Seiten: 320 | Übersetzung: Michaela Kolodziejcok| Webseite der Autorin: Emily Martin | Bewertung: 2 von 5 Fläschchen
Meine Meinung als Podcast:
Der Sommer, als du wiederkamst stand seit dem Tag auf meiner Wunschliste, an dem es mir bei einer Stöberrunde durch das Verlagsprogramm ins Auge gesprungen ist. Als der Erscheinungstermin dann irgendwann immer näher rückte, freute ich mich schon riesig auf die Lesestunden, die ich mit dieser Lektüre verbringen würde, ja, ich schaufelte mir sogar ein halbes Wochenende extra für die Geschichte frei. Und dann schließlich kam Tag X und alles war anders, als gedacht ..
Worum geht es genau?
Früher war Harper die Kapitänin der Schwimmmannschaft an ihrer Highschool und beliebt. Damals, vor dem Ereignis, das ihr einen neuen Stempel aufgedrückt hat und seit dem ihr Leben nur noch eine einzige Richtung kennt: den Bach runter. Insgeheim wünscht sie sich alles ungeschehen machen und ihr altes Leben wieder haben zu können, aber das geht nun mal nicht und so hat sie täglich mit den Konsequenzen ihrer Fehler zu kämpfen. Ihre Eltern vertrauen ihr nicht mehr, frühere Freunde meiden sie und auch ihre große Liebe ist nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen. Gerne würde sie sich mit ihm aussprechen, doch bevor sie die Chance dazu hat, macht sie die Sache nur noch schlimmer ..
Von Romantik keine Spur
Der Sommer, als du wiederkamst ist das beste Beispiel dafür, dass Buchcover und Klappentext manchmal Erwartungen schüren, die nur minimal oder überhaupt nicht erfüllt werden. So dachte ich beispielsweise, dass ich irgendwo zwischen den Buchdeckeln auf ein wenig Liebesgesäusel, Zuckermomente und Romantik treffen würde, aber weit gefehlt. Vielmehr dreht sich hier alles um gewisse Ereignisse aus der Vergangenheit, die einer jungen Liebe ein jähes Ende gesetzt und Protagonistin Harper so verändert haben, dass ihr ihr eigenes Leben völlig entgleitet. Diesen Handlungsstrang fand ich, trotz der deprimierenden Grundstimmung, die damit einhergeht, tatsächlich sehr interessant und ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich meine große Freunde daran gehabt hätte, wäre ich nicht regelmäßig aus meinem Lesefluss gerissen worden.
Hilfe, ich bin verwirrt!
Ich gebe ja zu, manchmal brauche ich ein wenig länger, um in eine Geschichte reinzufinden. Das kann am Schreibstil liegen, an der Handlung, an einer Kombination aus beiden oder, weil mir einfach zu viele Fragezeichen im Kopf herumschwirren. Letzteres Problem begleitete mich dieses Mal für wirklich sehr lange Zeit. Plötzliche, nicht stilistisch hervorgehobene, Gedankensprünge in die Vergangenheit und Zeitangaben, zu vorerst rätselhaften Ereignissen, auf die die gesamte Geschichte aufbaut, brachten mich nicht nur immer wieder aus meinem Leserythmus, sondern verwirrten mich enorm. Zwar kam der große Aha-Momente dann irgendwann, aber zu dem Zeitpunkt war ich bereits so genervt, dass sich meine Freunde an dieser Geschichte einfach nicht mehr richtig einstellen wollte.
Tolle Figuren allein reichen eben doch nicht
Figuren hauchen einer Geschichte nicht nur Leben ein, sie schaffen es so manches Mal auch, das Ruder nochmal komplett herumzureißen und eine Lektüre mit wenig überzeugender Handlung zu einem kleinen Highlight zu machen. Manchmal. Für Der Sommer, als du wiederkamst hat es leider nicht ausgereicht, dass mir die Figuren wirklich Spaß gemacht haben. Dabei hätte ich es mir sehr gewünscht, denn sowohl die Situation von Harper inklusive ihrem eigenen inneren Zwiespalt, dem über die Stränge schlagen und der gleichzeitigen Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit als auch ihre krebskranke Mama und ihre Freunde haben die Geschichte jeder für sich auf ihre ganz eigene Art stark bereichert und verdient gehabt, dass ihre Figuren auch den angemessenen Rahmen bekommen. Doch leider hat es Frau Martin nicht geschafft, die vielversprechenden Ansätze so auszuarbeiten, dass sie den Figuren gerecht werden und mir als Leser Freude bereiten.
Kurzum
Ich hatte die Hoffnung, dass Der Sommer, als du wiederkamst die perfekte Sommerlektüre für mich werden würde. Dass mich ein wenig Liebesdrama, zum verlieben tolle Figuren und eine lebendige Atmosphäre einfangen und mir einige Stunden Lesevergnügen bereiten würden. Bekommen habe ich davon jedoch lediglich die tollen Figuren, die neben den für mich verwirrenden zeitlichen Abläufen nicht so glänzen konnten, wie sie es eigentlich gekonnt hätten. Das hat meinen Lesespaß leider nicht nur kurz, sondern tatsächlich über weite Teile der Geschichte getrübt, sodass ich tatsächlich froh war, als ich das Buch schließlich beenden konnte.
Weitere Meinungen zu dem Buch: The Infinite Bookshelf | Die Seitenflüsterer | Seductive Books