Der Sommer ruft – aufs Land!

Kurz vor den großen Sommerferien strömte das Konzertpublikum in Straßburg noch einmal in den großen Saal Erasme um sich an musikalischen Postkarten aus Italien und Böhmen zu erfreuen, die an diesem Abend geboten wurden. Mit Felix Mendelssohns Symphonie Nr. 4, der „Italienischen“ und Antonin Dvoraks Symphonie Nr. 8, der „Englischen“ standen zwei Werke auf dem Programm, die die Gedanken schon einmal voraus aufs Land schickten.
Mit Enrice Mazzola am Pult leitete jener spanische Dirigent das OPS, der schon einmal im April dieser Saison in der Opera national du Rhin in Straßburg gastierte, in der er die musikalische Leitung der Oper Macbeth inne hatte.
Mendelssohns „Italienische“ trägt ihren Namen zu Recht nach den Impressionen des Komponisten, die er auf einer Italienreise sammelte und im Nachhinein in diesem Werk musikalisch verarbeitete. Die Leichtigkeit des Sommers, die Fröhlichkeit eines unbeschwerten Daseins spiegeln sich in ihr genauso wie Melodien und Tänze aus dem Süden Italiens. Leicht und unbeschwert, sehr leicht begann Mazzola seine Interpretation, sodass man meinen konnte, der erste Satz, hätte er sich wie seine Eingangsmelodie weiter gebärdet, sei an und für sich ein Leichtgewicht. Mitnichten. Je weiter sich das Thema vorarbeitete umso klarer gelang es den Musikerinnen und Musikern auch die Struktur des Werkes hörbar zu machen. Bis Mazzola im Mittelteil die Klangfarben beinahe ins Bedrohliche kippen ließ – um gleich darauf dieses dunkle Einsprengsel mit einem Federstreich wieder wegzuwischen. Wie das OPS unter seiner Leitung im zweiten Satz die Celli- und Bassbegleitung klar in den immer wiederkehrenden musikalischen Figuren gegen die Streicher setzte und so den tanzhaften Charakter des Satzes extrem betonte, war eine Wohltat für verwöhnte Ohren. Die beinahe schon gleichgestellten unterschiedlichen Instrumentalstimmen, die Mazzola durch gekonnte Zurück- und Hervorhebung der Lautstärke einzelner Instrumentalgruppen erreichte, brachte eine wunderbare Transparenz in das Werk. Hell und klar, wie eine Sommerimpression des Südens, die schwierigen Bläserparts im dritten Satz ganz leise erklingen lassend und mit umso mehr Verve und Kraft den peitschenden Abschlusssatz im Galopp durchquerend, zeigte sich Mendelssohn-Bartholdys Symphonie in bester Weise verstanden.
Hatte Mazzola in diesem Eingangsstück schon seine Fähigkeit zur Partituranalyse gezeigt, trieb er diese in Antonin Dvoraks Symphonie Nr. 8 noch zu Spitze. Das Werk, das unter dem Eindruck Dvoraks Heimat entstand und den Beinamen „Englische“ nur aufgrund ihrer Aufführung anlässlich der Verleihung des Doktortitels an Dvorak in London trägt, war der zweite Ausblick auf hoffentlich unbeschwerte Stunden im kommenden Sommer. Dvoraks Zitate von folkloristischen Tänzen und Gesängen boten in der Gegenüberstellung von Mendessohns Werk einen schönen Vergleich. Wie schon zuvor, nur noch ausgefeilter, arbeitete Mazzola die unterschliedlichsten Dynamiken, die das Werk innerhalb weniger Takte bereit hält, heraus. Bei ihm stehen dadurch Freude und Spannung ganz knapp nebeneinander, werden wunderbare Diminuendi, die sich beinahe in Stille aufzulösen scheinen, sofort in Tempo und Dynamik wieder umgekehrt. Auf diese Art und Weise wird er dem musikalischen Ideenreichtum des Werkes völlig gerecht und erreicht eine wunderbare Bildhaftigkeit. Die Walzer- und Marschmotive luden förmlich zum Tanzen ein und wie schon in der gesamten Saison zeigten sich die Bläser des OPS – genauso wie die Streicher, von ihrer besten Seite.
Enrique Mazzola, der auswendig dirigierte, konnte dadurch mit größtmöglicher Bewegungsfreiheit agieren. Durch seine direkte gestische Ansprache fühlten sich die Musikerinnen und Musiker ganz persönlich bei ihren auch noch so kleinen Einsätzen angesprochen, was zur schon beschriebenen Klangtransparenz einen wesentlichen Beitrag leistete. Mit diesem Konzert verabschiedete sich das OPS, das Orchestre Philharmonique de Strasbourg in seine


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