Doch weit gefehlt. Wem das Havelland zu verschnarcht und nachlässig, Frankfurt Oder zu verzweifelt und Cottbus zu weit draußen ist, der sollte trotzdem in die Prignitz fahren. Wenn man vom Havelland nordwärts fährst und einem irgendwann auffällt, dass die Dörfer und Höfe nicht mehr so runtergekommen aussehen, dann ist man in der Prignitz. Und wenn Du geglaubt hast, bis auf Potsdam sei Brandenburg doch ziemlich arm, dann fahr nach Neuruppin. Es ist der Starnberger See des Ostens. Nur weiß das kaum jemand.
Neuruppin ist gut erhalten und renoviert. (Wozu dann noch den Soli zahlen? fragt der Touri aus dem Westen. Wer weiß die Antwort..?) Man findet leicht einen Parkplatz im alten Stadtkern. Und fragt sich zuerst zum Fontanehaus durch, dann "hat man das wech"..
Ist es das..?
Nein, das ist es nicht. Das ist es:
Fontane wuchs gut behütet in einer Apothekerfamilie auf, wurde aber Dichter. Die "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" sind ein gewichtiges Werk über die Geschichte Brandenburgs. Man muss nicht alles gelesen haben, aber man findet hier u.a. die Erklärung, warum es "Mark" heißt und was es mit dem "Märkischen Kreis" in NRW zu tun hat.
Ok, von hier gleich weiter zum Denkmal von Karl Friedrich Schinkel, dem Stadtplaner und Architekten des Preußischen Klassizismus. Es steht im Stadtpark, gleich neben einer stattlichen deutschen Eiche.
Nach soviel Geschichte zurück in die Gegenwart. Zum See. Es gibt ein exklusives Ufer, wer hier keine Villa hat, der sieht den See nicht.
Und gegenüber liegen die Therme und das Wellness Hotel. Man fühlt sich wie am Starnberger See. Ist das wirklich Brandenburg?
Ist es. Ein Besuch lohnt sich. Und wie gesagt: Am besten mit einem Besuch des Tucholsky Museums in Rheinsberg verbinden. Auf dem Weg zur Ostsee oder nach Berlin.