin Morando (Pentile) und Cédric Marszewski (Pilooski), seit knapp vier Jahren unter dem Pseudonym Discodeine nicht nur in Frankreich eine größere Nummer und auch für "Whomadewho", "Metronomy" oder "Yelle" schon an den Reglern, charakterisieren ihren Stil auf der bandeigenen Website charmanterweise mit den Worten „is about ... krautdisco, mascarpone and chianti“. Naja, Franzosen halt. Einfacher ausgedrückt liefert das selbstbetitelte Album ordentliche Clubmucke, House in allen Schattierungen, druckvoll, bratzig, manchmal etwas ermüdend, aber auch mal überraschend verspielt. Die poppige Kollaboration mit Cocker darf hier eher als Ausnahme betrachtet werden, der große Rest verläßt sich weniger auf vokale denn auf perkussive Arrangements. Und auch wenn der Einstieg noch wie verschwitzte 80er-Disko daherkommt, auch wenn der Abschluß als ausuferndes, fast sakrales Synthetikmonster neben der üblichen Spur läuft – es bleibt Musik, die wohl in einer beschallten Großraumgruft besser zur Geltung kommt als vor der heimischen Anlage.
Insofern: für Liebhaber.
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