„Let It All In“
(PIAS)
Dass die Welt eher die Glamourösen, die Blender mag, kann man ganz gut am Beispiel der englischen Band I Am Kloot beobachten. Seit mehr als zehn Jahren werkelt das Trio aus Manchester auf liebenswert altmodische Weise am klassischen, weitestgehend reduzierten Rocksong, fünf Alben haben sie in dieser Zeit abgeliefert – ein schlechtes war bisher nicht dabei. Und trotzdem blieb die Formation um John Bramwell, Andy Hargreaves und Pete Jobson über die Jahre der immerwährende Geheimtipp, dem man jede Menge Qualität, aber wenig Glück bei der breiten Masse attestierte. Den Jungs scheint das gottlob egal zu sein, das neue Album „Let It All In“ ist die Fortführung des alten mit bewährten Mitteln.
Den Vorgänger „Sky At Night“ zu toppen – damit war ohnehin nicht zu rechnen, aber auch die zehn aktuellen Songs präsentieren sich durchweg ausgewogen, gewohnt karg und mit sprödem Charme. Wieder mit im Boot: Guy Garvey, das Mastermind von Elbow, dessen Einfluss man manchem Song deutlich anzuhören glaubt – gerade „Hold Back The Night“ mit seinen extrafetten Streicherparts und Bramwells unterschwellig aggressiver Stimme und das noch längere, fast ausufernde „These Days Are Mine“ – mehr als alle anderen Stücke ein „Manchester-Song“ tragen seine Handschrift. An anderer Stelle erinnern I Am Kloot an den wippenden Indieblues der amerikanischen Spoon, auch wenn solch kratzige Gitarrenakkorde wie beim fabelhaften Eröffnungsstück „Bullets“ eher die Seltenheit sind.
Bramwell bewegt sich weitaus lieber im schummrigen Zwielicht, Cohen bestimmt, Stevens vielleicht, meist melancholisch, selten euphorisch gestimmt – manchmal jedoch, wie beim zauberhaften Song „Shoeless“, verliert er sich sogar in träumerischen, fast romantisierenden Bildern: „Shoeless in your favourite dress, you walk the shores, the waves caress your feet, you don’t really mind.“ Mit „Let Them All In“, „Mouth On Me“ und „Some Better Day“ sind weitere Hochkaräter auf der Platte – einfach, in der Tat, aber in dieser Einfachheit bestechend und mit bleibendem Eindruck. Es gerät bei all den mal sinnvollen, mal überflüssigen Spielereien und Sperenzchen, mit denen die Hits von heute verziert werden, leicht in Vergessenheit, dass der Maßstab für die Qualität einer Band ihre Songs sind – I Am Kloot sind auch hierfür, siehe oben, der beste Beweis. http://iamkloot.com/