Das Valentinsgedöns geht los. Online-Dating Plattformen verfassen erste Statistiken dazu, wie wahrscheinlich es ist, noch vor dem V-Day den Partner fürs Leben zu finden. Zeitschriften protzen auf ihren Titelseiten mit den besten Candle-Light-Dinner-Rezepten für einen romantischen Abend zu zweit. Es sind noch 10 Tage bis dahin, und alle scheinen sich nur noch mit dem einen zu beschäftigen. Am Valentinstag Single zu sein, ist ja so eine Sache. Ich persönlich habe mich mittlerweile ganz gut damit arrangiert, jedoch gibt es den ein oder anderen, der den Tag der Herzchen nicht so meisterhaft hinnimmt wie ich es tue.
Der Frust-Single
Der Frust-Single ist, wie der Name schon sagt, frustriert. Er befindet sich ganz tief in Phase 5 ihres Single-Daseins – der Frustphase. Der Frust-Single hasst die Welt und sich selbst. Vor allem hasst er glückliche Pärchen. Diese Schweine, wie sie einfach so ungehemmt vor ihm Händchen halten und ineinander verliebt sind. Und überhaupt, der Valentinstag ist doch nur eine Erfindung der Blumenverkäufer. Scheiß Kommerz! Der Frust-Single wird versuchen, am Valentinstag andere Frust-Singles, oder solche die schlichtweg Mitleid haben, zu finden, und eine Kontra-V-Day-Party veranstalten. Wahrscheinlich wird er viel zu viel Wein trinken, wahrscheinlich auch zu viel Schnaps, und sich am nächsten Tag furchtbar schlecht fühlen (zum Glück ist es dieses Jahr ein Samstag). Schuld daran sind natürlich einzig und allein die blöden Pärchen und ihre doofe Liebe. Braucht doch kein Mensch so was.
Der Ignore-Single
Valentinstag? Was soll das sein? Und vor allem: Wann war das nochmal? 14. Februar, ah ja. Herzen und Blumen überall? Ist mir nicht aufgefallen. Für den Ignore-Single ist der Valentinstag ein Tag wie jeder andere. Je nachdem, wie lange er schon kein Frust-Single mehr ist, ist diese Begebenheit mehr oder weniger gespielt und eingeredet. Dieser Art des Singles wird sich nicht abfällig gegenüber der knutschenden Außenwelt äußern. Sie ist ihm egal. Zumindest tut er so. Wahrscheinlich hat der Ignore-Single schlichtweg keine Lust mehr, sich über all diesen Kram aufzuregen, und hat gemerkt, dass er sich so nur schlechter fühlt. Also ignoriert er es einfach. Abends wird er sich wie gewohnt zwei Folgen How I met your Mother reinziehen, dazu einen Kamillentee trinken, und früh ins Bett gehen. Wie an jedem anderen Tag auch.
Der Genuss-Single
Der Genuss-Single ist im Grunde tief und fest in Phase 6 des Single-Daseins verankert. An der Tatsache, am Valentinstag Single zu sein, stört den Genuss-Single eigentlich gar nichts, denn er weiß, dass es auch noch anderes zu lieben gibt als einen Lebenspartner. Also wird der Genuss-Single sich viel Zeit nehmen, um furchtbar kitschige Postkarten an enge Freund und Familie zu schicken, in denen er ihnen mitteilt, wie lieb er sie hat. Schließlich geht es ja um die Liebe im Allgemeinen, oder? Der Genuss-Single wird sich an diesem Tag zelebrieren. Sich ausreichend Zeit nehmen um sich selbst einmal “ich liebe dich” zu sagen. Sich ein schönes Essen kochen, ein Bad einlassen, bei einem Glas Wein ein gutes Buch lesen… was auch immer ihn gerade glücklich macht.
Der Sorgenfresser
Wenn ich das so aufschreibe frage ich mich, wo ich eigentlich stehe. Ein Frust-Single bin ich nicht, war ich zum Glück noch nie. Eine Zeit lang habe ich den Valentinstag bestimmt bewusst verdrängt. Dass es nicht unbedingt mein Lieblingstag ist, wissen wohl alle irgendwie. Ich denke ein bisschen Mitleid haben sie auch mit mir, weil ich immer noch niemanden habe. Ich finde, dass Mitleid ok ist, immerhin würde es rechtfertigen, dass auch ich mich ganz kurz mal selbst bemitleiden kann. Meine Freundin schickte mir letzte Woche in Vorbereitung auf den großen Tag ein kleines Päckchen. Drin lag ein Brief mit einem kleinen Comic als Briefkopf. Zwei Vögel auf einem Ast. Der eine sagt “Schaaaaatz, es ist Valentinstag!”. Der andere Vogel (er schaut sehr genervt) dann “Und? Heißt du Valentin?” worauf der erste stottert “ööööhm, nein, aber…” und der zweite sagt “Dann halt die Fresse!” (auf dem Bild wirkt es irgendwie lustiger). Darüber prangt mit dickem lila Filzstift geschrieben: Valentinstag… NICHT! Alleine da muss ich schon Tränen lachen. Ohne den Brief gelesen zu haben steht da: “Freundin, ich weiß der Valentinstag ist kacke ohne romantischen Kram, und es ist dein gutes Recht, dich deswegen Scheiße zu fühlen!” Ich darf, wenn ich will. Mit im Paket liegt ein kleines, sehr lustig aussehendes Tierchen mit Reißverschlussmund. Ein Sorgenfresser. Mund auf, Sorgen rein, Mund zu und weg sind sie. Wie unglaublich praktisch findet ihr nicht?
Und da dämmert mir, welche Art von Single ich bin. Ich sollte den Tag nicht einfach ignorieren, so wie ich es bisher getan habe. Ich sollte alle Sorgen, die mir im Moment im Weg stehen (und die übrigen Pistazienkerne), dem Sorgenfresser zum Abendessen servieren, und tun was gut für mich ist. Ich will ein Genuss-Single sein. Also werde ich mit Freunden ins Theater gehen, von denen die Hälfte übrigens auch Teil eines Paares ist. Die Tatsache, dass den Valentinstag gemeinsam zu verbringen auch hier nicht zwingend notwendig zu sein scheint, zeigt mir, dass der Hype darum wohl doch ein wenig zu groß ist.
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