Der Sonne-, Mond- und Sternegucker

Galileo Galilei (1564-1648) war ein Universalgelehrter der Renaissance

Gemälde: Félix Parra (1845 - 1919) "Und sie bewegt sich doch": Galileo Galilei lehrt in Padua

Er war ein Fern-Seher: Galileo Galiei. Der praktisch veranlagte italienische Mathematiker (geb. 1564) erkennt schnell den Wert der gerade neu erfundenen Fernrohre. Weiter blicken können als das bloße Auge es vermag: das ist ein echter Kick für den  wichtigsten Naturwissenschaftler der Renaissance.

Lizenz: public domain Galilei zeigt die Jupiter-Monde

Nur die Leistung ist ihm noch zu schwach. Galilei macht sich daran, die bislang erreichte dreifache Vergrößerung zu verbessern. Mit guten Verbindungen ins glasverarbeitende Gewerbe, mit unerhörten Ansprüchen an Material und menschliche Handwerksfertigkeiten und mit unermüdlichem experimentellen Eifer vervielfacht er die Leistungen der Linsen. Das Resultat kann sich sehen lassen - und lässt sehen: Galileio Galilei richtet sein Fernrohr in die Dunkelheit des Weltalls und entdeckt vier neue Himmelskörper - die Jupitermonde. Zu Ehren der einflussreichen Medici-Dynastie aus Florenz (wo er gerade lebt und lehrt), nennt er sie die Mediceischen Gestirne. Das kommt an. Weltliche Unterstützung braucht der Vernunftmensch Galilei, der ganz auf seine Sinneswahrnehmung und seinen Verstand setzt, je weiter er sich aus dem Forscherfenster lehnt.

Der Sonne-, Mond- und Sternegucker

Seine Wissenschaftlerkarriere hat früh und unverfänglich angefangen. Schon als junger Mann wird er an verschiedenen Universitäten auf mathematische Lehrstühle berufen. Rasch zeichnet sich seine Forschung durch hohen Praxisbezug aus. Einer der es wissen muss, der Physikerphilosoph Carl Friedrich von Weizsäcker, adelt seine Leistungen: "Indem Galilei die Wissenschaft der Mechanik begründete, brachte er die Mathematik auf die Erde herab." Solange seine wissenschaftliche Neugier halbwegs bodenständig bleibt und sich beispielweise auf die Fallgesetze und Versuche auf der Schiefe Ebene richtet, lässt ihn auch die Katholische Kirche gewähren.

Lizenz: public domain Titelei des Galileischen Dialogs

Als sich Galilei anschickt, das geschasste und verbotene kopernikanische heliozentrische Weltbild zu rehabilitieren, ist die Inquisition auf Habacht. Für die Ketzerjäger ist es inakzeptabel, dass nicht die Erde, sondern die Sonne den Mittelpunkt des Universums ausmachen soll. Alles hat sich um die Erde zu drehen, die im 16. und 17. Jahrhundert noch weitgehend in Kirchenhand ist. Dass der europaweit beachtete Universalgelehrte nun vorsichtig das Gegenteil behauptet (vor allem im "Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme") will der Stellvertreter Gottes auf Erden nicht hinnehmen. Das würde der Bibel widersprechen und sei deshalb falsch. Anfangs gibt sich Galilei geschickt naiv: "Weil zwei Wahrheiten sich niemals widersprechen können, so ist es die Aufgabe der weisen Ausleger der Heiligen Schrift, sich zu bemühen, den wahren Sinn der Aussprüche herauszufinden..."

Lizenz: gemeinfrei Galileio vor der Inquisition

Aber das lässt ihm die Kirche nicht durchgehen. Sie macht ernst:. Wenn Galilei nicht widerrufe, drohe ihm das Schicksal Giordano Brunos: Den hatte die Inquisition dreißig Jahre zuvor als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil er nicht eingeknickt war. Galileo, mittlerweile alt und krank, will kein Märthyrer sein. Insgeheim weiß er ja, dass sich Wahrheiten wie seine Wissenschaft nicht aufhalten lassen. Deshalb spielt er das Spiel der Kirche mit: "Daher schwöre ich mit aufrichtigem Sinn und ohne Heuchelei ab, verwünsche und verfluche jene Irrtümer und Ketzereien und darüber hinaus ganz allgemein jeden irgendwie gearteten Irrtum, Ketzerei und Sektiererei, die der Heiligen Kirche entgegen ist." Es ist ein Phyrrhussieg für die Inquistion und Kirche. 1992 wird Galilei rehabilitiert. Heute vor 450 Jahren ist der große Gelehrte geboren worden.

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